Flughafen München:Konfiszierte Thai-Boeing provoziert Staatsaffäre

Der Streit um den gepfändeten Jet des thailändischen Kronprinzen eskaliert: Thailands Außenminister reist nach Berlin und droht mit ernsten Verstimmungen zwischen beiden Ländern. Unterdessen könnte sich das Schicksal des Flugzeugs bald entscheiden.

Tobias Dorfer

Seit drei Tagen steht die Boeing 737-400 der Royal Thai Air Force auf dem Wartungsvorfeld des Münchner Airports, ganz in der Nähe des Lufthansa-Hangars. Die Türen sind verschlossen, auf der Außenhaut des Flugzeuges klebt ein Kuckuck - angebracht von einem Erdinger Gerichtsvollzieher. Die Order lautet: Das Flugzeug, mit dem der thailändische Kronprinz Maha Vajiralongkorn in München gelandet ist, darf nicht bewegt werden.

Boeing von Thailands Kronprinz gepfändet

Der Streit um die beschlagnahmte Thai-Boeing entwickelt sich zur Staatsaffäre.

(Foto: dpa)

Was für die deutschen Behörden als ganz gewöhnliche Pfändung begonnen hat, erreicht nun die Ausmaße einer Staatsaffäre. Denn die Thailänder sind von dem Vorfall gar nicht begeistert. Ihre Anwälte haben beim zuständigen Landgericht Landshut beantragt, die Sicherstellung sofort aufzuheben.

Wie erzürnt man in dem südostasiatischen Land über das Vorgehen der Deutschen ist, zeigt die Reaktion des Außenministers, der die Causa Boeing bei einem Spontanbesuch in der Bundesrepublik klären möchte. Am Freitagabend um 19 Uhr trifft Kasit Piromya im Auswärtigen Amt mit Staatsministerin Cornelia Pieper (FDP) zusammen, bestätigte ein Außenamtssprecher sueddeutsche.de.

Vor seiner Abreise hat Kasit noch deutliche Worte gefunden. Aus rechtlicher Sicht sei die Pfändung "ein riesiger Fehler". Die deutschen Behörden müssten die Sicherstellung der Boeing "dringend" zurücknehmen. Sollte dies nicht geschehen, könne dies sogar die deutsch-thailändischen Beziehungen belasten, sagte Kasit der Bangkok Post. "Wir haben sehr gute Beziehungen zu Thailand und rechnen nicht damit, dass sie beschädigt werden", gab dagegen der Sprecher des deutschen Außenministeriums zu Protokoll.

Verursacher der deutsch-thailändischen Staatsaffäre ist der Neu-Ulmer Wirtschaftsprüfer Werner Schneider, der seit der Insolvenz der Walter Bau AG im Jahr 2005 die Außenstände des Baukonzerns eintreibt.

"Wir bleiben dabei: Dieses Flugzeug gehört der thailändischen Regierung"

Konkret geht es um den Bau einer 26 Kilometer langen Autobahn zwischen dem Flughafen Bangkok und der Innenstadt, an der Walter Bau von 1996 bis 1999 beteiligt war. Schneider fordert vom thailändischen Staat 40 Millionen Euro. Seit vielen Jahren versucht er, an das Geld zu kommen, doch die thailändische Regierung habe immer wieder auf Zeit gespielt und nicht auf die Forderungen reagiert, sagt der Insolvenzverwalter. Die Pfändung sei quasi die Ultima Ratio.

Beschlagnahmtes Flugzeug des thailändischen Kronprinzen

Beschlagnahmtes Flugzeug des thailändischen Kronprinzen am Münchner Flughafen.

(Foto: dpa)

Die Thailänder argumentieren dagegen, die Maschine gehöre gar nicht der Regierung und dürfe somit auch nicht gepfändet werden. Außenminister Kasit sagte, das thailändische Königshaus habe mit der Angelegenheit "nichts zu tun". Insolvenzverwalter Schneider habe er auf die Liste der "unerwünschten Personen" gesetzt. Damit dürfe er Thailand nicht mehr betreten, sagte der Minister der Zeitung The Nation.

Schneider bleibt jedoch gelassen. Er hat dem Landgericht Landshut inzwischen eine Stellungnahme zukommen lassen, in der er die Pfändung der Thai-Boeing noch einmal verteidigt. "Ich habe erhebliche Zweifel an dem Eigentumsnachweis, den die Thailänder bringen", sagte Schneider zu sueddeutsche.de. "Wir bleiben dabei: Dieses Flugzeug gehört der thailändischen Regierung."

Wem die Maschine tatsächlich gehört, das muss nun der zuständige Richter Christoph Fellner vom Landgericht Landshut entscheiden, der sich derzeit durch die seitenlangen Dokumente arbeitet. Mit einer Entscheidung ist jedoch erst in der kommenden Woche zu rechnen. Das Gericht sei nicht ausreichend überzeugt, dass Kronprinz Maha Vajiralongkorn der Eigentümer des Flugzeugs sei, hieß es zur Begründung.

Und auch das Gespräch zwischen Thailands Außenminister und Staatsministerin Pieper wird wohl eher dazu dienen, die Verstimmungen zwischen den beiden Ländern zu bereinigen. "Es wird vor allem darum gehen, zuzuhören", sagte der Sprecher des Ministeriums.

Insolvenzverwalter Schneider hofft, dass die Thailänder seine Forderungen begleichen und die Pfändung des Flugzeugs aufgehoben werden kann: "Dann kann der Prinz sein Spielzeug haben und davonfliegen."

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