Flughafen:Ultrafeinstäube bleiben umstritten

Fluglärmkommission fordert verlässliche Messmethoden und sieht Politik in der Pflicht. Auch die Menge des angegebenen, ausgestoßenen Kohlendioxids am Flughafen wird bezweifelt

Von Peter Becker, Flughafen

Die Flughafen München Gesellschaft (FMG) will noch in diesem Jahr Messwerte für die Belastung Freisings mit Feinstaubpartikeln vorlegen. Dies sagte Hermann Blomeyer, Leiter der Umweltabteilung bei der FMG, am Montagmorgen während der Tagung der Fluglärmkommission. Mobilen Messungen vor der Eittinger Schule, resümierte er zuvor, hätten ergeben, dass die dort festgestellten niedrigen Werte in etwa denen einer Messstelle im Münchner Stadtteil Johanneskirchen entsprächen. Als Vergleichsspitzenwerte der Analyse dienen Ergebnisse vom Stachus und der viel befahrenen Podewilsstraße in Landshut. Georg Kölbl von der Bundesfluglärmkommission bezweifelt allerdings, dass sich Straßen- und Flughafenverkehrs so ohne weiteres miteinander vergleichen ließen. In Haimhausen im Landkreis Dachau soll 2016 eine Schadstoffmessung stattfinden.

Nur an einem Tag werden übrigens die Grenzwerte am Flughafen München traditionell überschritten: an Neujahr. Das liegt aber nicht daran, dass an diesem Tag besonders viel Flugverkehr herrscht, sondern an den Verbrennungsrückständen der abgebrannten Silvesterraketen. Was vom nächtlichen Feuerzauber übrig bleibt, belastet als Wolke gröberer Staubpartikel die Umwelt. Laut Kölbl seien diese aber weniger ein Problem. Er sieht die Gefahr eher darin lauern, dass technologisch verbesserte Triebwerke den Treibstoff zu immer feineren Ultrastaubpartikeln verbrennen. Diese könne die Lunge aber nicht mehr herausfiltern. Die Partikel gelangten in die Blutbahn und könnten im menschlichen Körper unvorhersehbare Schäden anrichten.

In Deutschland gibt es keine Vorschrift, Ultrafeinstaub zu messen. Dies sei in der Schweiz strenger geregelt, kritisierte Kölbl. Blomeyer konterte, dass wissenschaftliche Institute die Schweizer Messmethode als unzuverlässig bezeichneten. Derzeit gebe es kein verlässliches Verfahren, Ultrafeinstaub festzustellen. Herbert Knur, Vorsitzender der Fluglärmkommission, sieht die Politik in der Pflicht, ein solches Instrument durch die Forschung entwickeln zu lassen.

Christian Magerl kritisierte als Delegierter des Landkreis die Feststellung Blomeyers, der Flughafen im Moos trage nur zu 0,62 Prozent zum gesamten Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid in Bayern bei. Er habe da andere Zahlen aus dem Landtag vorliegen, sagte Magerl, der für die Grünen in diesem Gremium sitzt. Demnach betrage der Wert das Zehnfache. Blomeyer will aber den Co₂-Ausstoß der Airlines nicht in die Gesamtbilanz des Airports einrechnen.

Die Zahl der Beschwerden über Fluglärm ist eher rückläufig. Martin Köppl von der Deutschen Flugsicherung berichtete insbesondere von einer Bürgerin aus Pliening im Landkreis Ebersberg. Diese ist der Auffassung, dass ihre Gemeinde besonders häufig überflogen und damit von Lärm betroffen werde. Für Köppl ist dies eine subjektiven Empfindungen und er bemühte sich, die Klagen durch Zahlen und Grafiken zu widerlegen. Rosig gestaltet sich laut Walter Vill, Geschäftsführer der FMG, der Flugbetrieb im Erdinger Moos. Die Flugbewegungen nehme zu, die der Passagiere ebenfalls. Vill geht davon aus, dass dieses Wachstum anhalten werde. "Prognosen haben immer das Problem, dass sie in die Zukunft gerichtet sind", konterte Knur. So eine Entwicklung könne niemand vorhersagen. Zudem hätten die Flugbewegungen noch lange nicht den Stand früherer Jahre erreicht.

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