Einsätze im In- und Ausland:Jede Katastrophe ist anders

Lesezeit: 2 min

Seit zehn Jahren hilft die Moosburger Organisation Navis Menschen, die Opfer von Naturgewalten geworden sind

Von Gudrun Regelein, Moosburg

Es begann vor zehn Jahren in Sri Lanka: Damals, nach dem verheerenden Tsunami im Indischen Ozean, entstand in den Reihen der Flughafenfeuerwehr München der Wunsch, Hilfe zu leisten. Schon wenige Tage später startete am 2. Januar die erste Einsatzmannschaft aus fünf Feuerwehrmännern und einem Arzt. Über sechs Monate lang setzten insgesamt 20 Hilfsteams Trinkwasserbrunnen wieder instand, leisteten medizinische Versorgung und brachten 230 Tonnen Hilfsgüter in die von der Naturkatastrophe stark betroffene Insel.

"Danach war klar, dass wir weitermachen wollten", sagt Navis-Sprecherin Tanja Voges. Die Helfer waren erstaunt gewesen, wie viel mit nur wenigen Mitteln erreicht werden konnte. Die gesammelten Erfahrungen sollten nicht verloren gehen. "Navis - schnelle Hilfe ohne Grenzen" wurde als gemeinnütziger Verein gegründet. Der Name "Navis" - das lateinische Wort bedeutet Schiff - wurde gewählt, da sich der Verein wegen seiner helfenden und rettenden Maßnahmen als eine Art Rettungsboot sehe, erklärt Voges. Ziel ist die schnelle Hilfe im In- und Ausland, schon einige Tage nach einer Katastrophe startet ein Fact Finding Team, um die Lage zu eruieren. Ärzte, Techniker und Logistiker entscheiden, ob ein Einsatz sinnvoll ist. Parallel dazu laufen in Moosburg die Vorbereitungen auf Hochtouren. "Hilfsteams werden zusammengestellt, Flüge werden gebucht, die Fracht wird vorbereitet. Es sind Tonnen, die bewegt werden müssen." Und alles müsse ganz schnell gehen.

In den vergangenen Jahren habe man gelernt, dass jede Katastrophe ihr eigenes Gesicht hat - entsprechend flexibel müsse man reagieren. Was Navis leisten könne, sei die Versorgung mit Lebensmitteln, mit Trinkwasser, Decken, Zelten und anderen Hilfsgütern, die medizinische Versorgung der betroffenen Bevölkerung und technische Hilfe, erklärt Voges.

Alle Navis-Mitglieder - inzwischen ist ihre Zahl auf über 400 angewachsen - seien ehrenamtlich tätig: "Viele nehmen für ihre Einsätze unbezahlten Urlaub, das ist unglaublich", sagt Voges. Höchstens zwei Wochen bleibt ein Team im Katastrophengebiet, das sei wegen der physischen und psychischen Belastung die Obergrenze. Alle können alles, gearbeitet wird im Team: "Wenn der Einsatzleiter die Order gibt, dann grabe ein Arzt auch einmal das Loch für eine geplante Toilette", erzählt die Sprecherin. "Das ist ein Riesenzusammenhalt."

Probleme, die Teams zusammenzustellen, habe es nie gegeben. Im Gegenteil: Wenn bei den Aktiven angefragt werde, wer was machen könne, gebe es immer noch Reserven. "Wahrscheinlich liegt das am Navis-Virus. Wer den erwischt hat, wird ihn nicht mehr los." Vorbereitet werden die Helfer auf ihre Einsätze durch intensive Besprechungen und Fortbildungen. Danach würden viele ihre oft auch belastenden Eindrücke durch "reden, reden und noch mal reden" verarbeiten. In den vergangenen zehn Jahren startete Navis zu neun Einsätzen im In- und Ausland: Unter anderem auf Haiti, in Pakistan, Kenia, Nepal, den Philippinen und nach dem Hochwasser 2013 in Deggendorf. Derzeit - und da schließt sich der Kreis - ist ein Team im von einer Flutkatastrophe betroffenen Sri Lanka aktiv. Die Techniker werden am Freitag zurückerwartet - gerade noch rechtzeitig, um beim Jubiläumsfest am Abend dabei zu sein.

Die Moosburger Hilfsorganisation Navis finanziert ihre Arbeit über Spenden. Wer den Verein unterstützen will, kann auf folgendes Konto einzahlen: Stadt-und Kreissparkasse Moosburg a.d.Isar, BLZ: 743 517 40, Konto Nr: 414 000, IBAN: DE66 7435 1740 0000 4140 00, BIC: BYLADEM1MSB

© SZ vom 19.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: