Diskussion vor 400  Bürgern:Das einzige Duell

Podiumsdiskussion Bürgermeisterwahl

Sie wollen Bürgermeister werden: Sebastian Thaler (links, SPD) und Thomas Kellerbauer (CSU) stellen ihre Visionen für Eching vor.

(Foto: Lukas Barth)

Gut eine Woche vor der Wahl treffen die beiden Echinger Bürgermeisterkandidaten Thomas Kellerbauer (CSU) und Sebastian Thaler (SPD) aufeinander. Unterschiede gibt es vor allem beim Thema Wohnen und Entwicklung

Von Alexandra Vettori, Eching

Geht es nach dem Szenenapplaus, hat SPD-Kandidat Sebastian Thaler die Nase vorn. Beim ersten und einzigen Aufeinandertreffen der beiden Bürgermeisterkandidaten für die Wahl am 3. Juli spendete ihm der Saal deutlich mehr Beifall als Thomas Kellerbauer von der CSU. Freilich könnte das daran liegen, dass der parteilose SPD-Kandidat von vier Gruppierungen unterstützt wird, neben der SPD sind das die Grünen, die Bürger für Eching und die Echinger Mitte, die allesamt am Donnerstag bei der Podiumsdiskussion im Bürgerhaus waren. Veranstalter war das Ortsblatt Echinger Forum, Chefredakteur Klaus Bachhuber übernahm die Moderation.

Das Interesse war groß, über 400 Besucher füllten Saal und Empore. Immerhin bricht in Eching nach 18 Jahren unter Bürgermeister Josef Riemensberger (CSU) eine neue Ära an. Wie neu - das wird sich in einer Woche zeigen. Entscheiden sich die Echinger für den "Zuagroasten" Sebastian Thaler, 30, der noch nicht in Eching wohnt, aber seit sieben Jahren dort im Tennisverein aktiv ist? Oder wünschen sie sich den Alt-Echinger Thomas Kellerbauer (48), der einen neuen Politikstil verspricht und ansonsten auf zwei Jahre Erfahrung im Gemeinderat und als Dritter Bürgermeister verweisen kann? Thaler selbst beantwortete die Frage mit seiner Erfahrung aus der Wirtschaft: "Als neuen Abteilungsleiter nimmt man sich dort gerne Externe." Kellerbauer konterte, als Bürgermeister sei es von Vorteil, mit Ort und Strukturen vertraut zu sein. Inhaltliche Unterschiede der Kandidaten wurden beim Thema Wohnen und Entwicklung deutlich.

In diesem Feld, so die Kritik Thalers, sei in Eching wenig vorangegangen, "an vielen Ecken und Enden war nur Stillstand". Was die Schaffung günstigen Wohnraumes anbelangt, sah er die Gemeinde in der Pflicht und verwies auf Hallbergmoos, wo mit staatlichen Zuschüssen demnächst ein Projekt startet. Ein solches und ein Wiederaufleben des Echinger Modells aus den 1970er Jahren wünschte sich der SPD-Kandidat. Kellerbauer gab ihm prinzipiell Recht, verwies aber darauf, dass derzeit vier Baugebiete in Eching entstehen. Außerdem habe die Gemeinde in den vergangenen Jahren viel Geld in die soziale Infrastruktur investiert. Was das Beispiel Hallbergmoos angeht, gab er zu bedenken, dass dort die Quadratmeterpreise wesentlich günstiger als in Eching seien.

Beim Thema Verkehr stimmten die Kandidaten darin überein, dass die großen Probleme kaum vom Echinger Rathaus gelöst werden können. Thaler, der bei Siemens in der Verkehrsautomatisierung tätig ist, betonte trotzdem, mit kleinen Lösungen komme man nicht weit. Er stellt sich eine Zusammenarbeit mit Nachbarorten und übergeordneten Behörden vor, um das Dreieck zwischen A 9, A 92 und Garching generell zu entlasten. Kellerbauer hielt entgegen: "nur großteilig denken, dann wird es auch schwierig". So sei bei der Echinger Südumfahrung beispielsweise der Artenschutz ein Hindernis. Thaler brachte es auf den Punkt: "Egal, wer von uns in sechs Jahren als Bürgermeister wieder auf dem Podium sitzt, er wird sich nicht rühmen können, das goldene Band zur Südumfahrung zerschnitten zu haben." Erleben wird der neue Bürgermeister aber die Erschließung des Baugebiets Eching West, und zwar vermutlich über die Staatsstraße. Dafür sprachen sich beide Kandidaten aus, wenn Kellerbauer auch anfügte, man müsse die Verhandlungen mit den Grundbesitzern abwarten.

Auch beim Thema Rathaus taten sich Unterschiede auf. Kellerbauer steht hinter dem Gemeinderatsbeschluss einer Kernsanierung und malte sich lieber die Zeit danach aus, wenn eine Fotovoltaikanlage und ein Windkraft-Zylinder auf dem Dach Strom erzeugen. Thaler dagegen würde zuerst eine genaue Kostenprognose für einen Neubau erstellen, bevor er der anvisierten Kernsanierung zustimmen könnte. Ein Neubau, davon ist er überzeugt, wäre billiger als die jetzt im Raum stehenden 12,5 Millionen Euro. Harsche Kritik übte er beim Thema Bürgerhaus. Dass es keinen Wirt sowie weniger Kultur als früher gibt und die örtlichen Vereine 500 Euro Saalmiete zahlen müssen, fand er ein Unding. Kellerbauer konterte, die Kosten bekämen die Vereine größtenteils zurück. Er hofft, dem Bürgerhaus mit einem verschönerten Bürgerplatz zu einem Wirt und mehr Frequenz zu verhelfen.

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