Einheimische und Flüchtlinge:Beim Tanzen sind alle dabei

Einheimische und Flüchtlinge: Erst zuschauen, dann mitmachen, das war die Devise beim Eine-Welt-Café.

Erst zuschauen, dann mitmachen, das war die Devise beim Eine-Welt-Café.

(Foto: efm)

Neufahrner Eine-Welt-Café wird wieder zur Riesen-Gaudi

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Der junge Mann strahlt. Zuerst beim Zuschauen und Mitdirigieren, dann für das Handy-Foto - vorne er, hinten die Trachtengruppe - und schließlich beim Mittanzen. "Ich liebe das", strahlt er und zeigt auf die Männer mit Lederhosen und die Frauen in den Dirndln. Eine von ihnen erklärt gerade resolut, was als nächstes zu tun ist: "Eins, zwo, klatsch-klatsch-klatsch - galopp, galopp, galopp." Kein Problem für den jungen Mann aus dem Irak. In seiner Heimat gebe es auch solche Gruppentänze, erzählt er. Nur zu anderer Musik - und unter anderen Umständen.

Das Tanzen mit dem Münchner Hochschultanzkreis stand diesmal auf dem Programm des Eine-Welt-Cafés, das der Flüchtlings-Unterstützerkreis regelmäßig veranstaltet, damit Einheimische und Flüchtlinge sich treffen und besser kennenlernen können. Der Plan ist erneut aufgegangen: Aus dem gemütlichen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen wurde ein ausgelassenes Fest, schon kurz nachdem die erste Polka erklungen war. Der Afghane mit der modischen Fliegerjacke machte genauso mit, wie die junge Somalierin im schwarzen Tschador und das ältere Neufahrner Ehepaar. Nur Safa hat alles unberührt gelassen, das drei Wochen alte, dunkelhäutige Baby hat einfach weitergeschlafen - wechselweise auf den Armen seiner Verwandten und diverser Gäste.

70 Flüchtlinge leben derzeit in sechs Unterkünften in Neufahrn. 30 weitere, die bis vor kurzem noch an der Ludwig-Erhard-Straße gewohnt haben, sind inzwischen in die Unterkunft an der Oskar-von-Miller-Straße umgezogen. Diese befindet sich zwar in Eching, die ehemaligen "Neufahrner" werden aber weiter von Barbara Beischler vom Neufahrner Helferkreis mitbetreut. Regelmäßig geht sie ins "OVM", wie die neue Unterkunft genannt wird. Momentan sind es vor allem die Mütter, die ihre Hilfe benötigen, zum Beispiel wegen der Formalitäten für die Kita, der Gebührenübernahme oder auch weil die Schule ein psychologisches Gutachten für ein Kind braucht.

Der Alltag habe sich in der neuen Unterkunft eingespielt, erzählt Barbara Beischler. Viele Bewohner sind schon länger in Deutschland, die Zeiten, in denen man ihnen die Funktion der Waschmaschine erklären musste, sind längst vorbei. Geblieben ist die Unsicherheit. Viele Flüchtlinge wissen noch immer nicht, wie es weiter geht. Andere dürfen bleiben, finden aber keine Unterkunft. Der Unterstützerkreis sucht deshalb nach wie vor dringend Wohnungen für sie. Als Anlaufstelle hat sich die Kleiderkammer der Gemeinde am Lohweg etabliert. Inzwischen gibt es dort auch eine Nähwerkstatt, in der aus abgelegten Kleiderstücken moderne Taschen gemacht werden. Diese sollen auch beim Christkindlmarkt verkauft werden.

Einen Vorgeschmack gibt ein Film des Landratsamts Freising, der verschiedene Initiativen im Landkreis vorstellt. Im Flüchtlingscafé wurde er ebenso gezeigt wie der Film, den der junge Neufahrner Tom Dischner über ein Fußballturnier mit Flüchtlingen gedreht hat. Um die Welt gehen werden womöglich die Handy-Aufnahmen, die am Samstag beim Tanzen entstanden. Als Pastoralreferentin Christina Brandl-Bommer zum Abschluss noch einmal in die Alte Halle ruft, braucht es keine Überredungskünste mehr - fast alle machen mit.

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