Erfüllung eines Mädchentraums:"Nur weil Frau ein Dirndl trägt, ist sie doch nicht hohl"

Erfüllung eines Mädchentraums: Schlagfertigkeit und Sachkenntnis im Anbau des Hopfens muss Helena Kreitmair unter Beweis stellen, wenn sie am 10. August Hopfenkönigin werden will.

Schlagfertigkeit und Sachkenntnis im Anbau des Hopfens muss Helena Kreitmair unter Beweis stellen, wenn sie am 10. August Hopfenkönigin werden will.

(Foto: Marco Einfeldt)

Helena Kreitmair möchte gerne als Hopfenkönigin beweisen, dass sich hinter einem hübschen Äußeren auch eine kluge Repräsentantin der Hallertau verbergen kann. Die Eltern stehen vor der Wahl zu dem einjährigen Ehrenamt hundertprozentig hinter ihrer Tochter

Interview von Katharina Aurich, Notzenhausen

Jedes Jahr wählen etwa 3000 Hopfenpflanzer des weltweit größten zusammenhängenden Hopfenanbaugebiets, der Hallertau, ihre Hopfenkönigin. Sie teilt sich die repräsentativen Aufgaben mit der Vizehopfenkönigin und der Hopfenprinzessin. Die Kandidatinnen müssen am Abend vor der Wahl ihr Wissen bezüglich des Hopfens und ihre Schlagfertigkeit beweisen. Das dürfte Helena Kreitmair nicht schwer fallen. Sie wuchs mit zwei Geschwistern in dem 40 Einwohner-Örtchen Notzenhausen auf dem Hopfen- und Ackerbaubetrieb ihrer Eltern auf, absolvierte zunächst eine Ausbildung als Kinderpflegerin, machte ihr Abitur und ging dann ein Jahr lang nach England. Anschließend studierte sie drei Jahre in Kassel Verwaltungsmanagement und arbeitet jetzt bei der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft in Landshut.

SZ: Warum kandidieren Sie für das Amt?

Kreitmair: Das ist doch der klassische Mädchentraum, einmal Königin oder Prinzessin sein. Ich wollte schon immer für dieses Amt kandidieren. Als Teenager war ich eher introvertiert und habe eine Weile gebraucht, zu mir zu stehen.

Haben Sie keine Bedenken, auf das hübsche Madl im Dirndl reduziert zu werden?

Nur weil Frau ein Dirndl trägt, ist sie doch nicht hohl. Ich möchte zeigen, dass in einem hübschen Äußeren eine kluge Frau steckt, denn das Amt der Hopfenkönigin ist mehr als schmückendes, weibliches Beiwerk in Männerrunden.

Welche Rolle übernehmen Sie?

Ich möchte die Hallertau und unseren Hallertauer Hopfen bestmöglich auf der ganzen Welt repräsentieren. Dabei ist es gut, dass ich fließend Englisch spreche. Meines Erachtens ist die Hallertauer Hopfenkönigin eine Art Visitenkarte.

Was wäre, wenn Sie nicht als Königin gewählt würden?

Natürlich ist es ein Risiko, nicht gewählt zu werden. Sich so einer Wahl zu stellen, heißt auch, mit einem Misserfolg zurecht zu kommen. Aber es sind ja rund 3000 Wähler und wenn mir zum Beispiel 500 Wähler ihre Stimme geben, dann haben mir diese 500 damit ihr Vertrauen ausgesprochen, das ist auch eine schöne Bestätigung.

Wie viele Dirndl besitzen Sie?

Vier, aber eines hebe ich für den Wahlabend auf, das trage ich vorher nicht.

Sie sind beruflich vielfältig aufgestellt, wie kam das?

Während meiner Schulzeit habe ich nur das Nötigste gemacht, ich wusste einfach nicht so recht, was ich wirklich will. Dann kam ich mit 16 Jahren aus der Schule und lernte Kinderpflegerin, das war eine schöne Zeit. Vor allem auch die pädagogischen Grundlagen zu lernen war gut.

Mit 18 Jahren von Notzenhausen nach Winchester, ein großer Schritt.

Als Kind bin ich nie mit meinen Eltern in den Urlaub gefahren. Dafür war einfach keine Zeit. Daher entschloss ich mich, zunächst ein Jahr als Au Pair nach England zu gehen, jetzt spreche ich fließend Englisch. Es war eine schöne, aber auch anstrengende Zeit. Ich betreute vier Kinder, führte den Haushalt und ich lernte kurz nachdem ich in Deutschland den Führerschein gemacht hatte, im Linksverkehr zu fahren.

Was haben Sie in England besonders vermisst?

Die Menschen. Meine Familie und Freunde haben mir gefehlt. Plötzlich, auf mich allein gestellt, in einem fremden Land zurecht zu kommen war eine große Herausforderung. Aber dadurch habe ich natürlich ein großes Stück Selbstständigkeit erworben.

Die nächsten Karriereschritte führten Sie dann wieder aus der Hallertau nach Kassel.

Nachdem ich auf der BOS Schönbrunn in Landshut mein Abitur geschafft hatte, wollte ich Verwaltungsmanagement studieren. In Kassel habe ich viele Freunde aus ganz Deutschland gefunden. Das bereichert mein Leben sehr. Mir war immer klar, dass ich nach dem Studium zurück in die Hallertau gehe, da ich hier meine Wurzeln habe.

Sie leben jetzt wieder in Notzenhausen und arbeiten in Landshut, haben Sie Sehnsucht nach der Stadt?

Nein. Ich wohne auf dem Hof meiner Eltern in der Austragswohnung. Ich mag die Natur und die Landschaft hier. Im Moment genieße ich auch meine Clique, wir kennen uns schon seit Kindertagen und sind auch gemeinsam bei der Feuerwehr Grünberg engagiert. Dort habe ich kürzlich mein silbernes Leistungsabzeichen als Gruppenführerin abgelegt.

Wie werden Sie das Amt der Hopfenkönigin mit Ihrer Arbeit vereinbaren?

Wenn ich die Wahl tatsächlich gewinne und Hopfenkönigin werde, dann kann ich meine Arbeitszeit reduzieren. Zum Glück habe ich einen verständnisvollen Chef. Denn das Amt bringt eine Menge Reisen mit sich - sowohl innerhalb Deutschlands wie auch ins Ausland. Allerdings mache ich die nicht alle selbst. Die Termine werden unter dem Dreigestirn, bestehend aus Hopfenkönigin, Vizehopfenkönigin und Hopfenprinzessin aufgeteilt.

Wie haben Ihre Eltern auf Ihre Kandidatur reagiert?

Mein Vater wollte mir die Kandidatur anfangs ausreden, weil diese ein irrer Stress sei. Er dachte wohl, ich meine es nicht ernst. Seit dem sie wissen, dass ich wirklich kandidieren will, stehen sie hundertprozentig hinter mir und begleiten mich zu fast jeder Veranstaltung. Auch meine beiden Geschwister stehen voll hinter mir. Mein Bruder wird sogar bei der Wahl am 10. August als mein "Taferl-Bub" fungieren.

Was ist ein "Taferl-Bub"?

Am Wahlabend laufe ich im Wolnzacher Festzelt durch die Reihen der etwa 3000 Gäste, unterhalte mich hier und da, stelle mich ihnen persönlich und hautnah vor. Vor mir läuft der Taferl-Bub und hält ein Schild mit meiner Startnummer hoch, damit die Hopfenpflanzer auch ganz genau wissen, welche Startnummer die jeweilige Kandidatin hat.

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