Das legendäre Plus-Open-Air am Vöttinger Weiher am 31. Juli und 1. August 2015 wird wohl das letzte Mal an der gewohnten Stelle stattfinden. "2016 geht das da definitiv nicht mehr, weil die Flächen für den Bau der Westtangente gebraucht werden", sagte dazu Plus-Sprecher Reinhard Fiedler. Nun ist man auf der Suche nach einem neuen Standort. Ob sich einer findet, ist noch ungewiss. Das Festival unter der Regie des Kulturvereins "Prima leben und stereo" hatte erst 2013 sein 20-jähriges Bestehen gefeiert und war in den vergangenen Jahren regelmäßig ausverkauft. Die Besucher, bis zu 5000 pro Tag, kamen aus ganz Deutschland.
"Wir haben ja immer gewusst, dass es an dieser Stelle mal nicht mehr weitergeht. Die Planungen für die Westtangente laufen ja schon seit 40 Jahren. Aber dass es nun doch so bald schon zu Ende sein soll, das ist sehr traurig. Irgendwie unvorstellbar", sagte Fiedler. Auch die Bands, denen man die Lage schon beschrieben habe, hätten den Verein aufgefordert, auf jeden Fall irgendwie weiterzumachen.
Fakt sei jedoch, dass es selbst 2015 "gerade noch so funktioniert", so Fiedler. Die aktuellen Planungen der Stadt sähen vor, dass im kommenden Jahr mit ersten Arbeiten begonnen werden solle. "Das ist aber noch nicht so schlimm. Da ist dann nur der hintere Teil des Geländes betroffen, wo wir unseren Cateringbereich haben". 2016 aber sei geplant, dass entlang der Festivalwiese eine große Böschung aufgeschüttet werde, über die eine Brücke führe. "Dann ist ein Drittel der Festivalwiese weg, und dann funktioniert es nicht mehr", erklärte Fiedler weiter.
Bei der Stadt Freising sieht man die Sache indes nicht ganz so dramatisch: "Die Westtangente umfährt den Vöttinger Weiher und wir meinen, dass dort Platz für beides ist, für die Tangente und das Festival", sagte dazu Christl Steinhart, Pressesprecherin der Stadt. Außerdem stehe man jederzeit für konstruktive Gespräche mit den Veranstaltern zur Verfügung. Fiedler denkt darüber anders.
"Die Trasse der Westtangente durchschneidet definitiv unseren internen Bereich für das Catering und das Materiallager. Das könnte man ja noch verlegen, aber die aufgeschüttete Böschung nimmt uns einfach viel Platz auf der Wiese weg." Außerdem sei es nicht schön, direkt neben einer stark befahrenen Straße ein Festival zu veranstalten, ganz abgesehen von den Bauarbeiten, die ja auch einige Zeit lang dauern würden. "Die Idylle, die ist dann weg".
Zu nah am Wohngebiet, zu weit weg von den Bäumen
Derzeit überlege man im Verein, wie es weitergehen könnte. "Wir prüfen gerade vor Ort, ob man das Festival auf dem Gelände selbst einfach ein wenig verschiebt". Aber dann komme man der Wohnbebauung wohl zu nahe, außerdem stünden dort keine Bäume. "Und dann stimmt das ganze Ambiente nicht mehr." Ob es dem Verein gelingen wird, einen völlig anderen Standort zu finden, das stehe noch in den Sternen.
So traurig die ganze Entwicklung sei - Fiedler, der den Kulturverein Plus zusammen mit Jörg Jakobs führt, sieht darin auch eine Chance für das Festival. "Vielleicht muss so eine Zäsur ja sein, damit neuer Schub in die Sache kommt, sonst hätten wir vermutlich ewig so weiter gemacht", meint Fiedler, mittlerweile 38 Jahre alt. Er und Jakobs würden sich derzeit auch darum bemühen, die Arbeit im Verein Stück für Stück an den Nachwuchs abzugeben. "Natürlich schauen wir da noch überall ein bisschen drauf. Die Nacht der Musik und das Kino-Open-Air machen wir auch weiter". Doch es gebe viele junge Mitarbeiter im Verein, die sehr fleißig seien. "Wer dann irgendwann mal den Vorsitz übernimmt, das ist noch nicht klar", so Reinhard Fiedler weiter. Womöglich stelle sich das erst bei den Neuwahlen heraus, die Anfang 2015 bei Plus stattfinden sollen. Und am Sonntag startet jetzt erst einmal der Vorverkauf für das Plus-Festival im Sommer 2015.