Dirigent:Abschied ist auch ein Stück Verlust

Dirigent: Als Konzertbesucher und Ehrenmitglied will Franz Burger den von ihm gegründeten Chor Cantabile weiter begleiten.

Als Konzertbesucher und Ehrenmitglied will Franz Burger den von ihm gegründeten Chor Cantabile weiter begleiten.

(Foto: Marco Einfeldt)

Franz Burger über seinen Rückzug als Chorleiter des Freisinger "Vokalensembles Cantabile"

Interview von Gudrun Regelein, Freising

Bei einem Adventskonzert in der Pallottinerkirche hatte Franz Burger, 66, seinen letzten Auftritt als Dirigent des Vokalensembles Cantabile. Seine Nachfolgerin ist Irina Roosz, Studentin für Chorleitung an der Hochschule München. Die SZ sprach mit Franz Burger über seine lange Zeit als Chorleiter.

SZ: Herr Burger, geben Sie die Leitung mit einem guten Gefühl ab?

Franz Burger: Ja, es war mir wichtig, dass es mit Cantabile weitergeht. Ich denke, die Chormitglieder haben mit Irina Roosz eine sehr gute Wahl getroffen. In einem Gespräch mit ihr konnte ich mich von ihrem Können und einer weitgehenden Übereinstimmung bei den Zielen überzeugen.

Sie haben vor 19 Jahren Cantabile gegründet, fiel Ihnen der Abschied schwer?

Natürlich ist man mit dem Chor so verwachsen, dass der Abschied immer ein Stückchen Verlust bedeutet. Es ist vielleicht wie mit einem Kind, das erwachsen wird und nun seine eigenen Wege geht. Die Bindungen reißen aber nicht ab. Ich werde Cantabile weiterhin als Konzertbesucher und Ehrenmitglied verbunden bleiben.

Sie bezeichneten Cantabile einmal als "höchst leistungsfähigen Konzertchor" - entsprechend war auch das Programm immer sehr anspruchsvoll. Hat sich das im Laufe der Jahre so entwickelt?

Sagen wir es so: Es gab Höhen und Tiefen. Werke wie die Marienvesper von Monteverdi, die h-moll-Messe von Bach oder auch zeitgenössische Musik wie Webbers Requiem oder Martins "In terra pax" sind schon eine große Herausforderung für einen Laienchor. Obwohl die Aufführungen immer sehr gut waren, sind wir auch an Grenzen gestoßen. Dennoch konnten wir uns dank motivierter und leistungsfähiger Chormitglieder an dieses Repertoire wagen.

Cantabile war aber nicht Ihr einziger Chor: Vor etwa zwei Jahren gründeten Sie mit Insieme eine Ensemble, in dem behinderte und nichtbehinderte Menschen gemeinsam singen. Wie geht es da weiter?

Insieme war von vorneherein als Projektchor für das Zamma-Festival 2015 angelegt. Dennoch sind wir danach noch mehrmals aufgetreten, zuletzt beim Mitanand-Fest. Ich schließe nicht aus, dass wir nochmals für ein Projekt zusammenkommen.

Sie warenseit über 40 Jahren als Chorleiter und Dirigent tätig. War das für Sie auch immer ein Ausgleich zu Ihrer beruflichen Arbeit?

Auch wenn es ein nicht zu unterschätzender zusätzlicher Aufwand war: Die Chorarbeit war ein ganz wichtiger Ausgleich zu meiner beruflichen Tätigkeit. Als Lebenshilfe-Geschäftsführer steht man in einem unglaublichen Spannungsfeld zwischen sozialem Auftrag, Ansprüchen von Betreuten und Angehörigen, Mitarbeitern, Kostenträgern und finanziellen und rechtlichen Klimmzügen. Eine von Harmonie geprägte Aufgabe, wie sie die Musik bietet, kann da über vieles hinweghelfen.

Woher kommt diese Liebe zur Musik?

Die kam schon früh, als ich als 15-jähriger Ministrant zur Orgelaushilfe "umgeschult" wurde. Nachdem ich mit 21 Jahren meinen ersten Chor hatte, ist diese Liebe zur Chorleitung über die Jahre geblieben. Die Möglichkeiten, die sich hier bieten, sind unwahrscheinlich bereichernd.

Ihre vergangenen Jahre waren sehr ausgefüllt. Was kommt nun?

Auch wenn es ein bisschen gedauert hat: Ich genieße jetzt meinen Ruhestand. Nun komme ich endlich zum Lesen und Musizieren auf meinem Flügel und vor allem zum Wandern und Radeln.

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