Erfolgreiche Typisierungsaktion für  Niclas und Noah:Leben retten

Erfolgreiche Typisierungsaktion für  Niclas und Noah: Elfriede Beer nimmt hier Lisa Huber Blut ab. Auch sie wollte helfen.

Elfriede Beer nimmt hier Lisa Huber Blut ab. Auch sie wollte helfen.

(Foto: Marco Einfeldt)

3698 Menschen beteiligen sich am Samstag an der großen Typisierungsaktion für Niclas und Noah. Die Verantwortlichen der "Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern" sagen, so viele seien es noch nie gewesen.

Von Johann Kirchberger, Freising

Ein überragendes Ergebnis hat die Typisierungsaktion für Niclas (16) und Noah (20) am Samstag in Freising gebracht. 3698 Menschen haben sich im Josef-Hofmiller-Gymnasium und im Foyer des Wissenschaftszentrums Weihenstephan ein paar Tropfen Blut abnehmen und sich als Stammzellspender registrieren lassen. Die Verantwortlichen der "Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern", kurz AKB, waren begeistert. So viele Blutspender wie in Freising, hieß es, so viele seien es sonst nie.

Alle wollten helfen, wollten Leben retten. Speziell das der beiden jungen Burschen aus Kirchdorf und Freising, die an MDS, beziehungsweise Leukämie erkrankt sind und dringend eine Knochenmarkspende benötigen. Schon als am Vormittag an einem Stand auf dem Marienplatz noch zur Teilnahme an der Typisierungsaktion aufgefordert wurde, drängten sich bereits die zwischen 17 und 45 Jahre alten Blutspender an den beiden Einsatzorten. Geduldig reihten sie sich in die Warteschlangen ein. Vor allem im Hofmiller-Gymnasium dauerte es teilweise über eine Stunde, bis sie an die Reihe kamen. Vier Anlaufstationen gab es. Erst musste eine Einverständniserklärung unterzeichnet werden, danach ging es zu den Helfern mit den Laptops, die alle Daten registrierten und Aufkleber ausdruckten, die schließlich auf Röhrchen geklebt wurden, mit denen die Spender zur eigentlichen Blutabgabe marschierten. Danach durften sie sich kostenlos mit Wurstsemmeln, Kuchen und Getränken stärken.

In Weihenstephan ging die Aktion relativ zügig voran. Das lag vor allem an den vielen Parkplätzen direkt vor dem Uni-Gebäude. Rund um das Hofmiller Gymnasium war alles zugeparkt, dabei versuchten Helfer der Kirchdorfer Feuerwehr, die Autofahrer schon an der Steinecker-Straße abzufangen und auf den Krankenhausparkplatz oder ins Altstadt-Parkhaus zu lotsen. Im Gymnasium selbst gab es dann über 50 Meter lange Warteschlangen. Trotzdem murrten die Wenigsten. Als einige Laptops ausfielen, wurden in Weihenstephan zwei abgezogen. Insgesamt waren weit über 200 Helfer im Einsatz. Im Hofmiller kamen sie aus Kirchdorf, der Heimat von Niclas, in Weihenstephan stellte der SE Freising, bei dem Noah viele Jahre Fußball gespielt hat, den Großteil des Helferkontingents. Die Blutentnahme besorgten Krankenschwestern und -pfleger aus dem Krankenhaus und Rettungsdienstsanitäter des Roten Kreuzes. Auch einige Ärzte waren anwesend und kümmerten sich um den ein oder anderen, dem vor Aufregung schummrig geworden war. Nach einer kurzen Ruhepause auf einer Liege waren sie aber rasch wieder fit.

Erfolgreiche Typisierungsaktion für  Niclas und Noah: Viele freiwilige Helfer haben mitgemacht, so auch Barbara Gelhaus ( rechts) bei der Essensausgabe.

Viele freiwilige Helfer haben mitgemacht, so auch Barbara Gelhaus ( rechts) bei der Essensausgabe.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Spender kamen von überall her, in Weihenstephan waren viele Studenten darunter, einer kam sogar aus Shanghai. Wer wollte, konnte sich anhand einer Liste, die auf eine Leinwand gebeamt wurde, über die jeweilige Zahl der abgegebenen Blutspenden und die Herkunft der Teilnehmer informieren. Auch einige komplette Fußballmannschaften waren angereist, um mitzuhelfen und die Aktion zu einem Erfolg zu machen. Großer Beifall in der Halle brandete auf, als die Tausender-Marke überschritten wurde. Erst gegen 17 Uhr, eine Stunde nach dem offiziellen Ende, versiegte in Weihenstephan der Strom der Spender, im "Hofmiller" standen da noch etwa 200 an. Am Ende waren es in Weihenstephan 1660, im Gymnasium 2038 Menschen, die als Stammzellspender registriert wurden.

Die Eltern von Niclas und Noah waren tief beeindruckt und auch gerührt, über die große Hilfsbereitschaft. Die Blutproben werden jetzt zur Bestimmung der Gewebemerkmale in ein Typisierungslabor gebracht, danach wandern die Daten in das Zentrale Knochenmarkspender Register Deutschland. Die Laborkosten betragen pro Blutprobe etwa 50 Euro, die durch Spenden aufgebracht werden müssen. Aber auch da kann sich das Freisinger Ergebnis sehen lassen. Momentan sind schon etwa 70 000 Euro eingegangen, die vor oder während der Typisierungsaktion abgegeben wurden.

Für etwa 80 Prozent aller an Leukämie erkrankten Menschen würden inzwischen passende Knochenmarkspender gefunden, war von der AKB zu erfahren. Bevor es tatsächlich zu einer Stammzellspende kommt, werden Spender und Patient noch einmal ausgiebig untersucht und alle Gewebemerkmale verglichen. Und dann beginnt das bange Warten, ob alle Faktoren zusammenpassen und ein Leben gerettet werden kann.

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