Eine für jeden Monat:Von Kräuterhexen und Revoluzzerinnen

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Ein neuer Kalender stellt zwölf Frauen vor, die Eching in den vergangenen Jahren geprägt und bereichert haben

Von Alexandra Vettori, Eching

Ab sofort ist er zu haben, der erste Echinger Frauenkalender. "Wo es mir gut geht, ist meine Heimat - Zwölf Begegnungen mit Echinger Frauen", lautet sein Titel. Gudrun Enßlin hatte die Idee zu dem Projekt. Frauen habe sie deshalb dafür gewählt, erklärte sie bei der Präsentation des Kalenders am Donnerstag, weil sie auf so vielfältige Art und Weise zum Leben in Eching beitragen. Die fünf Herausgeberinnen des Frauenkalenders, neben Enßlin noch Stefanie Malenke, Marianne Orth, Meike Sellier und Elke Saulewicz, hätten das am eigenen Leib erfahren. Als Zugezogene hätten sie weder Kindheit noch Jugend am Ort verbracht, keine Omas und keine Onkels hier, doch viele der Frauen, die jetzt in dem Kalender stehen, "haben uns geholfen, hier in Eching ein Heimatgefühl zu entwickeln", so Enßlin.

Da gibt es "die Revoluzzerin" Marianne Orth, die als einzige Herausgeberin auch Porträtierte ist, weil, so Gudrun Enßlins Begründung, "von Anfang an festgestanden hat, dass sie rein kommt". Marianne Orth habe in den achtziger Jahren in Wackersdorf demonstriert und auch in Eching Infostände und Demonstrationen veranstaltet. Ein paar Monate weiter steht "die Ausgleichende", Irene Nadler, oder Magdalena Widhopf, die nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl die besorgten Mütter in Eching mit Milch von Kühen versorgte, die Silofutter fraßen, das noch nicht radioaktiv belastet war. Aus der Zeit stammt auch ihr Hofladen, der bis heute existiert. Die Regisseurin der Theaterwerkstatt Eching, Sigi Hollik, ist ebenfalls dabei oder die Lebenskünstlerin Margit Nischwitz, die seit Jahren einen Laden mit Schönem und Nützlichem betreibt.

Meike Sellier, die dem Frauenkalender als Grafikerin sein Gesicht verlieh, erzählte bei der Präsentation, sie sei sofort neugierig geworden, als sie von dem Projekt hörte. "Es war eine Herausforderung, viel Text über die Frauen auf eine Seite zu packen und ihn trotzdem optisch attraktiv zu gestalten." Gelungen ist ihr das mit bunten Seiten, Schwarz-Weiß-Fotos und Überschriften, die neugierig machen. Sie wünsche sich, sagte Sellier, "dass man den Kalender gleich mal durchliest, wie ein Buch, und dann aufhängt". Stefanie Malenke erzählte, die Günzenhauser Kräuterhexe Christine Schubauer habe sie mit einem Trick überlisten müssen: "Sie hätte zu einem Interview bestimmt Nein gesagt, weil ich sie gut kenne, habe ich den Text geschrieben und sie musste nur noch redigieren." Aus ökologischen Gründen ist der Kalender nicht in Plastik eingeschweißt, nur ein rotes Schleifchen ziert ihn und erinnert daran, dass er auch ein hübsches Geschenk ist.

Der Kalender kostet 9,50 Euro und ist bei Feinkost Kurz, Form & Spiel und im Echinger Bücherladen zu haben.

© SZ vom 26.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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