Ein ziemlich junger Chef:Irgendwie steinreich

Manuel Hofmair

Manuel Hofmair aus Haag hat schon als Kind davon geträumt, die Familientradition fortzuführen und Kieswerker zu werden.

(Foto: Lukas Barth)

Manuel Hofmair, 24, hat schon als Kind davon geträumt, sein Geld einmal mit Kiesabbau zu verdienen. Vor zwei Jahren hat er das Werk seines Onkels in Untermarchenbach übernommen, da war er gerade mal 22. Nun ist er Chef von acht Mitarbeitern.

Von Katharina Aurich, Haag

Mit 24 Jahren sind viele junge Menschen gerade mit einer Ausbildung oder dem Studium fertig und überlegen, welchen beruflichen Weg sie einschlagen sollen. Diese Frage hat sich Manual Hofmair aus Haag nie gestellt. Schon als Kind träumte er davon, die Familientradition fortzusetzen und Kieswerker zu werden, den wertvollen Rohstoff aus der Erde zu graben, ihn zu waschen, zu sortieren und zu verkaufen. Vor zwei Jahren, als er nach dem Abitur seine Ausbildung zum Industriekaufmann in einem großen Kieswerk abgeschlossen hatte, machte er seinen Traum wahr und übernahm als 22-Jähriger das Kieswerk von seinem Onkel Anton Hofmair in Untermarchenbach.

Das Familienunternehmen lag damals mehr oder weniger brach, da der Firmengründer längst das Rentenalter erreicht hatte und ein Nachfolger fehlte. "Wir hatten eine unklare Situation", erinnert sich der Unternehmer. Und dann ergriff der junge Mann die Chance. Unterstützt wird er von seinem Vater, Großvater und Onkel, die im Kieswerk als Lastwagen- oder Baggerfahrer ein wenig mitarbeiten. Inzwischen laufen die Förderbänder wieder auf Hochtouren, die Angebotspalette des Unternehmens wurde um Abriss, Entsorgung und Aushub erweitert, so dass der Mitarbeiterstab von zwei auf acht anwuchs. Trotz seines jungen Alters werde er als Chef respektiert, sagt Hofmair. Seinen Führungsstil beschreibt er als partnerschaftlich, alle Mitarbeiter seien mit Freude bei der Sache.

In Untermarchenbach sind die Radlader und Bagger sowie das Rappeln der Förderbänder schon von Weitem zu hören, hier holt das Unternehmen seit den 80er Jahren den Rohkies aus der Erde, ebenso aus dem Haager Baggerweiher. Denn das Ampertal und tertiäre Hügelland bergen reiche Kiesvorkommen im Untergrund, die die Gletscher vor langer Zeit ablagerten. Nachdem der Kies gefördert worden ist, wird er in der Anlage gewaschen und sortiert. Vier unterschiedlich große Fraktionen gebe es, von grobem Kies bis zu feinem Sand, erläutert der Firmenchef. Ohne Kies sei unsere Zivilisation nicht vorstellbar, er befindet sich zum Beispiel als eine Fraktion im Beton, im Straßenbelag oder als Aufschüttung neben und unter Häusern sowie im Landschafts- und Gartenbau. Hofmair versorgt nicht nur große Abnehmer wie Betonwerke oder Straßenbaufirmen, sondern auch Privatleute, die ihre Auffahrt aufkiesen oder den Sandkasten füllen möchten. Im Moment wird der Kies aus Untermarchenbach auch zum Bau des neuen Kinos bei den Freisinger Schlüterhallen verwendet. Um an derartige Aufträge zu kommen, sei natürlich Verhandlungsgeschick nötig, "man muss immer zur Stelle sein", oftmals laufe es auch über Mundpropaganda, so Hofmair.

Aber die Konkurrenz ist groß. Da es in der Gegend viele Kiesvorkommen gibt, sind hier einige Unternehmen tätig, gegen die es sich zu behaupten gilt. Wichtig seien die festen Verträge mit den Betonwerken, denn die Verantwortung, den Lohn für acht Mitarbeiter zu erwirtschaften, wiege schwer, schildert der 24-Jährige. Während eines Rundgangs durch die Kiesgrube hinter dem Werk zeigt der junge Unternehmer die verschiedenen Schichten des Bodens, die man in dem tiefen Loch gut sehen kann. Der Unterboden ist rötlich gefärbt, der Kies, der als großer Berg auf seine Verarbeitung wartet, leuchtet beinahe. Daneben wird der Aushub aus dem Haager Baggerweiher gelagert, er ist unansehnlich grau. Aber die Farbe spiele bei Kies keine Rolle, sagt Hofmair.

Wichtig ist für ihn, dass der genügend Flächen zum Abbau hat. Zu seinem Glück konnte er die Felder hinter dem Werk erwerben. Er hoffe, dass es ihm auch in Zukunft gelinge, nahe am Werk Flächen zu kaufen oder zu tauschen, aber die Preise für landwirtschaftlichen Grund seien stark gestiegen, bedauert Hofmair. Während am einen Ende der Grube noch die Baggerschaufel am Erdreich nagt, wird am andere schon mit der Verfüllung begonnen. Der Kiesabbau sei streng reglementiert und mit vielen Auflagen verbunden, sagt Hofmair. Die Grube muss rekultiviert werden, ein kleines Biotop mit einem Teich wurde bereits angelegt.

Die vielfältigen Herausforderungen schrecken den jungen Chef nicht, er sei mit Leib und Seele Kieswerker. In seinem Büro zeugen unzählige kleine Bagger-, Lastwagen-, Raupen- und Ladermodelle von dieser Leidenschaft. Natürlich muss der junge Mann für seinen Traumjob länger als 40 Stunden die Woche arbeiten. Aber Hofmair stört das nicht, er könne sich keinen schöneren Beruf vorstellen.

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