Fantasievoller Protest gegen die dritte Startbahn:Fliegen ohne Lärm und Dreck

An die 500 Zuschauer und Teilnehmer kommen zum Attachinger Drachenfest. Dort gab es viele bunte Fluggeräte in Form von Schmetterlingen, Eulen, Vampiren, Tintenfischen und Krokodilen zu sehen.

Von Johann Kirchberger, Freising

Strahlender Sonnenschein und der richtige Wind, zumindest für die kleineren Teilnehmer, und viele Zuschauer. An die 500 mögen es gewesen sein, die nach Attaching zum 3. Drachenfest der Bürgerinitiative gekommen waren. Schon von weitem waren die vielen bunten Drachen am Himmel zu sehen, Schmetterlinge, Eulen, Vampire, Tintenfische und Krokodile waren darunter. Das größte Ungetüm hatte ein Mann aus Altomünster mitgebracht, ein 30 Meter langes, recht buntes Urtierchen sei das, erklärte er.

Sie alle wollten zeigen, "was wir in der Luft haben wollen", verkündete Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher per Megafon bei der Eröffnung. Kuchen, Kirchweihnudeln und Kuchen gab es, und der OB animierte die Besucher, viel zu konsumieren, der Erlös komme schließlich der Bürgerinitiative zu Gute. Was die Versorgung der Besucher betrifft, kam es zu einer Panne, die zu verschmerzen war. Der Glühwein aus dem Hause Spitzenberger stieß auf geringes Interesse, dafür war es zu warm. Ansonsten sprach BI-Sprecher Franz Spitzenberger von einem "Riesenerfolg" und hob das Motto des Drachenfests hervor: "Fliegen ohne Lärm und Dreck". Mit Lärm und Dreck waren die großen Jets unterwegs, die unentwegt auf dem nahen Flughafen landeten. "Das ist unsere gewohnte Hintergrundmusik", sagte Spitzenberger.

Fantasievoller Protest gegen die dritte Startbahn: Maxi, Aron, Jacob und Leander (von links) haben beim Drachentag in Attaching ihren Spaß.

Maxi, Aron, Jacob und Leander (von links) haben beim Drachentag in Attaching ihren Spaß.

(Foto: Marco Einfeldt)

Gekommen waren viele Kinder mit ihren Eltern und Großeltern sowie einige prominente Besucher. Neben dem OB waren das seine Stellvertreter Eva Bönig und Hans Hölzl, der Landtagsabgeordnete Christian Magerl sowie alte und neue Aufgemuckt-Sprecher wie Hartmut Binner und Helga Stieglmeier. Die Idee für das Drachenfest hatte vor ein paar Jahren der Freisinger Erich Hack, Binner half sie in die Tat umzusetzen, "um auch mal die Jugend in den Widerstand gegen die dritte Startbahn einzubinden". Transparente waren zu sehen. "Bayern braucht keine 3. Startbahn", stand auf einem, und auf der Preistafel für Kaffee und Kuchen war zu lesen: "Menschen sind wichtiger als Flugzeuge".

Ob es Probleme mit der Genehmigung der Veranstaltung gegeben habe? Nein, sagt Spitzenberger, allerdings habe es heuer - vielleicht wegen der Zwischenfälle mit Drohnen - ein wenig lange gedauert, weshalb man das Drachenfest um eine Woche verschieben musste. Was angesichts des schönen Wetters sogar ein Vorteil war. Auflagen habe man aber natürlich schon bekommen. So waren maximal 100 Meter Drachenschnur erlaubt, einer zumindest dürfte das deutlich überschritten haben. Aber wer will das schon so genau nachmessen. Der Abstand zur Startbahn war ja mit eineinhalb Kilometern weit genug. Viele der von Kindern gelenkten Drachen stiegen eh nur drei, vier Meter hoch. Andere brachten es auf 20 Meter. Der Drachenfan aus Altomünster hatte noch einen übergroßen Frosch im Gepäck, "der braucht aber noch mehr Wind", sagte er.

Fantasievoller Protest gegen die dritte Startbahn: Zu wenig Wind hat für den "Ciroflex" von Willi Wenleder geweht.

Zu wenig Wind hat für den "Ciroflex" von Willi Wenleder geweht.

(Foto: Marco Einfeldt)

Hack wiederum hatte dem Anlass entsprechend ein großes, gelbes Schild als Drachen dabei. Darauf befand sich das Symbol der Startbahngegner, ein Verkehrsschild mit rotem Rand und einer durchgestrichenen "3". Das schwierigste am Drachensteigen sei, das Gerät auf den Wind einzustellen, sagt Hack. Je mehr Wind, desto mehr Gegengewicht brauche man, desto schwerer müsse der Schwanz des Drachens sein. Ganz wichtig sei die richtige Schnur. Die für sein Anti-Startbahn-Transparent etwa wog 36 Kilogramm. Gaudi wurde auch gemacht. Als OB Eschenbacher gefragt wurde, wo denn sein Drachen geblieben sei, mischte sich Binner ein. "Der hat keinen Drachen, der hat eine ganz liebe Frau", sagte er, und musste über dieses Bonmot selbst am lautesten lachen.

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