Fliegender "Bürger Wille":Ein Superheld soll die Heimat retten

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CSU und FDP müssen abgewählt werden. Das ist die Botschaft, mit der das Aktionsbündnis "Aufgemuckt" in den Wahlkampf eingreift

Von Kerstin Vogel

Das ist er, der "Bürger Wille", ein bayerischer Superheld mit ausgeprägter Heimatliebe. (Foto: N/A)

Aktiv und mit einer deutlichen Aussage will das Aktionsbündnis "Aufgemuckt" in die anstehenden Wahlkämpfe eingreifen. Das gilt besonders für die Landtagswahl am 15. September. Die Botschaft ist klar: CSU und FDP müssen abgewählt werden, weil das der sicherste Weg sei, den Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen zu verhindern. Einen entsprechenden Beschluss hat die Mitgliederversammlung der vereinigten Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau am Montagabend nahezu einstimmig gefasst. Vorgestellt wurde außerdem die neue Kampagne rund um den Superhelden "Bürger Wille", die auf einhellige Begeisterung stieß.

Christine Margraf vom Bund Naturschutz hatte zunächst ausführlich den Verlauf des aktuellen Startbahn-Prozesses geschildert und unter anderem ihren Eindruck wiedergegeben, dass das Verwaltungsgericht unter Vorsitz von Richter Erwin Allesch am liebsten gar kein Urteil fällen würde. Die einzige Möglichkeit aber, "das Gericht vor einem Urteil zu bewahren, ist eine andere Regierung nach der Landtagswahl", so Margraf. Für die Mitglieder von Aufgemuckt bedeutet das, dass CSU und FDP abgewählt werden müssen - und dazu wollen sie in den kommenden Wochen auf eigens gedruckten und von dem Bündnis finanzierten Plakaten aufrufen.

"Demokratie heißt, den Münchner Bürgerentscheid gegen die dritte Startbahn zu respektieren" - steht sinngemäß über dem Abwähl-Aufruf auf dem Plakat, das nun möglichst auf den Plakatständern der anderen Parteien zu sehen sein soll. Außerdem wollen Mitglieder von Aufgemuckt als "Sandwich-Men" mit Plakaten durch die Städte und Gemeinden laufen. Für so eine eindeutige Positionierung gegen CSU und FDP werde man sicher auch angefeindet werden, räumte Aufgemuckt-Sprecher Hartmut Binner ein. "Aber das nehme ich gerne in Kauf."

Die Vertreter der Freisinger CSU nannte er "Kreidefresser" und kritisierte allen voran den Landtagsabgeordneten Florian Herrmann: "Der tut in Freising so, als wäre er gegen die Startbahn, aber das ist für mich nicht überzeugend", so Binner: "Die CSU ist die Partei der Heimatzerstörer, dagegen müssen wir massiven Widerstand leisten. Wir sind in einer Notwehrsituation". Unterstützung bekam Binner vom Grünen-Landtagsabgeordneten Christian Magerl. Der machte noch einmal ganz deutlich, wo die Staatsregierung in der Frage des Flughafenausbaus steht. Aktuelle Beschlusslage im Kabinett sei jedenfalls, dass man dort - trotz der Klagen und trotz des Bürgerentscheids - am Bau einer dritten Startbahn festhalte.

Einzig die Vertreterin der ebenfalls in Aufgemuckt organisierten katholischen Jugendverbände mochte den Plakaten mit dem Aufruf, CSU und FDP abzuwählen, nicht so recht zustimmen. Sie kündigte jedoch an, dass der Respekt vor dem im Münchner Bürgerentscheid ausgedrückten Bürgerwillen entscheidendes Kriterium bei den Wahlaufrufen der Jugendverbände sein werde. Gerade passend dürfte für sie da die neue Aufgemuckt-Kampagne rund um den "Bürger Wille" sein. Ersonnen und umgesetzt von der Familie Kern, dem Zeichner Franz Streitberger und anderen Helfern, handelt es sich um einen bayerischen Superhelden, der mit den Superkräften "Zusammenhalt", "Leidenschaft" oder "Liebe zur Heimat" ausgestattet ist und dafür sorgen will, dass der Wille der Bürger von der Staatsregierung respektiert wird - bayernweit und nicht nur mit Blick auf die umstrittene Startbahn.

Sieben Motivpostkarten gibt es bereits. Sie alle zeigen vorne den fliegenden "Wille", während auf der Rückseite verschiedene Motive verdeutlichen, um was es beim Bürgerwillen geht. Da wird Ministerpräsident Horst Seehofer informiert, dass der Bürger sein Chef sei "und ned andersrum" oder dass man einen "vernünftigen Hochwasserschutz und koa dritte Startbahn" brauche. Bei der Demonstration "Mir hams satt" in München waren die Karten erstmals verteilt worden - und im Nu waren die ersten 3000 vergriffen, berichtete Robert Kern. Nun soll sich die Aktion möglichst über ganz Bayern ausbreiten - analog und auf den digitalen Kanälen. Weitere Motive sind dabei ebenso denkbar wie die Anfertigung andere Motivträger, beispielsweise Aufkleber. Kern: "Das muss in den nächsten sechs Wochen explodieren."

Wer mehr über den "Bürger Wille" wissen will, findet Informationen dazu auf der Homepage www.der-buerger-wille.de oder auf der Facebook-Seite www.facebook.com/derbuergerwille.

© SZ vom 31.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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