Eingliederungshilfe gefragt:Kosten für Jugendhilfe steigen massiv an

Unbegleiteter minderjähriger Flüchtling

Der größte Posten im Haushalt sind die Aufwendungen für die Betreuung der unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge.

(Foto: dpa)

Der Bedarf wächst in allen Bereichen, nur die Anzahl der Heimfälle ist um 20 Prozent gesunken

Einstimmig haben die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses des Landkreises den Haushalt für das laufende Jahr beschlossen. Darin erhöhen sich die Aufwendungen für die Jugendhilfe gegenüber dem Vorjahr um rund 600 000 Euro. Deutlich steigende Fallzahlen sowie wachsende Personalkosten für die ambulante, stationäre und teilstationäre Eingliederungshilfe machen diese Erhöhung notwendig. Der Bedarf an Hilfen werde immer größer, außerdem würden die Stundensätze für die Honorarkräfte angepasst, die seit mehreren Jahren gleich geblieben seien, erläuterte Norbert Flötzinger, stellvertretender Leiter des Jugendamtes. Im Rahmen der Eingliederungshilfe würden immer mehr stationäre Hilfen erforderlich, die Kosten für eine Unterbringung in therapeutischen und geschlossenen Einrichtungen stiegen deutlich. Die Anzahl der Heimfälle dagegen sei im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent gesunken, so Flötzinger.

Die Herausnahme eines Kindes aus der Familie ist aus psychologischer und pädagogischer Sicht die allerletzte Lösung. Eine intensive ambulante Betreuung von Familien und Kindern durch Familienhelfer sei wesentlich kostengünstiger als eine Heimeinweisung, erläuterte Flötzinger auf Nachfrage von Kreisrat Johannes Becher (Grüne). Zu den ambulanten Hilfen gehören auch die so genannten Schulbegleiter als Integrationshilfe. Auch in diesem Bereich stiegen die Fallzahlen und sie würden problematischer, so dass auch hier immer mehr Fachkräften nötig seien, heißt es in der Haushaltsbegründung. Auch beim "koordinierenden Kinderschutz" werden immer mehr Fälle registriert, es handele sich vor allem um Familien mit gravierenden Problemen, für die eine hohe Stundenzahl erforderlich sei. Bei Sorgerechtsstreitigkeiten nach Trennungen wird vom Gericht oftmals ein sogenannter "begleiteter Umgang" angeordnet. Dafür müsse neben dem Kinderschutzbund noch ein weitere Träger gesucht werden, der diese Aufgabe übernehmen könne. Insgesamt sind im Haushalt 87 000 Euro für den begleiteten Umgang eingeplant. Aufgrund des hohen Bedarfs haben sich die Kosten gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt.

Deutlich steigen werden in diesem Jahr auch die Kosten für die Kindertagespflege, da die Fallzahlen zunehmen. Obwohl der Hilfsbedarf auf allen Ebenen steigt, bleiben Personal- und Sachkosten der Verwaltung gegenüber dem Vorjahr ungefähr gleich. Der größte Posten im Haushalt sind die Aufwendungen für die Betreuung der unbegleiteten, minderjährigen Flüchtlinge. Diese Kosten werden jedoch mit Verzögerung vom Freistaat erstattet, sind daher nur ein Durchlaufposten. Im Laufe des vergangenen Jahres konnten alle unbegleitete minderjährigen Flüchtlinge aus der Turnhalle in Jugendhilfeeinrichtungen und Pflegefamilien umziehen. Für diese Versorgung sind im Haushalt sieben Millionen Euro eingeplant. Dazu kommen 60 000 für Amtsvormundschaften. Vorsorglich wurde außerdem eine Million Euro für die Unterbringung in Sammelunterkünften in den Haushalt eingeplant, falls weitere jugendliche Flüchtlinge im Landkreis ankommen.

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