Der Müll muss weg:Julia Pichler im Einsatz für die Natur

Der Müll muss weg: Umweltaktivistin Julia Pichler sammelt freiwillig den Müll am Isar-Kanal und hoft auf Mitstreiter.

Umweltaktivistin Julia Pichler sammelt freiwillig den Müll am Isar-Kanal und hoft auf Mitstreiter.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Moosburgerin Julia Pichler sammelt freiwillig den Müll am Isar-Kanal, der ihr unangenehm aufgefallen ist. Vor allem der hohe Plastikanteil macht ihr Sorgen. Jetzt hofft sie auf umweltbewusste Mitstreiter.

Von Julia Kitzmann, Moosburg

"Auch der weiteste Weg beginnt mit dem ersten Schritt". Das wusste schon Konfuzius. Bei Julia Pichler aus Moosburg hört es sich so ähnlich an: "Man muss es einfach nur machen." Sie selbst beherzigte dieses Motto: Schon oft war ihr der Müll entlang des Isar-Kanals aufgefallen, wenn sie dort mit ihrem Hund spazieren ging. Vor drei Wochen aber wurde es ihr zu viel: "Am Anfang meiner Tour habe ich eine leere Einkaufsplastiktüte gesehen. Und dann dachte ich mir: Schaust mal, ob die füllen kannst." Das sei ihr ohne Probleme gelungen. "Am nächsten Tag musste ich noch mal hinfahren, um den restlichen Teil zu holen", berichtet sie von der spontanen Aktion. Zu Hause habe sie alles auf einen Haufen geschüttet. Und sei schockiert gewesen: "Insgesamt war das ungefähr die Menge eines Gelben Sacks - so viel Müll auf einer Strecke von eineinhalb Kilometern!"

Auf ihren Fund habe sie auch ihre Mitbürger aufmerksam machen wollen. Daher habe sie die Bilder in der Facebook-Gruppe "Moosburg für Jung und Alt", die knapp zweieinhalbtausend Mitglieder zählt, gepostet. "Diejenigen, die reagiert haben, waren entsetzt und sauer", berichtet Pichler. "Die Strecke ist nicht überlaufen, eher abgelegen. Vor allem Hundebesitzer gehen dort spazieren", erzählt sie von dem Erstaunen vieler über die große Menge an Müll. Negative Reaktionen gegen sie und ihre Aktion seien ausgeblieben - ein bei Diskussionen im sozialen Netzwerk bemerkenswerter Umstand. "Alle waren einfach nur wütend. Es kann doch nicht sein, dass einige in die Natur gehen und ihren Müll dort hinschmeißen", echauffiert sie sich.

Auf Facebook kursierte eine große Anzahl von Bildern, die Umweltverschmutzung an verschiedensten Orten zeigten. Viele Nutzer machten jedoch nur Fotos, ohne den Müll zu entsorgen. "Dann ist der Natur auch nicht geholfen", habe sie sich gedacht. In der Nähe der Autobahn habe sie besonders viel gefunden: "Da fliegt der Müll wahrscheinlich einfach aus dem Fenster." Besorgniserregend sei vor allem der hohe Plastikanteil gewesen. Sie schätzt ihn auf 90 Prozent. Dies stelle vor allem wegen der Nähe zum Gewässer eine große Gefahr dar: "Das Plastik landet im Fluss und schließlich im Meer." Pichler warnt: "Kunststoffe brauchen 300 bis 600 Jahre, bis sie sich zersetzen - wenn man die "Überlebensdauer" einer Plastiktüte in Relation zu einem Menschenleben setzt, werden die Dimensionen deutlich." Ganz auflösen würde sich Plastik nie. Lebewesen nähmen es daher immer weiter auf. Ein Kreislauf: "Schließlich gelangt es in unsere Nahrungskette und kommt so zum Menschen zurück." Die Ausmaße seien schon jetzt erschreckend. "Schätzungen zufolge schwimmen 100 bis 150 Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer", führt sie aus und ergänzt eindringlich: "Und jedes Jahr kommen zehn Millionen neue hinzu." Vor allem die Tiere litten: "Wale, die Plastik zu sich genommen haben, verhungern mit vollem Magen, weil sie den Stoff nicht ausscheiden können."

Julia Pichler hat sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. Seit einem Jahr ist sie als Freiwillige bei der internationalen Meeresschutzorganisation Sea Shepherd aktiv. "Seit 2010 gibt es Sea Shepherd in Deutschland. Ich habe mich bald darauf beworben und stand eine ganze Zeit lang auf der Warteliste. Die Verantwortlichen halten die Anzahl der Ehrenamtlichen bewusst gering, um aktiv mit ihnen zusammenarbeiten zu können." Pichler ist Teil der 25-köpfigen Ortsgruppe München. "Wir informieren uns bei unseren Treffen und diskutieren neue Entwicklungen", erläutert die Moosburgerin. An Infoständen war sie schon dabei, "um die Menschen aufzuklären und zu sensibilisieren." Dabei mache sie positive Erfahrungen. Sie prangert jedoch an, dass sich "kein Land für die sehr teure Reinigung der Weltmeere verantwortlich fühlt."

Wie kann ihrer Meinung nach Umweltverschmutzung trotzdem bekämpft werden? "Das fängt beim Einkaufen und dem Verzicht auf Plastiktüten an", meint sie. Eine tolle Entwicklung stellten Läden dar, die offene Lebensmittel vertrieben - also ohne Verpackungen auskommen. Sie weist ferner darauf hin, dass "viele Kosmetikprodukte Mikroplastik enthalten, das die Kläranlagen nicht filtern können." Selbst einige Produkte von Firmen wie Body Shop, die sich gegen Tierversuche stellten, gehörten dazu. "Dabei gibt es Alternativen", fügt sie an und spricht von einer "Pflicht des Verbrauchers".

Interessierte könnten sich auch bei Veranstaltungen engagieren. Sea Shepherd plane etwa ein "Beach-Cleanup" an der Isar. " Die Organisation könne man zudem direkt finanziell unterstützen. Ganz einfach gehe das zum Beispiel per SMS. "Einfach "OZEAN" an die 81190 schreiben, damit spendet man 3 Euro pro Nachricht", erzählt Pichler und verweist auf die Webseite der Organisation. Auch den jährlich stattfindenden Aktionstag "Saubere Landschaft" in ihrem Heimatort, empfiehlt sie. Wenn die Moosburgerin frei bekommt, will auch sie dabei sein. Sie appelliert: "Jeder Einzelne ist gefordert und kann einen Beitrag leisten."

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