Findelkind vom Flughafen:Franziskas Mutter sitzt in Haft

  • Am 30. Juli ist die kleine Franziska in einer Damentoilette am Flughafen München gefunden worden. Der Zustand des Findelkindes war kritisch.
  • Jetzt hat die Polizei eine 23-Jährige festgenommen - DNA-Analysen zufolge die Mutter des Babys.
  • Sowohl die Frau als auch ihre Eltern bestreiten jedoch eine Schwangerschaft.

Von Martin Bernstein

Die Mutter des Flughafen-Findelkinds Franziska ist gefunden. Am Donnerstag nahmen Beamte der Kriminalpolizei in Heidenheim an der Brenz eine 23-jährige Deutsche fest. Sie verleugnet ihre Tochter weiterhin und sagt, sie sei nicht schwanger gewesen. Nach ersten Untersuchungen und einem DNA-Test gibt es für die Kripo in Erding aber keinen Zweifel mehr: Die junge Frau, die zuletzt als Au-pair in Dubai war, hat am Donnerstag, 30. Juli, zwischen 13 und 15 Uhr das schwarzhaarige Mädchen auf einer Parkhaus-Toilette am Flughafen München unbeobachtet zur Welt gebracht und in einer Toilettenschüssel liegen gelassen.

Der entscheidende Hinweis kam von einem Katzenliebhaber

Der entscheidende Hinweis auf die Frau kam von einem Münchner Katzenliebhaber. Dieser hatte laut Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer in Dubai eine seltene ägyptische Mau-Katze bestellt. Alles ganz legal. Das mehrere hundert Euro teure Tier sollte auf seinem Lufthansa-Flug von einer "Katzenpatin" begleitet werden.

Die 23-jährige Heidenheimerin, die seit einigen Wochen als Au-pair in dem Golfemirat lebte und laut Polizei schon mehrmals zu ihren Eltern nach Hause geflogen war, sollte diese Aufgabe übernehmen. Gegen 13 Uhr kam ihr Flug am Flughafen München an. Bei der Übergabe der Katze bemerkte der Zeuge, dass die junge Frau offensichtlich schwanger war. Sie schien dem Münchner nervlich sehr angespannt zu sein - "durch den Wind", wie es Polizeisprecher Kammerer formuliert -, was sie aber mit Flugturbulenzen erklärte.

Die Ermittler nehmen an, dass die 23-Jährige wenig später in der Toilette des Parkhauses P 20 am Terminal 2 das Kind zur Welt brachte, es unversorgt zurückließ und dann von ihren Eltern zu deren Wohnung nach Heidenheim gebracht wurde. Eine Frau fand das Neugeborene gegen 15.15 Uhr im kalten Wasser der Kloschüssel liegend. Das 45 Zentimeter große, 3500 Gramm schwere Mädchen hatte noch die Nabelschnur am Bauch. Das Kind war stark unterkühlt und bereits nicht mehr bei Bewusstsein.

Ein Wunder, dass das Baby überlebte

Dass "Franziska", wie das Mädchen in der Haunerschen Kinderklinik der Universität später provisorisch getauft wurde, unter diesen Umständen überlebte, grenzt an ein Wunder. Zufällig war eine Streife der Bundespolizei in der Nähe, die von der Zeugin zu Hilfe geholt wurde. Vorsichtig reanimierten Flughafenfeuerwehrmänner und später ein Notarzt das kleine Geschöpf, ehe es mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen wurde. Knapp zwei Wochen später liegt das Mädchen noch immer auf der Intensivstation der Kinderklinik an der Lindwurmstraße, es ist aber außer Lebensgefahr.

Franziska war zunächst in ein künstliches Koma versetzt worden. Sie wurde beatmet und die Körpertemperatur vorsichtig schrittweise angehoben. Klinikchef Christoph Klein und die anderen Ärzte, die sich um Franziska kümmern, sind derzeit sehr zufrieden mit dem Zustand des Mädchens. Doch noch kann niemand sagen, ob der kleine Körper bleibende Schädigungen erlitten hat.

Nachdem der Münchner Zeuge sich vergangene Woche bei der Polizei gemeldet hatte, nahmen Heidenheimer Kriminalbeamte am Donnerstag die junge Frau im Haus ihrer Eltern fest. Sowohl die 23-Jährige als auch ihre Eltern bestritten eine Schwangerschaft. Eine erste Untersuchung der Frau, zu der sie sich laut Kammerer freiwillig bereit erklärte, habe bereits starke Verdachtsmomente ergeben. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Landshut wurde die Tatverdächtige noch am Freitagnachmittag dem Haftrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft anordnete.

Viele Fragen sind noch offen

Die 23-Jährige sitzt derzeit in einem Frauengefängnis in Baden-Württemberg. In ersten Vernehmungen durch Heidenheimer Kriminalbeamte bestritt die Frau weiterhin das versuchte Tötungsdelikt wie auch die Schwangerschaft. Am Dienstag jedoch lag das Ergebnis eines DNA-Vergleichs zwischen dem Findelkind und der Heidenheimerin vor. Die in einem Ulmer Institut vorgenommenen Untersuchungen bestätigen nach Auskunft des Polizeipräsidiums Oberbayern-Nord in Ingolstadt den konkreten Tatverdacht.

Wie die junge Frau die Schwangerschaft bis zuletzt verschleiern konnte, warum sie das Kind dem fast sicheren Tod überließ, warum die Eltern nichts merkten - und wer der Vater des Kindes ist: Fragen wie diese muss die Erdinger Kriminalpolizei bei ihren weiteren Ermittlungen jetzt klären.

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