Flächennutzungsplan:Geschenkte Wiese wird teuer

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Pferde brauchen Wiesen und keine Reihenhäuser. Und manch ein Mensch ebenso, deshalb sind in Hallbergmoos nicht alle glücklich über das neue Bauland. (Foto: Marco Einfeldt)

In der Gemeinde Hallbergmoos zeigt sich, dass Bauland gar nicht immer erstrebenswert ist

Von Alexandra Vettori, Hallbergmoos

Alle Welt möchte Bauland besitzen, zumal in einer Hochpreisregion wie dem Münchner Umland. Denn Grundbesitz, so weiß jedes Kind nicht erst seit den Niedrigzinsen, macht reich und zufrieden und das krisensicher. Möchte man meinen. Tatsächlich aber gibt es auch Grundbesitzer, die das mit dem Bauland ganz anders sehen, und diese Erfahrung musste kürzlich auch die Gemeinde Hallbergmoos machen. Als sie nämlich ihren neuen Flächennutzungsplan öffentlich auslegte, der die bauliche Entwicklung der nächsten Jahre und damit auch die künftige Baulandentwicklung enthält, erhielt sie eine Reihe von Einwendungen, wie sie eher selten vorkommen.

So eine Auslegung samt Recht auf Stellungnahme und Einwendung ist baugesetzlich vorgeschrieben, damit hinterher keiner sagen kann, er habe nichts gewusst und nichts gegen eine unliebsame Planung tun können. Weil nicht nur Privatleute dabei einwenden dürfen, sondern auch Verbände, Kommunen und Vereine, läuft eine solche Auslegung in der Regel recht ritualisiert ab. Der Bauernverband gibt zu bedenken, dass ansässige Bauern nicht in ihrem Betrieb gestört werden dürfen, die Telekom gibt zu bedenken, dass irgendwo Leitungen liegen, der Denk- und der Umweltschutz weisen auf Schutzwürdiges hin und Privatleute sind bei Baulandangelegenheiten in der Regel sauer, weil ihr Grund ausgerechnet an der Grenze des Neubaugebietes liegt und kein Baugrund mehr wird. Oder der künftige Bauplatz ist zu klein, um wirklich allen Nachkommen ein Eigenheim zu sichern.

Diesmal aber, bei der neuesten Änderung des Hallbergmooser Flächennutzungsplanes, war es anders. Denn im Südosten des Gemeindegebietes, rund um den Lindenweg, gab es zwar auch ein paar Unzufriedene, denen die Parzelle nicht passte, doch ließen einige der im Rathaus eingegangenen Einwendungen tatsächlich aufhorchen. Darin nämlich zeigten sich die Betroffenen unglücklich darüber, dass ihr Boden überhaupt zu Bauland werden soll.

Geradezu anrührend ist die Einwendung eines jungen Mannes, der, Lehrling im zweiten Jahr zumal, sich derzeit nicht in der Lage sieht, die für Bauland höheren Steuern zu bezahlen. Er habe eine Wiese geschenkt bekommen, schreibt er, und würde mit der Flächennutzungsplanänderung nun plötzlich zum Baugrundbesitzer, was ihn vor finanzielle Probleme stelle. Eine zweite Einwendung kommt von einem der rund um den Lindenweg ansässigen Pferdeställe. Auch dort ist man nicht erbaut, dass der Reitplatz jetzt zur Bauparzelle mutieren soll, und hat nun Angst, existenziell bedroht zu werden. Während der junge Mann Pech hatte, und seine Wiese aus städtebaulichen Gründen nun einmal Bauland werden muss, hat man zumindest letztere Einwendung auch im bau-affinen Hallbergmooser Rathaus eingesehen.

Und so endet das künftige Neubaugebiet am Lindenweg, der Bereich westlich davon darf Wiese bleiben - vorerst zumindest. Denn spätestens in zehn Jahren gibt es wieder eine Flächennutzungsplanänderung.

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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