Dritte Startbahn:An die Bagger ketten

Dritte Startbahn: Simon Schindlmayr von der CSU hatte bei der Podiumsdiskussion einen schweren Stand.

Simon Schindlmayr von der CSU hatte bei der Podiumsdiskussion einen schweren Stand.

(Foto: efm)

Jugendorganisationen diskutieren bei "Zamma" das Thema dritte Startbahn. Der CSU-Vertreter hat es dabei schwer

Von Eva Zimmerhof, Freising

Der Widerstand gegen die dritte Startbahn sei eben nicht bloß ein lokaler Rentnerprotest, das wollten sie mit dieser Podiumsdiskussion zeigen, erklärte am Freitagabend Ruth Heeren vom Landesvorstand der Jugendorganisation Bund Naturschutz. Der JBN habe für diesen Zamma-Programmpunkt Jugendverbände und -parteien geladen, so Heeren, "die auf Regional- und wie auch auf Landesebene mit jungen Leuten zu tun haben". Vertreten waren im Furtnerbräu - wohin die Runde kurzfristig von der Bahnhofstraße ausweichem musste - Vertreter der Jungen Union, die Jusos, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), die evangelischen Jugend Bayern (EJB) sowie der JBN selbst.

"Was macht ihr, wenn die Staatsregierung erklärt, dass morgen der erste Stein für die Startbahn gelegt wird?", fragte Moderatorin Veronika Feicht vom JBN die Jugendvertreter. "Dann ketten wir JBN-ler uns an die Bagger", erklärte Heeren mit einigem Aktionismus. "Wir werde bayernweit alle Mitglieder zusammenzutrommeln", versprach Eva Jelen vom BDKJ, während Johann Weinberger plante mit der EJB zum Flugboykott aufzurufen. Einen anderen Ansatz vertrat Simon Schindlmayr, Bezirksrat und stellvertretender Kreisvorsitzender der CSU: "Wenn die Entscheidung fällt, dann geht es doch darum, für die Region das Beste herauszuholen - bezüglich Infrastruktur und Ausgleichsmaßnahmen." Auch Andreas Mehltretter, stellvertretender Vorsitzender der Freisinger Jusos, plädierte dafür, doch eine möglichst hohe Entschädigung von der Flughafengesellschaft einzufordern.

Einigkeit herrschte hingegen in der generellen Ablehnung der dritten Startbahn, wenn sich auch Simon Schindlmayr etwas in der Zwickmühle sah. Dass die CSU auf Orts- und Landesebene unterschiedliche Ansichten zur dritten Startbahn habe, sei "natürlich schwierig und anstrengend", so Schindlmayr. "Bei Treffen mit Vertretern der Landesebene stellen wir unsere Position dar, aber dann sind eben häufig auch Vertreter der Flughafengesellschaft zugegen." Er musste sich aus dem Publikum die Bemerkung des Bund Naturschutz-Geschäftsführers Manfred Drobny gefallen lassen, dass sich die örtliche CSU doch eher im Hintergrund bewege. "Auch wenn sie beim Bürgerentscheid noch gespalten war", betonte Andreas Mehltretter die mittlerweile "klare Positionierung der SPD" gegen die Startbahn.

Der Münchner Bürgerentscheid sei auf jeden Fall "sinnvoll" gewesen, sagte Eva Jelen auf Nachfrage der Moderatorin. "Er hat den Willen der Bürger gezeigt und die Parteien sollten ihn respektieren." Feichts hypothetischer Frage "was würdet ihr mit den 1,2 Milliarden Euro anfangen, wenn sie nicht in den Startbahnbau fließen würden?" folgten kontroverse Antworten. Während Weinberger das Geld in die Jugendarbeit investieren wollte, strebte Heeren vielmehr an, mit dem Geld Internetzugänge für ganz Afrika und damit den Zugang zu Bildung zu schaffen. Mehltretter erklärte, das Geld im Hinblick für den "Freisinger Appell" nutzen zu wollen und damit der Wohnungsknappheit entgegenzuwirken. Dieses regionale Problem schien die Jugend besonders zu beschäftigen. Auf Feichts Nachhaken, "was ist Wohlstand für die junge Generation?" nannten Heeren wie Schindlmayr "die Möglichkeit der Selbstverwirklichung". "Der Jugendliche träumt ja vor sich hin und rechnet sich aus, was bleibt, wenn er einmal 1200 Euro verdient", sagte Weinberger. "Nach Abzug der Miete bleiben vielleicht 200 Euro übrig. Dann wird es schwer, bei den Eltern auszuziehen - und er macht noch einen zweiten Job. Dann aber bleibt nichts mehr an Freizeit übrig."

Zwischen einer dritten Startbahn und Wohlstand gebe es keinen Zusammenhang, erklärte Schindlmayr. "Aber wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand hängen zusammen. Natürlich ist es eine Frage der Verteilung, aber von Wachstum kann die ganze Gesellschaft profitieren." "Wirtschaftliches Wachstum sollte sich aber mit den sozialen und ökologischen Fragen die Waage halten", warf Heeren ein. Es könne auch schon viel erreicht werden so Mehltretter, wenn der Ressourcenverbrauch so gering wie möglich gehalten werde. "Wenn Dörfer sich energieautark machen, wenn Nachbarschaftshilfen funktionieren, ist man nicht von wirtschaftlichen Großprojekten abhängig", so Heeren.

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