Im Briefkasten:Wie AfD-Werbung in ein Amtsblatt gerät

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Einige Anwohner reagierten prompt: Kurz nachdem das Amtsblatt mit dem AfD-Flyer am Mittwoch in den Briefkästen gelandet war, verständigten sie die Gemeinde (Symbolbild).

(Foto: Kai Remmers/dpa)

Eine Austrägerin in Finsing packt unerlaubterweise einen Flyer für eine AfD-Veranstaltung in die Broschüre der Gemeinde.

Von Regina Bluhme, Finsing

Weil sie sich offensichtlich einen Weg sparen wollte, hat eine Austrägerin in Finsing einen Werbeflyer für die AfD in das Amtsblatt der Gemeinde hinein gepackt. Auf der eingelegten DIN A 5 Seite wirbt da die "Alternative für Deutschland" unter dem Titel "AfD wirkt - bald auch im Bundestag!" für die geplante Wahlkampfveranstaltung am Freitag, 1. September, auf dem Hausler-Hof in Hallbergmoos.

Kaum war das Amtsblatt am Mittwoch in den Briefkästen gelandet, wurde die Gemeinde prompt von einem Anwohner verständigt. Er habe erst durch den Anrufer davon erfahren, erklärt der Finsinger Geschäftsstellenleiter Helmut Pryba auf Nachfrage der SZ. Die Angelegenheit ist ihm sichtlich unangenehm: "Der Flyer hat in unserem Amtsblatt nichts zu suchen", betont er. "Die Gemeinde hat damit nichts zu tun."

Die Verwaltung ließ die AfD-Werbung aus den verbliebenen Amtsblättern wieder aussortieren

Sofort habe sich die Finsinger Verwaltung mit der Austrägerin in Verbindung gesetzt und dafür gesorgt, dass die Flyer aus den noch verbliebenen Amtsblättern aussortiert wurden, berichtet Pryba. Wie die AfD-Werbung in das Amtsblatt geraten ist, das konnte sich Pryba zunächst nicht erklären.

Gedruckt wird das Amtsblatt in Forchheim bei der Linus Wittich Media KG. Laut Rebecca Deckmann, im Vertrieb zuständig für die Zustellerbetreuung, hatte ihr Haus jedoch ebenfalls nichts mit den AfD-Flyern zu tun. Aber Deckmann hat mit der Austrägerin gesprochen und folgendes erfahren: Die langjährige Verteilerin des Finsinger Amtsblatts hatte einen zusätzlichen Auftrag angenommen. Sie sollte für einen Versicherungsagenten aus der Gemeinde die AfD-Flyer austragen. Allerdings nicht als Einlage im Amtsblatt, sondern als bezahlte Extratour, wie sie laut Deckmann einräumte. Offensichtlich wollte sich die Frau am Mittwochmorgen einen Weg sparen "und hat die Flyer einfach ins Amtsblatt eingelegt", lautet Deckmanns Erklärung. Das sei laut Vertrag, den die Austrägerin auch unterschrieben habe, aber nicht erlaubt. "Wir haben wiederum mit der Gemeinde Finsing eine vertragliche Abmachung, dass ins Amtsblatt nichts eingelegt wird", betont sie.

Die Zeitersparnis kommt der Austrägerin nun teuer zu stehen. Noch am Mittwoch hat sie von der Wittich Media KG eine Abmahnung erhalten. "Das Geld wird ebenfalls gekürzt", erklärt Rebecca Deckmann.

Der Versicherungsschutz war damit erloschen. Wenn die Frau verunglückt wäre, hätte sie die Kosten selbst tragen müssen

Für die Austrägerin hätte die Sache allerdings auch noch teurer kommen können. Nach Auskunft von Rebecca Deckmann bezieht sich der Versicherungsschutz ausschließlich auf das Verteilen des Amtsblatts. Aufgrund der eingelegten Flyer hätte der Schutz nicht mehr bestanden, erklärt sie. Wenn die Frau auf dem Weg verunglückt wäre, hätte sie die Kosten also selbst tragen müssen.

Generell müssten bei der Wittich KG externe Beilagen für Drucksachen in den Betrieb geliefert werden. "Und wir schicken das Ganze als Paket zurück zum Austeilen", betont Deckmann. Mal ganz abgesehen von der Werbung für die AfD "ist unserem Haus die Sache natürlich sehr unangenehm", erklärt sie. "Ohne Anruf der Presse hätten wir wohl gar nichts davon erfahren."

Die auf dem Flyer im Finsinger Amtsblatt angekündigte AfD-Wahlveranstaltung am Hausler-Hof hatte schon ein paar Tage zuvor für Aufregung gesorgt. Wirt Sebastian Hausler war von den Hallbergmooser Gemeinderäten Marcus Mey (CSU) und Robert Wäger (Grüne) dafür kritisiert worden, dass er der AfD sein Haus zur Verfügung stellt. Wäger hatte sich schockiert gezeigt, dass einer Partei in seiner Gemeinde die Gelegenheit gegeben werde, "ihre fremdenfeindlichen Parolen zu propagieren".

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