Entscheidung fürs Leben:Die Qual der Berufswahl

Entscheidung fürs Leben: Christine Schöps von der Freisinger Arbeitsagentur.

Christine Schöps von der Freisinger Arbeitsagentur.

(Foto: Marco Einfeldt)

Viele Schulabsolventen haben bereits die Zusage für einen Ausbildungsplatz in der Tasche. Wer noch keine Lehrstelle hat, muss sich dennoch keine Sorgen machen. Angebote gibt es derzeit auf dem Arbeitsmarkt reichlich

Von Isabella LÖSSL, Freising

Die meisten Schüler warten jahrelang auf diesen einen Moment, der für Absolventen der Real- und Mittelschulen demnächst ansteht: Die letzten Prüfungen schreiben, das Abschlusszeugnis in den Händen halten und endlich fertig sein mit dem ganzen Schulstress. Aber was tun, wenn dieser Schritt erfolgreich vollzogen ist? Bankkaufmann, KFZ-Mechatroniker, Krankenschwester, oder doch Hotelfachmann? Ausbildungsstellen gibt es genug. Für sich selbst die richtige heraus zu finden, ist da schon etwas schwieriger.

Die meisten Schüler haben ihre Stelle bereits oder führen Bewerbungsgespräche. Es gibt aber Absolventen, die sich noch nicht beworben haben und sich fragen, ob sie auf dem Ausbildungsmarkt für dieses Jahr überhaupt Chancen haben. "Nicht den Kopf in den Sand stecken", rät Christine Schöps, Pressesprecherin der Freisinger Agentur für Arbeit. "Die Chancen auf eine Stelle stehen auch jetzt noch gut, denn Ausbildungsplätze sind im Landkreis ausreichend vorhanden." Aber lange warten sollte man nicht mehr, denn umso länger man sich nirgendwo bewerbe, desto höher werde die Wahrscheinlichkeit, bei der Wahl des Berufes Kompromisse wie einen längeren Arbeitsweg eingehen zu müssen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte sich spätestens ein Jahr vor Ausbildungsbeginn beworben haben, vor allem Banken haben eine relativ strenge Frist.

Die Top fünf der bislang unbesetzten Ausbildungsstellen sind laut Christine Schöps kaufmännische Berufe im Einzelhandel, für Logistikdienstleistungen, Fachkraft für Lagerlogistik, Verkäufer und Koch. Zusätzlich sind Hotelfachleute, zahnmedizinische Fachangestellte und Kaufleute im Büromanagement gefragt. Auch im Handwerk gibt es freie Stellen.

Christine Schöps rät Jugendlichen neben Recherchen im Internet (jobboerse.arbeitsagentur.de und planet-beruf.de) zu einer persönlichen Beratung. "Unsere Berufsberater analysieren mit ihnen, was ihren Wünschen entspricht und was es für offene Stellen mit diesen Kriterien gibt", sagt sie. Durchschnittliche Schüler sind nicht automatisch im Nachteil. "Natürlich sind gute Noten ein Türöffner", sagt Schöps. "Aber auch eine vollständige Bewerbungsmappe und ein souveränes Auftreten im Bewerbungsgespräch sind Kriterien für eine Zusage." Christine Schöps empfiehlt außerdem, auf Praktika zu setzen. Betriebe, die einen Absolventen bereits als Praktikant beschäftigten, legen auf die Noten keinen großen Wert mehr, berichtet sie.

Für Jugendliche ohne Ausbildungsplatz, gibt es die Möglichkeit, an einer Einstiegsqualifizierung teilzunehmen. Das ist ein betriebliches Praktikum, das zwischen sechs und zwölf Monaten dauert und meist am 1. Oktober beginnt. Am Ende erhält er ein Zeugnis und er kann, sollte er im gleichen Betrieb eine Ausbildung beginnen, deren Dauer verkürzen, wenn Arbeitgeber und Berufskammer einverstanden sind.

Daneben besteht die Möglichkeit, ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) zu absolvieren. "Das ist aber keine kurzfristige Möglichkeit für Absolventen, die kurz vor knapp keine Stelle mehr bekommen haben", warnt Christine Schöps. Drei bis sechs Monate vor Antritt des FSJ müssen die Bewerbungsunterlagen eingereicht werden. Das FSJ dauert zwischen sechs und 24 Monaten und ist in sozialen Bereichen zu absolvieren. Diese beiden Möglichkeiten sollte man allerdings wirklich nur in Betracht ziehen, wenn definitiv keine Stelle gefunden wird. "Selbst Anfang September stellen viele Betriebe noch ein. Das soll jetzt nicht zum Zurücklehnen animieren, sondern Mut machen, dass man auch spät noch Chancen hat", sagt Schöps.

Sollte man nach einer Bewerbung mehr als zwei Wochen nichts vom Arbeitgeber hören, empfiehlt sie das Nachfragen. Hierbei mache der Ton die Musik. "Viele Jugendliche haben noch nicht im Gespür, auf welche Wortwahl sie beim Nachfragen setzen sollen. Sachlich und freundlich bleiben, das ist wichtig." Das Finanzielle, erläutert Christine Schöps, spielt bei den Jugendlichen nicht die Hauptrolle bei der Wahl der Ausbildungsstelle. "Das hat definitiv nicht die erste Priorität. Den Absolventen ist wichtiger, Spaß am Beruf zu haben." Außerdem hätten Marken eine große Strahlkraft, wie etwa BMW.

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