Eching:Zwei Jahre für die Katz

Spaziergänger in der Fröttmaninger Heide in München, 2014

Als realitätsfremd wird kritisiert, dass die Anleinpflicht in der Fröttmaninger Heide nicht für Hundebesitzer mit Hundeführerschein gelten soll.

(Foto: Robert Haas)

Münchner CSU-Fraktion stellt in Eching die Ergebnisse des Bürgerdialogs "Südliche Fröttmaninger Heide" infrage

Von Alexandra Vettori, Eching

Die Stellungnahme des Heideflächenvereins zum geplanten Naturschutzgebiet "Südliche Fröttmaninger Heide" schien nur eine Formsache, doch dann ließ die Münchner CSU-Stadträtin Evelyne Menges bei einer Sitzung des Vereins in Eching die Bombe platzen: Die Münchner CSU-Fraktion will das während des zweijährigen, mühsamen Bürgerdialogs erstellte Zonenkonzept nicht mehr, sondern einen mindestens 300 Meter breiten Freizeitstreifen am Südende der Heide - dort, wo sie an die Münchner Wohnbebauung grenzt. Weil der Meinungsbildungsprozess des Stadtrates trotz Fristende für die Stellungnahme am 31. Juli offenbar noch nicht abgeschlossen ist, gibt es auch kein positives Votum für die Stellungnahme des Heideflächenvereins, in dem auch München Mitglied ist.

Laut Evelyne Menges geht die Tendenz im Stadtrat eher dahin, dass "die Stadt mit den Zonen nicht einverstanden ist". Sie habe auch ein Gespräch mit Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) geführt, der "auch der Meinung ist, dass das da alles sehr dicht ist". Mit dem Thema beschäftigen werde sich der Planungsausschuss aber erst am 23. September. Im Groben sieht das Konzept derzeit zwei frei zugängliche Areale im Westen und Südwesten vor, die zusammen rund 30 Hektar groß sind. In den blauen Zonen müssen Spaziergänger während der Brutzeit und der Zeit des Schafauftriebs auf den Wegen bleiben, von September bis März sind die Areale zugänglich. Weiter gibt es rote Zonen, wie rund um das Heidehaus, die der Umweltbildung dienen. Hier gilt ebenso das Wegegebot wie auf den drei zentralen grünen Zonen, in denen auf besonders schützenswerte Pflanzen Rücksicht zu nehmen ist.

Die Regelung, dass die Anleinpflicht nicht für Hundebesitzer gelten soll, die einen Hundeführerschein besitzen, kritisierte Stadträtin Menges als "realitätsfremd". Als Rechtsanwältin wisse sie, dass es keine Rechtsgrundlage für die geplante Regelung gebe. Der Echinger Bürgermeister und Vorsitzende des Heideflächenvereins, Josef Riemensberger (CSU), sieht wenig Spielraum für ein neues Konzept: "Wenn wir als Heideflächenverein diese Flächen naturschutzfachlich bewirtschaften sollen, kann ich mir nicht vorstellen, wie wir uns da einigen sollen." Auch Rainer Schneider, Freisinger Kreisrat der Parteifreien, zeigte sich "erschüttert über das Vorgehen der Landeshauptstadt". Seit bald 20 Jahren bemühe man sich um den Schutz des Areals, jetzt werde in letzter Sekunde alles über den Haufen geworden. Die Frage sei auch, so Schneider, wie die Abgrenzung des intensiv genutzten 300-Meter-Streifens, in dem im Übrigen besonders schützenswerte Biotope liegen, aussehen solle. Das, konterte Menges, sei nicht ihre Aufgabe: "Als Stadträtin muss ich nicht die Lösung präsentieren, sondern eine politische Zielvorgabe. Die Lösung wird Aufgabe der Verwaltung sein." Der Vorwurf, den Bürgerdialog der vergangenen Jahre ad absurdum zu führen, beeindruckt Evelyne Menges nicht: "Das ist in der Politik manchmal so."

Der Heideflächenverein ist Grundstückseigentümer auch der südlichen Fröttmaninger Heide und für die Pflege des 374 Hektar großen Areals zuständig. Die Mitglieder bestehen aus den der Heide benachbarten Kommunen und Landkreise sowie der Landeshauptstadt. Beim Verfahren zur Schutzgebietsausweisung, das die Regierung von Oberbayern derzeit durchführt, gibt er ebenso eine Stellungnahme ab wie Kommunen oder Privatleute; das Zonierungskonzept wird darin ausdrücklich begrüßt. Die Idee, dass sich München am Siedlungsrand stärker engagiert, hatte man aber auch schon beim Heideflächenverein. So kann man sich durchaus vorstellen, dass die Stadt einen Streifen im Süden erwirbt und pflegt. 300 Meter breit wird er wohl nicht.

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