Frauen in der Kommunalpolitik:"Und ihr sorgt für den Kuchen"

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Frauen in politischen Führungspositionen sind im Landkreis immer noch eher die Ausnahme. Sie brauchen viel Durchstehvermögen und Selbstbewusstsein, um sich auch gegenüber dem eigenen Geschlecht Respekt zu verschaffen. Sie bleiben dennoch hartnäckig.

Von Regina Bluhme

Es ist jetzt etwa zwanzig Jahre her, dass Anita Meinelt bei einer CSU-Veranstaltung ein ziemlich freches Plakat ausgerollt hat. Dort stand: "Nur schwache Männer fürchten starke Frauen". Sie hat sich beim "Salon für Frauen" im Kardinal-Döpfner-Haus schmunzelnd daran erinnert. Mittlerweile ist die CSU-Politikerin seit zwölf Jahren Chefin im Moosburger Rathaus. Frauen in politischen Führungspositionen sind im Landkreis aber immer noch eine Rarität.

"Der Anfang war nicht einfach", berichtete Anita Meinelt beim "Salon für Frauen". Sie habe schon darum kämpfen müssen, in ihrer politischen Arbeit ernst genommen zu werden. Noch gut kann sie sich erinnern, wie ein Parteikollege auf die Gründung der Moosburger Frauen-Union reagiert hat: "Super, wir machen ein Sommerfest und ihr sorgt für den Kuchen". Lachen und Nicken im Publikum.

Als sie ihre Kandidatur fürs Bürgermeisteramt bekannt gegeben habe, "da ist schon von der einen oder anderen Seite an mich herangetragen worden, dass ich keine Chance habe", fuhr Meinelt fort. Eine Begründung hat sie noch ganz genau im Kopf: "Sie sind keine gebürtige Moosburgerin, Sie sind eine Frau und Sie sind evangelisch".

Mit "Durchstehvermögen und Selbstbewusstsein" habe sie sich Respekt verschaffen können. Außerdem habe sie im Stadtrat immer parteiübergreifend das Gespräch gesucht, Kontakte geknüpft. Sie habe versucht, "alle ins Boot zu holen, dann war es nicht mein Projekt, sondern unser Projekt". Nur wenn man alle einbinde, dann habe man auch Erfolg, betonte sie. Auch im Umgang mit den Rathausmitarbeitern sei Teamarbeit wichtig. "Frauen teilen lieber", ist sie überzeugt, während Männer oft der persönliche Erfolg ganz wichtig sei. "Außerdem legen meiner Ansicht nach Frauen mehr Wert auf Diplomatie".

Wenn man bei Brigitte Niedermeier (Bürgernahe Gruppe) nachfragt, erhält man fast dieselbe Antwort. Nach 24 Jahren als Bürgermeisterin von Attenkirchen kandidiert sie nun nicht mehr. Sie ist überzeugt: "Frauen sind ein bisserl diplomatischer". Zu Beginn ihrer Amtszeit sei sie "schon ein wenig mehr beäugt" worden, "aber das war schnell vorbei". Frauen dürfe man genauso viel zutrauen wie Männern, betont sie. "Aus der gesellschaftlichen Situation heraus", sagt Niedermeier, hätten Frauen wohl mehr die Familienpolitik im Auge. So sähen sie zum Beispiel eher, "ob ein Gehsteig für Kinderwägen abgesenkt werden muss".

Eins bedauerte Anita Meinelt beim "Salon": "Frauen sind oft zu kritisch gegenüber anderen Frauen" - und wählten sie dann auch nicht. "Ich finde es ganz wichtig, dass wir uns gegenseitig akzeptieren und dann reg' ich mich doch nicht über die Frisur der Kandidatin auf, sondern mich interessiert, welche Meinung die Kandidatin vertritt". Mal sehen - dieses Jahr wollen neben Anita Meinelt vier weitere Frauen einen Bürgermeisterposten im Landkreis holen: Susanne Hoyer (gemeinsame Liste CSU/Freie Wähler) in Langenbach, Barbara Prügl (Grüne) in Au, Beate Frommhold-Buhl (SPD) in Neufahrn und Susanne Hartmann (FDP) in Hohenkammer. Und die Freisingerin Birgit Mooser-Niefanger (Grüne) will sogar das Landratsamt erobern.

Beate Frommhold-Buhl hat das Gefühl , dass es immer noch Vorurteile gegenüber Frauen gibt: So werde ihnen zwar durchaus Kompetenz in Bildungsfragen zugesprochen, "aber weniger in Wirtschaftsfragen". Nun nähmen gerade Bildung oder Kinderbetreuung, bisher "klassische Frauenthemen", einen immer größeren Stellenwert ein. Meist seien es die Mütter, die sich um die Kindergartenplätze kümmerten, "die wollen im Stadtrat vielleicht eher eine Frau als Ansprechpartner und wählen die dann auch".

Auch Susanne Hoyer ist überzeugt, dass die Sozialpolitik an Bedeutung gewinnen wird, "Frauen sind gefragter denn je", ist sie sicher. Viele habe bisher womöglich abgeschreckt, "dass die Politik kaum Rücksicht auf die Familienzeiten genommen hat. Man ist ja Tag und Nacht gefragt". Hier müsse sich "noch viel mehr Verständnis entwickeln". Gerade auf dem Land sei die Rathauspolitik lange "eine reine Männerdomäne" gewesen, sagt Susanne Hartmann. "Der Bereich war für Frauen einfach nicht zugänglich, so wie der Stammtisch nach der Kirche". Sie habe bisher nur positive Resonanz erhalten, "dass ich mich jetzt traue", berichtet die Bürgermeisterkandidatin von Hohenkammer.

"Ich bin keine Freundin davon, gewisse Eigenschaften am Geschlecht festzumachen", sagt wiederum Birgit Mooser-Niefanger. Wichtig sei doch die Persönlichkeit eines Menschen - und die Frage, ob die Gesellschaft den Frauen "ausreichend Kapazitäten für ein politisches Engagement" biete. Ihre Parteikollegin Barbara Prügl betont, "dass wir Frauen uns generell mehr zutrauen sollten".

Ganz ohne Verstärkung kommen aber auch starke Frauen nicht aus, räumte Anita Meinelt im "Salon für Frauen" ein. "Sie brauchen einen festen Rückhalt". Den gebe ihr die Familie. "Mein Mann steht hinter, vor oder neben mir, wann immer ich ihn brauche", sagt sie. Ohne Zweifel ein starker Mann.

© SZ vom 25.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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