Europawahl:CSU verliert, AfD gewinnt

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Partei der Euroskeptiker holt im Landkreis Freising überraschend fast zehn Prozent der Wählerstimmen

Von Thomas Radlmaier

Die CSU bleibt bei der Europawahl stärkste Partei im Landkreis, hat aber im Vergleich zu 2009 deutlich an Stimmen eingebüßt. Die Christsozialen erreichen 35,82 Prozent aller Stimmen und verlieren damit mehr als zehn Prozentpunkte. Die Grünen verbessern sich im Vergleich zur vergangenen Europawahl minimal und kommen auf 16,38 Prozent. Dagegen kann die SPD deutlich zulegen. Die Sozialdemokraten platzieren sich mit 15,66 Prozent nur knapp hinter den Grünen. Viertstärkste Partei im Landkreis Freising ist die Alternative für Deutschland (AfD). Die Eurokritiker erhalten bei ihrer ersten Teilnahme an einer Europawahl 9,67 Prozent aller Stimmen im Landkreis. Dahinter folgen die Freien Wähler (6,55 Prozent), die ÖDP (3,24), die Linke (3,01) und die FDP (2,82). Die Wahlbeteiligung hat sich gegenüber 2009 noch einmal verringert und liegt bei 43,36 Prozent. Damit hat nicht einmal jeder Zweite im Landkreis von seinem Stimmrecht Gebrauch gemacht.

Freisinger Vertreter von CSU, SPD, Grünen und Linken verfolgten die Auszählung der Wahlergebnisse am Sonntagabend im Landratsamt. Ozan Iyibas, Europakandidat der CSU, zeigte sich enttäuscht über das Landkreis-Ergebnis. Iyibas sagte, es sei "sehr besorgniserregend", dass die AfD in Zukunft mehr Abgeordnete nach Brüssel entsende, als die CSU. Iyibas führte das gute Abschneiden der AfD auf eine mangelnde Informiertheit der Wähler über europäische Themen zurück. Er gestand ein, dass vor allem die CSU Stimmen an die AfD verloren habe. Dass der europakritische Kurs seiner Partei im Wahlkampf der AfD in die Karten gespielt habe, glaubt Iyibas jedoch nicht. "Wir konnten unsere Wähler einfach nicht richtig mobilisieren. Die AfD hat das geschafft." Die Christsozialen fuhren ihre besten Ergebnisse in Hörgertshausen, Au, Rudelzhausen, Wolfersdorf und Gammelsdorf ein. Dort wählten mehr als 50 Prozent die CSU. Dagegen blieben die Christsozialen in Marzling mit 25,94 und in Freising mit 28,86 Prozent weit unter dem Landkreis-Schnitt.

Die Eurokritiker von der AfD, die im Wahlkampf im Landkreis kaum präsent waren, knackten in elf von 24 Gemeinden die Zehn-Prozent-Hürde. In Nandlstadt kam die AfD auf 13,34, in Attenkirchen sogar auf 13,56 Prozent. Im Vergleich zum bundesweiten Wahlergebnis haben im Landkreis deutlich mehr Menschen die eurokritische Partei gewählt.

Anders als die CSU waren sowohl Grüne als auch SPD mit ihrem Abschneiden im Landkreis zufrieden. Andreas Mehltretter, der Vorsitzende der Freisinger Jusos sagte: "Wir können mit dem Ergebnis sehr gut leben." In den Städten Freising und Moosburg holte die SPD mehr als 17 Prozent. Besonders stark waren die Sozialdemokraten in der Gemeinde Eching. Hier machten 21,15 Prozent aller Wahlberechtigten ihr Kreuz bei den Genossen.

Klaus-Dieter Walter, Kreisvorsitzender der Grünen, begründete das gute Abschneiden der SPD mit der europaweiten Präsenz des sozialdemokratischen Spitzenkandidaten Martin Schulz. "Der gesamte Europawahlkampf war ja eigentlich ein Schlagabtausch zwischen Schulz und Jean-Claude Juncker von den europäischen Konservativen." Mit dem Ergebnis seiner eigenen Partei war Walter "sehr zufrieden".

Auch Guido Hoyer, Kreisvorsitzender der Linken, zeigte sich erfreut über den Ausgang der Europawahl. Er sagte, vor allem die Ergebnisse aus Moosburg und Freising seien wichtig gewesen. Dort hätten die Linken nämlich die einzigen zwei Ortsverbände im Landkreis. Hoyer betonte zudem das gute Abschneiden linker Parteien in anderen Ländern der EU.

Aufgrund des Bürgerentscheides war die Wahlbeteiligung in der Stadt Freising mit 51,27 Prozent mit Abstand am höchsten. Am wenigsten Interesse an Europa zeigten die Langenbacher. Hier gaben nur 32,17 Prozent aller Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

© SZ vom 26.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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