Flughafenkrankenhaus:Klein und rentabel

Flughafenkrankenhaus: Patienten, die in der Flughafenklinik behandelt werden, haben von ihren Krankenzimmern aus einen ganz besonderen Ausblick.

Patienten, die in der Flughafenklinik behandelt werden, haben von ihren Krankenzimmern aus einen ganz besonderen Ausblick.

(Foto: FMG/OH)

Verwaltungsgericht genehmigt die Erweiterung der Airport-Klinik, die ihre Bettenzahl von acht auf 17 erhöhen darf

Von Florian Tempel, Flughafen

Die kleine Privatklinik am Münchner Flughafen, die Airport Clinic M, darf sich vergrößern und die Zahl ihrer Betten von acht auf 17 erhöhen. Der Erdinger Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hatte eine Erweiterung der Flughafenklinik scharf kritisiert, da es zu Lasten der öffentlichen Krankenhäuser in Erding und Freising gehe, wenn sich immer mehr Menschen in der Privatklinik am Flughafen behandeln ließen. Das Landratsamt Erding lehnte dementsprechend im Dezember 2014 eine Erweiterung ab. Die Betreibergesellschaft der Flughafenklinik, die Medicare GmbH, an der die Flughafen München Gesellschaft (FMG) 51 Prozent der Anteile hält, legte dagegen Klage am Verwaltungsgericht München ein. Mit Erfolg. Die erste Kammer des Verwaltungsgerichts hat den Ablehnungsbescheid des Landratsamtes aufgehoben und die Behörde verpflichtet, die Erweiterung doch zu genehmigen.

Die Flughafenklinik ist vor zwölf Jahren in Betrieb gegangen. Die Pressemitteilung der FMG zur Eröffnung im Juni 2003 trug den Titel "High-Tech-Medizin mit internationalem Flair" und verkündete überschwänglich, am Münchner Flughafen habe man "ein innovatives medizinisches Full-Service-Konzept für Patienten aus dem In- und Ausland verwirklicht." Tatsächlich kommen die Patienten aber gar nicht aus dem Ausland, sondern fahren mit der S-Bahn oder dem Auto aus München und der näheren Umgebung an. In der Klinik werden hauptsächlich orthopädische Operationen vorgenommen. Das wird schon bei einem Blick auf den Internetauftritt deutlich. Die "Hauptabteilung Orthopädie" listet 15 Ärzte auf, die Urologie und Anästhesie nur je einen Mediziner. Alle Orthopäden betreiben auch eigene Praxen - direkt am Flughafen, in München, Freising, Neufahrn, Landshut oder Erding.

Die Gemeinschaftspraxis der Orthopäden Fritjof Schmidt-Hoensdorf und Ludwig Brunnlechner liegt direkt neben dem Erdinger Klinikum. Dennoch operieren beide einmal pro Woche am Flughafen. Schmidt-Hoensdorf erklärt warum: Die OP-Kapazitäten im Erdinger Krankenhaus seien begrenzt. Es gebe für ihn "keine Alternative", als am Flughafen zu operieren. Die Zusammenarbeit mit dem Erdinger Klinikum sei dennoch sehr gut. Schmidt-Hoensdorf ist auch Belegarzt in Erding. Wobei er aber dort aber eben nicht operiert, sondern vor allem Patienten mit "stationären Schmerztherapie" behandelt.

Michael Kerkloh, der Vorstandsvorsitzende der FMG betonte bei der Eröffnung der Flughafenklinik einen anderen und ehrlicheren Aspekt als den angeblich "internationalen Flair": Kerkloh sagte, die Klinik schärfe "das Profil des Münchner Flughafens als multifunktionales Dienstleistungszentrum". Tatsächlich macht der Flughafen etwa die Hälfte seiner zuletzt 1,2 Milliarden Umsatz nicht mit seinem Kerngeschäft, dem Starten und Landen von Flugzeugen. Es ist das vielfältige Drumherum - vom selbst gebrautem Bier in der flughafeneignen Gaststätte Airbräu über die Vermietung der zahlreichen Läden bis zur Flughafenklinik - das ganz entscheidend zum Gewinn der FMG beiträgt.

Auch Erdings Landrat Bayerstorfer hat die Klinik einst gelobt. Als 2009 der damalige Geschäftsführer des Erdinger Krankenhauses, Joachim Ramming, zugleich Geschäftsführer der Klinik am Flughafen wurde, war Bayerstorfer begeistert. Das Verwaltungsgericht hat in seinem Urteil festgestellt, dass das Erdinger Landratsamt vermeintliche Konkurrenzgründe nicht als Grund für eine Ablehnung einer Erweiterung anführen dürfe. Dazu fehle ihm die Kompetenz.

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