Facebook-Aufruf zur Flunkyball Party:Jugendliche misstrauen der Polizei

Niemand weiß, wer zu der Party eingeladen hat. Jetzt wird vermutet, die Polizei habe das selbst getan, um gezielt Kontrollen in der Jugendszene starten zu können. Die Polizei dementiert die Vorwürfe.

Janina Schreiber ;

Für einigen Wirbel sorgt in Freising derzeit ein Aufruf im sozialen Netzwerk Facebook zu einem Flunkyball-Turnier. Dabei handelt es sich um ein Trinkspiel unter Jugendlichen, bei dem es gilt, in möglichst kurzer Zeit betrunken zu werden (Kasten). Die Einladung zu der Veranstaltung stammt von einem gewissen Lukas Meyer, der unter den Jugendlichen indes nicht bekannt ist. In der Szene wurde deshalb der Verdacht laut, dass die Polizei diesen Facebook-Aufruf selbst inszeniert haben könnte, um gezielt Jugendliche einer Kontrolle unterziehen zu können. Die Polizei selbst aber weist diese Unterstellung zurück.

"So plump ermitteln wir nicht", bezieht Anton Hemmer, Leiter der Polizeiinspektion Freising, Stellung. Gleichwohl werde man bei dem Turnier, das am Freitag, 11. Mai, am Skaterplatz stattfinden soll, aber präsent sein, versichert er.Skeptisch geworden waren die Freisinger Jugendlichen, weil der Partyveranstalter mit dem Namen Lukas Meyer keinem der geladenen Gäste bekannt ist. Auch sein Facebook-Account scheint mittlerweile gelöscht zu sein.

Mitglieder der Jugendszene vermuten, dass die Polizei Vorlieben der Jugend, wie beispielsweise ein Flunkyball-Turnier, für ihre Ermittlungen nutzt. Angeblich, so heißt es in Jugendkreisen, postet die Polizei Einladungen zu Partys bei Facebook selbst, um so gezielt gegen jugendliche Straftäter vorgehen zu können und potentielle Komatrinker zu stoppen.

Jugendliche, die nicht genannt werden wollen, haben laut eigenen Aussagen ein solches Vorgehen der Polizei schon selbst erlebt. Die Polizeiinspektion aber kann diese Vermutungen indes nur dementieren. Die genannte Veranstaltung am Skaterplatz in Freising sei ihr zwar bekannt, man bevorzuge aber doch eine andere Arbeitsweise, sagt Hemmer. Bei den Ermittlungen stütze man sich vor allem auf Hinweise aus der Bevölkerung. Die erhalte die Polizei über Mundpropaganda oder einfach telefonisch. Dass - wie andernorts geschehen - Facebookpartys eskalieren würden, sei in Freising noch nicht zu beobachten.

Die Ausnahme sei eine Schulabschlussfeier der FOS/BOS vor knapp zwei Jahren gewesen. Informationen über diese Veranstaltung und Hinweise darauf, dass sie möglicherweise außer Kontrolle geraten könnte, habe die Polizei seinerzeit von der Stadt erhalten, berichtete Michael Ertl, stellvertretender Dienststellenleiter der Freisinger Polizei. Im Nachhinein habe sich die Anwesenheit der Polizei bei dieser Veranstaltung mit 500 bis 600 zumeist alkoholisierten jugendlichen Gästen auch als durchaus richtig erwiesen.

Polizeiliche Recherche im Internet und bei sozialen Netzwerken gehöre mittlerweile natürlich auch zur Polizeiarbeit, bestätigt Ertl. Einen eigens abgestellten Facebook-Beauftragten etwa, den benötige man in Freising bisher allerdings doch noch nicht.

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