E-Klasse in Birkeneck geplant:Stabilisieren statt abschieben

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Landkreis Freising richtet Schulklasse für verhaltensauffällige Jugendliche ein

Von Peter Becker, Freising

Der Landkreis Freising will eine eigene Schulklasse für verhaltensauffällige Jugendliche der sechsten und siebten Jahrgangsstufe einrichten. Dass der Bedarf vorhanden ist, darin war sich der Jugendhilfeausschuss des Kreistags am Donnerstag einig. Strittig ist jedoch die Frage wo. Die Verwaltung und große Teile des Gremiums bevorzugen das Hallbergmooser Jugendwerk in Birkeneck. Nicht so die Grünen im Ausschuss und Samuel Fosso (Freisinger Mitte). Letzterer stimmte als einziger gegen den Antrag. Er begründet dies damit, dass die als schwierig geltenden Jugendlichen sich ein weiteres Mal abgeschoben vorkämen. Er und Birgit Mooser-Niefanger befürworten die Einrichtung des sogenannten E-Schul-Angebots in einer Regelschule.

Fosso begründete seine Zweifel mit seiner Erfahrung als Elternbeirat. Ob im Kindergarten oder an einer Schule: Jedes Kind, das erfahre, dass es an eine Fördereinrichtung wechseln müsse, empfinde dies als Abschiebung. Er ist sich sicher, dass es Modelle gibt, die es ermöglichen, dass auffällige Jugendliche in der Schulfamilie bleiben könnten. Dies stärke das Selbstwertgefühl der Kinder. Birgit Moser-Niefanger (Grüne) freut sich zwar, dass eine solche Klasse entstehen soll. "Doch der Sinneswandel des Schulamts kommt reichlich spät", kritisierte sie. Ihrer Meinung nach sollte diese Klasse in einer Regelschule entstehen, um diese Schüler nicht auszugrenzen, so sehr sie die Arbeit am Jugendwerk Birkeneck schätze. Ihr Parteikollege Johannes Becher schlug vor, die Standortfrage zunächst offen zu lassen, um das Projekt auf den Weg zu bringen. Die Klasse soll etwa 25 Schüler umfassen, die sorgfältig ausgewählt werden. Haupthindernis sei, erläuterte Schulberater Hans-Joachim Röthlein, das Einverständnis der Eltern zu erwirken. Schätzungsweise gibt es etwa 40 Jugendliche im Landkreis, die in Frage kommen, was die Option offenlässt, eine zweite Klasse in einer Regelschule einzurichten. Röthlein wies darauf hin, dass ein paar dieser Jugendlichen durchaus das Potenzial hätten, eine ganze Klasse mitsamt Lehrer aufzumischen, so dass kein geregelter Unterricht möglich sei. Er befürwortet daher die Einrichtung einer solchen Klasse in Birkeneck. Ziel ist es, die Jugendlichen dort soweit zu stabilisieren, dass sie wieder an ihre Schule zurückkehren können. "Es ist kein Parken an einer Sonderschule", versicherte Röthlein.

Angesichts der bereits geleisteten Vorarbeit ist es Landrat Josef Hauner (CSU), Manuel Mück (CSU) und Beate Frommhold-Buhl (SPD) wichtig, das Projekt auf den Weg zu bringen. Der Antrag muss bis Juni 2017 der Regierung vorliegen. Die Kosten pro Schuljahr von 47 316 Euro, hält Marianne Heigl (FW) angesichts der Alternative einer teuren Heimunterbringung für vorteilhaft.

© SZ vom 12.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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