Fasching im Landkreis:Braves Narrenvolk

Polizei und Sicherheitsdienste registrieren weniger Unfälle und Streitigkeiten bei den Umzügen als im Vorjahr. Dabei werden die Besucher immer mehr, der Fasching ist mittlerweile zum Open-Air-Ereignis geworden - und es wird reichlich Alkohol getrunken. So manchen wundert es, dass nicht mehr passiert.

Von Thomas Radlmaier

Die Faschingsumzüge in Mauern und Gammelsdorf sind weitgehend friedlich verlaufen - zur Überraschung der Polizei. Die Moosburger Dienststelle registrierte lediglich kleinere Delikte am Faschingssonntag und Rosenmontag. Im Vergleich zu den Vorjahren hatten die Sicherheitskräfte eher wenig zu tun. Das gilt auch für den Faschingsumzug in Günzenhausen am vergangenen Sonntag. Dort kam es zu keinem einzigen Zwischenfall. Nach Angaben der Neufahrner Polizei sei das aber auch die Jahre davor nicht anders gewesen.

Gerhard Steibel, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion in Moosburg, war selbst sowohl in Mauern, als auch in Gammelsdorf, jeweils bis drei Uhr morgens vor Ort. "Ich will den Tag nicht vor dem Abend loben. Aber wenn ich beide Umzüge mit dem vergangenen Jahr vergleiche, dann fällt mein Fazit überwiegend positiv aus", sagte Steibel. Normalerweise käme es nämlich beim Faschingstreiben im Anschluss an den Mauerner Umzug oft zu Schlägereien. Heuer dagegen sei es sehr ruhig geblieben. Einmal hätte ein Security-Mitarbeiter im Partyzelt eingreifen müssen und einen pöbelnden Gast des Platzes verwiesen. Daneben hätten die Sanitäter einen Mann aus dem Mauerner Bach ziehen müssen. "Der Mann hatte Glück, dass er gefunden wurde", sagte Steibl. Gegen Abend habe dann noch ein 37-Jähriger mehrere Frauen sexuell belästigt und begrapscht. "Ansonsten gab es nichts Nennenswertes", so Steibel.

Gleiches gelte für den Rosenmontagsumzug in Gammelsdorf. Eine Security-Mitarbeiterin sei bei einer Auseinandersetzung zwischen zwei Männern eingeschritten und habe dabei einen Schlag auf die Rippen bekommen. "Die Frau musste anschließend ins Krankenhaus." Zudem berichtete Steibel von "zwei bis drei Schnittwunden" und von "23 Hilfsleistungen der Sanitäter". Gegen 2 Uhr am Dienstag habe ein junger Mann versucht, ein Straßenschild zu entwenden. Die Polizisten, die den Vorfall bemerkten, hätten den Mann jedoch an seinem Plan hindern können.

Warum es heuer im Fasching so ruhig geblieben sei, konnte sich Steibel nicht wirklich erklären. Er betonte aber, dass erfahrungsgemäß noch einige Anzeigen und Meldungen im Laufe der kommenden Tage hinzukommen würden. Steibel war sich außerdem sicher, dass nicht alle Vorfälle bei der Polizei gemeldet würden. "Wir können nur von dem berichten, was auch aktenkundig ist", sagte er.

Ähnlich äußerte sich auch Hans-Peter Vogtleitner, der Leiter Polizeiinspektion in Neufahrn, zum Faschingsumzug in Günzenhausen am vergangenen Sonntag. "Wir laufen jetzt auch nicht jedem Betrunkenen hinterher", sagt er. Aber im Großen und Ganzen sei der Fasching auch in Günzenhausen sehr ruhig über die Bühne gegangen. "Es gab keinen einzigen Vorfall, bei dem wir einschreiten mussten oder der uns gemeldet wurde", sagt Vogtleitner. Das sei allerdings nicht weiter überraschend. Schließlich sei der Umzug in Günzenhausen eher klein. Hier seien nur mehrere hundert Besucher vor Ort. In den vergangenen Jahren hätte es auch nie größere Probleme gegeben.

Was den Alkoholkonsum angeht, glaubte der stellvertretende Dienststellenleiter Steibel nicht, dass die Besucher bei den Faschingsumzügen in Mauern und Gammelsdorf über die Jahre hinweg immer mehr Alkohol trinken würden. "Früher wurde genau soviel gesoffen", sagte er.

Was sich allerdings verändert habe, sei die Art und Weise, Fasching zu feiern. Heutzutage seien die Umzüge viel größer. "Wenn man sich allein mal anschaut, wie viele Menschen heuer wieder in Gammelsdorf waren, dann ist das einfach etwas anderes als früher, als der Fasching hauptsächlich aus ein paar Bällen bestand", so Steibel. Der Fasching habe sich inzwischen zu einer Open-Air-Veranstaltung entwickelt.

Steibel machte auch darauf aufmerksam, dass beispielsweise in Gammelsdorf jedes Jahr Unmengen an Müll entstehen würden. Das läge daran, dass die Veranstalter Getränke hauptsächlich ohne Pfand verkaufen würden und daher jeder seinen Plastikbecher einfach auf den Boden werfe. Freilich seien Glasflaschen verboten, aber trotzdem würden immer auch sehr viele Glasflaschen auf der Straße herumliegen. Dadurch bestehe für die Besucher auch vermehrt die Gefahr, sich Schnittwunden zuzuziehen.

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