Eching:Unsensibel ausgeholzt

Eching: Auch dieser Baum muss noch weichen, der rote Punkt verrät das. Die Anwohner ärgern sich über die radikale Abholzaktion der Autobahndirektion.

Auch dieser Baum muss noch weichen, der rote Punkt verrät das. Die Anwohner ärgern sich über die radikale Abholzaktion der Autobahndirektion.

(Foto: Marco Einfeldt)

Autobahndirektion verteidigt Radikalschnitt am Wall zur A 9

Von Klaus Bachhuber, Eching

Es war eine identitätsstiftende Aktion für das junge, aufstrebende Eching. Als der Nordosten des Ortes erschlossen wurde, mit "Dichterviertel" und Kleingartenanlage, da sollte die Grenze zur dominierenden Autobahn A 9 möglichst lebendig und ansprechend gestaltet werden: In einer Gemeinschaftsaktion stiegen 1976 die Echinger auf den neuen Autobahnwall und pflanzten dort Dutzende Bäume und Sträucher. "Halb Eching war auf den Beinen", schildert Bernhard Oppermann vom örtlichen Siedlerverein, "da haben alle in die Hände gespuckt".

Heute ist das damalige Gemeinschaftswerk dem Erdboden gleich gemacht. Die Autobahndirektion Südbayern hat den Wall radikal ausgeholzt, die 40 Jahre alten Bäume der seinerzeitigen Aktion entfernt, die Sträucher mit ihren gewachsenen Vogelhabitaten abgegrast. "Wir haben das damals für die Zukunft gepflanzt, für unsere Kinder", klagt Oppermann, "das wurde mit Füßen getreten".

Die Autobahndirektion spricht von "fachlich dringend erforderlichen" Eingriffen, wie ihr Sprecher Josef Seebacher auf Anfrage sagte. Die Bäume seien für die Sicherheitsstandards entlang einer Autobahn einfach zu groß geworden. Im Gegensatz zu anderen Grünflächen innerhalb einer Siedlung könne entlang der viel befahrenen Trasse die Natur nicht sich selbst überlassen bleiben, die Bestände müssten "vom Menschen verjüngt" werden.

Teilweise nachvollziehbar findet das Oppermann, Baumbeauftragter des Echinger Siedlervereins, vermisst aber "etwas Respekt". Man hätte "etwas schonender mit der Natur umgehen können", moniert er. Gesunde, 40 Jahre alte Bäume hätte man ausschneiden und kürzen können, argumentiert er, nicht abholzen. Beim rücksichtslosen Entfernen der Sträucher seien alle Rückzugspunkte von Vögeln und Kleintieren zerstört worden.

Seebauer verweist darauf, dass die Pflegemaßnahmen "von Landschaftsarchitekten geplant und begleitet worden" seien. Außerdem sei wieder für den Standort geeignet nachgepflanzt worden, in ein, zwei Jahren werde das angewachsen sein. Es sei konstante Erfahrung der Behörde, dass bei den Schnittmaßnahmen "die Leute sehr sensibel" reagierten. In Eching lässt sich das bestätigen. "Sehr, sehr viele Leute" hätten beim Siedlerverein protestiert, schildert Oppermann. Auch im Gemeinderat wurde der Radikalschnitt schon moniert, die Gemeindeverwaltung prüft jetzt, ob die örtliche Baumschutzverordnung einschlägig ist.

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