Entscheidung der Mitglieder:Patrick Romer führt die Freisinger Mitte

Wählerverein bestimmt einen komplett neuen Vorstand und will die jüngsten Querelen nun hinter sich lassen

Kerstin Vogel

Patrick Romer ist der neue Vorsitzende des Wählervereins Freisinger Mitte. Er wurde am Freitag mit 91 von 100 abgegebenen Stimmen gewählt und ist damit Nachfolger von Florian Notter, der sich wegen seiner beruflichen Belastung aus dem Amt zurückgezogen hat. Um die drei Stellvertreterposten hatten sich sechs Kandidaten beworben. Gewählt wurden am Ende Katrin Stockheim, Franz Bernack und Nergiz Eschenbacher. Der Wirbel um den Austritt von Stadtrat Oliver Pflüger aus Wählerverein und Fraktion hat in der Mitgliederversammlung ein einigermaßen versöhnliches Ende gefunden - allerdings brauchte man viereinhalb Stunden, um das gesamte Programm des Abends abzuwickeln.

Die Turbulenzen, in denen sich die Freisinger Mitte zuletzt wiedergefunden habe, hätten gezeigt, dass der Verein noch im Entstehen sei, sagte Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher in seinem Grußwort. Man sei schnell gewachsen und bewege sich nun in einem politischen Umfeld, "in dem Entscheidungen gefällt werden müssen, die nicht immer allen gefallen". Wichtig sei nun, objektiv an die Sache heranzugehen. Es wäre schade, so der OB, wenn jetzt "alles untergehen würde, was der Verein inhaltlich schon geleistet hat".

Der scheidende Vorsitzende Notter, der am Ende mit lang anhaltendem Beifall verabschiedet wurde, machte vor allem andere für die jüngsten Querelen verantwortlich: "Andere Parteien machen schon Wahlkampf und haben auch ein interessantes Thema: die Freisinger Mitte." In seinem Rechenschaftsbericht verwies Notter vor allem auf die Arbeit der mittlerweile sechs politischen Ausschüsse der FSM sowie auf die "Themenarbeit im Stadtrat". Die Zahlen zur bisherigen Erfolgsgeschichte der Wählervereinigung steuerte Schriftführerin Monika Schwind bei. So hat die FSM aktuell 181 Mitglieder, davon sind 114 Männer. Schwind: "An der Frauenquote arbeiten wir noch." Zwar sind mit 158 Freisingern die meisten noch während des OB-Wahlkampfes 2012 eingetreten, doch auch seither kann die FSM monatlich im Schnitt drei neue Mitglieder gewinnen. Die Altersverteilung sei dabei "zwischen 20 und 70 sehr ausgewogen", so Schwind.

Dass es im Vorfeld der Mitgliederversammlung hinter den Kulissen möglicherweise mehr rumort hat, als in der Versammlung öffentlich wurde, deutete sich an, als der neue Vorstand gewählt werden sollte. Denn eigentlich hätten die kompletten Vorstandswahlen erst im Herbst stattfinden sollen. Die Idee, sie nach dem angekündigten Rücktritt Notters komplett vorzuziehen, fand am Freitag nicht die Zustimmung aller Mitglieder. So äußerte Andreas Goclik die Befürchtung, dass dadurch eine unerwünschte Verquickung zwischen Vorstandswahl und der anstehenden Aufstellung der Stadtratsliste zustande käme.

Seine Bedenken teilten nach kurzer Debatte allerdings nur wenige andere Mitglieder - auch, weil Notter klare Worte fand: "Wer meint, dass er Listenplatz eins oder zwei kriegt, nur weil er im Vorstand sitzt: Das ist ein Irrtum." Geplant ist zur Aufstellung der Liste zunächst eine Informationsveranstaltung für alle Interessenten, die am 24. März um 14.30 Uhr im "Viva Vita" beginnen soll. Anschließend soll ein Wahlteam gebildet werden, das sich dann weiter mit den Kandidaten befasst.

In seinen Abschiedsworten erklärte Notter, dass er der Wählervereinigung natürlich erhalten bleibe: "Ich glaube an Freising und ich glaube an die Freisinger Mitte", sagte er und rief dazu auf, das Wesentliche nicht aus den Augen zu verlieren. Schließlich habe man unter anderem eine OB-Wahl gewonnen. Notter: "Warum stürzen sich die anderen denn auf uns? Weil sie die Hosen gestrichen voll haben."

Die angekündigte Aussprache mit Stadtrat Oliver Pflüger, der vor zwei Tagen seinen Austritt aus der FSM erklärt und dabei nicht mit Kritik an dem Verein gespart hatte, fand am Ende - auch auf Wunsch Pflügers - nicht mehr statt. OB Eschenbacher fand stattdessen versöhnliche Worte. Pflüger sei "ein streitbarer Mensch", sagte er. Er wolle jedoch dessen inhaltliche Leistung nicht unter den Tisch fallen lassen, "auch wenn wir öfter aneinander geraten sind."

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