Einsatz für Kultkneipe:Vermutlich 9:8

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Beim Fußballturnier zur Rettung des "Abseits" nimmt man es mit dem Torezählen nicht so genau. Wichtig ist der gute Zweck

Von Johann Kirchberger, Freising

Wer den Pfennig nicht ehrt, ist des Talers nicht wert, heißt ein altes Sprichwort. Und mögen die Einnahmen aus dem "Abseits"-Fußballturnier in der Savoyer Au auch relativ bescheiden gewesen sein, ein bisschen was war's auch wieder. "Damit werden wir das Abseits natürlich nicht retten können", gab Norbert Bürger, der Motor und Präsident der Kneipenretter dann auch unumwunden zu, doch darum gehe es bei so einem Fußballturnier ja auch gar nicht. Zum einen habe man zeigen wollen, dass die Abseits-Freunde nicht nur kulturell, sondern auch sportlich was drauf haben. Zum anderen wolle man immer wieder bewusst machen, wie groß das Interesse in der Freisinger Bevölkerung ist, die Neustifter Kultkneipe zu retten.

"Hilf deiner Kneipe auf die Beine", lautete dann auch das Motto. Mehr als 60 Kicker hatten sich am Samstag auf die Beine gemacht, um bei drückender Schwüle auf Torjagd zu gehen. Es war ein illustres Völkchen, das sich da eingefunden hatte, bestens gelaunt und voller Tatendrang. Die einen spielten, die anderen bereiteten sich vor, die einen organisierten, die anderen sahen nur zu. Sechs Mannschaften waren zusammengelost worden, ganz nach dem Zufallsprinzip. Die Teams bekamen Namen von Ländern, die nicht gerade als große Fußballnationen bekannt sind. Andorra, Weißrussland, Litauen, die Färöer Inseln, Estland und Finnland liefen mit ihren "Nationalmannschaften" auf, jede Mannschaft spielte auf dem Kunstrasenplatz gegen jede - quer über das Fußballfeld, womöglich aus Rücksicht auf den Zeitplan und die Kondition der Hobbyspieler. Der SE Freising stellte das Equipment und die Kneipengänger brachten die Begeisterung mit.

Ein dramatisches Endspiel - unterlegt von Heintje-Erfolgsschlagern - gab es natürlich auch noch. Estland, das bis dato ungeschlagen geblieben war, und Litauen standen sich gegenüber. Zunächst dominierten die Esten, lagen schon 2:0 in Führung, doch die Litauer mit ihren gelben Leibchen kämpften aufopferungsvoll und konnten kurz vor Schluss ausgleichen. Ein Siebenmeterschießen - elf Meter wären am Ende eines zehrenden Turniers doch ein bisserl viel - musste entscheiden. Die beiden Stadionsprecher zeigten sich in Topform, waren besser als alle Kommentatoren während der Europameisterschaft und lieferten Gags am laufenden Band. Dummerweise achteten sie kaum auf das Spiel und vergaßen die Tore mitzuzählen. Irgendwie entschuldbar, schließlich musste ja auch eine gerade angekommene Bierlieferung gewürdigt werden. So konnte letztlich das Endergebnis nur geschätzt werden. Vielleicht 8:7 oder auch 9:8 mag es ausgegangen sein - für Litauen, den Außenseiter. Mehr Spannung, mehr Dramatik geht nicht.

Norbert Bürger, der für die Mannschaft von Weißrussland aufgelaufen war, zeigte sich zufrieden und glücklich über den Verlauf des Turniers. Nun gelte es, weiter an der Abseits-Finanzierung zu arbeiten, sagte er, Crowdfunding und Großkredite müssten festgemacht werden. Man sei auf einem guten Weg, sagte er zuversichtlich, ohne Details verraten zu wollen. Viel Zeit bleibt auch nicht mehr, denn am 1. September muss das Geld zusammen sein, um das Abseits zu retten.

© SZ vom 11.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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