Energiewende:Strom für ganz Hallbergmoos

Energiewende: Ein großer Solarpark mit Servicestation der Firma Höflinger Müller, Gastronomie und E-Schnellladestationen ist bei Hallbergmoos geplant. Animation: Höflinger Müller

Ein großer Solarpark mit Servicestation der Firma Höflinger Müller, Gastronomie und E-Schnellladestationen ist bei Hallbergmoos geplant. Animation: Höflinger Müller

Ein innovatives Projekt sieht einen 37 Hektar großen Solarpark nahe der S-Bahn vor, gleichzeitig soll eine Servicestation der Firma Höflinger Müller entstehen.

Von Petra Schnirch, Hallbergmoos

Auf einem Acker bei Hallbergmoos soll ein Riesen-Solarpark mit einer Fläche von 37 Hektar entstehen, der mehr sein wird als ein reiner Stromlieferant. Denn die Firma Höflinger Müller plant dort auch eine innovative Servicestation. Umsetzen will sie dieses Konzept gemeinsam mit der Energieallianz Bayern. Deren Geschäftsführer Ulrich Geis spricht von einem "Leuchtturmprojekt". Der Gemeinderat steht mehrheitlich hinter dem Vorhaben, das letzte Wort aber wird der Kreistag haben, denn es handelt sich um ein Landschaftsschutzgebiet.

Geplant ist der Solarpark zwischen S-Bahn, Bundesstraße und Gewerbegebiet. Laut Geis soll dort künftig eine Energiemenge von 37 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produziert werden - mit dem Strom könnten 10 000 Haushalte und Betriebe versorgt und der komplette Bedarf der Gemeinde Hallbergmoos abgedeckt werden. Zum Vergleich: Der 2020 eröffnete Solarpark der Bürgerenergie-Genossenschaft Freisinger Land in der Gemeinde Paunzhausen produziert 1,9 Millionen Kilowattstunden.

Tagsüber dienen die Lastwagen-Akkus als Pufferspeicher

Das Besondere des Hallbergmooser Konzepts: Die Bäckerei Höflinger Müller will von der ebenfalls geplanten Servicestation aus ihre mehr als 140 Filialen in München, Ober- und Niederbayern beliefern. Die Akkus der Lastwagen sollen dort geladen werden - und könnten dann tagsüber, wenn die Fahrzeuge stillstehen, als Pufferspeicher fungieren. Schwankungen bei der Produktion von Sonnenstrom könnten über dieses sogenannte bi-direktionale Be- und Entladen ausgeglichen werden, erklärt Geis.

"Wir wollen beweisen, dass Energiewende und Wirtschaft Hand in Hand gehen können." Es sei ein sehr umfassendes, anspruchsvolles Projekt, "deshalb sind wir sehr, sehr motiviert". Vorgesehen sei zudem, die Temperaturen im Kühlhaus der Servicestation tagsüber so weit herunterzufahren, dass nachts keine weitere Energieabnahme notwendig sei. Entstehen sollen außerdem öffentlich zugängliche E-Schnellladestationen, eine Gastronomie und ein Teich.

Wildblumenwiese statt Maisanbau

Die Konstellation in Hallbergmoos sei ideal, sagt Ulrich Geis. Der Grundstücksbesitzer unterstütze das Projekt, er ist Gesellschafter bei Höflinger Müller. Das Unternehmen wolle "grüner", also nachhaltiger werden. Durch die nahen Umspannwerke könnte der Strom ohne lange Kabelstrecken eingespeist werden. Außerdem würde die Fläche durch eine Wildblumenwiese ökologisch aufgewertet. Bisher werde dort vor allem Mais angebaut. Da keine Betonfundamente notwendig sind, könne die Anlage später "rückstandsfrei entfernt" werden. Die Investition im zweistelligen Millionen-Bereich soll ohne öffentliche Zuschüsse umgesetzt werden. Betreiber soll die Energieallianz Bayern sein, deren Gesellschafter kommunale Stadtwerke und private Energieversorger sind.

Eine Entscheidung im Kreistag wird nicht vor Juli fallen. Dann soll ein Gutachten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf vorliegen, welche Flächen sich im Landkreis Freising für Photovoltaikanlagen besonders eignen.

Die Gemeinderäte stehen mehrheitlich hinter dem Vorhaben

Bürgermeister Josef Niedermair (CSU) steht jedenfalls, wie der Großteil des Gemeinderats, voll hinter dem Projekt. Sabrina Brosch (Grüne) zählt zu den vier Gemeinderäten, die in der jüngsten Sitzung nicht zugestimmt haben. Sie hat noch zu viele Fragen. Sie sei nicht prinzipiell gegen Freiflächenanlagen, sagt sie. Allerdings gebe es noch viele freie Dächer und Parkplätze im Gemeindegebiet, die für PV-Anlagen zur Verfügung stünden. Für sie sei dies eine Sache der Abstufung. Denn würden immer mehr landwirtschaftliche Flächen für die Energiegewinnung genutzt, fehlten sie für die Nahrungsmittelproduktion. Der Druck auf die Bauern steige. Außerdem hätte sie gern getrennt über Solarpark und Gewerbebetrieb abgestimmt, erklärt Brosch.

Im Landkreis Freising gab es Ende 2021 nach Mitteilung des Landratsamts laut Marktstammdatenregister 37 PV-Freianlagen mit einer Gesamtleistung von 93,7 Megawatt Peak. Bisher sei deren maximale Größe durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz auf zehn Megawatt Peak begrenzt. Insgesamt fünf solcher Anlagen stehen in Gammelsdorf (Baujahre 2018 und 2021), Rudelzhausen (2017 und 2019) und an der Neufahrner Spange (2021). Sie produzierten jeweils elf bis zwölf Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Die Einspeisevergütung liegt zwischen 4,5 und 5,5 Cent pro Kilowattstunde. Der größte Solarpark in Bayern im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist 140 Hektar groß.

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