Dienstantritt am 1. Oktober:Zu Besserem berufen

Das Gewerbegebiet im Neufahrner Westen hat ein Image als Logistikstandort. Das soll ein Standortförderer ändern

Von Birgit Grundner, Neufahrn

Ein Standortförderer nimmt zum 1. Oktober in Neufahrn seine Arbeit auf. Öffentlich vorgestellt werden soll er erst zu einem späteren Zeitpunkt. Einige der Herausforderungen, die ihn erwarten, sind in der jüngsten Gemeinderatssitzung einmal mehr deutlich geworden: Die "Potenzialanalyse", die von der Gemeinde für das Gewerbegebiet West in Auftrag gegeben wurde, hat erneut bestätigt, dass Neufahrn - wie auch Eching - vor allem als Logistikstandort gesehen wird und deshalb an seinem Image arbeiten muss.

Während andere Gemeinden sich etwa in der Forschung (Garching) oder den Medien (Unterföhring) etabliert haben, wird "nicht wahrgenommen, dass Neufahrn hier mitspielen könnte". So formulierte es Peter Helbig vom Büro Donato Acocella, das sich seit Jahren mit der städtebaulichen Entwicklung Neufahrns befasst.

Das noch zur Verfügung stehende Potenzial speziell westlich der Christl-Cranz-Straße sollte man deshalb nun für "höherwertige Branchen" nutzen, riet der Experte. Einzelhandel und Vergnügungsstätten sollten ausgeschlossen werden. Mit der Verkehrslage und der Nähe zu München hat Neufahrn mit seinem Gewerbegebiet West laut Helbig einiges zu bieten. Minuspunkte seien dagegen die recht große Entfernung zum Bahnhofs, das langsame Internet und die teilweise schmalen Erschließungsstraßen. Die Infrastruktur sei etwas "in die Jahre gekommen", so Helbig.

Einige Gemeinderäte waren vom Abschlussbericht etwas enttäuscht. Er habe sich mehr erwartet, erklärte Markus Funke (FDP): "Da ist nichts herausgekommen, was man als Neufahrner nicht schon weiß, und auf die Empfehlungen wäre ich auch selbst gekommen." Thomas Seidenberger (Freie Wähler) hätte sich mehr Hinweise gewünscht, wie Neufahrn und Eching ihren gemeinsamen Status als Mittelzentren besser nutzen könnten. Derzeit fließe viel Kaufkraft in andere Gemeinden ab, so der Dritte Bürgermeister, dabei könnte man den langfristigen Bedarf auch zwischen Neufahrn und Eching decken. Doch dieses Thema werde "in keinster Weise erwähnt". Zum "langfristigen Bedarf" gehören Waren, die von den Verbrauchern für einen längeren Nutzungszeitraum angeschafft werden - etwa Möbel und Elektroartikel.

Skeptisch standen viele Gemeinderäte einer weiteren Untersuchung gegenüber, die sich unter Beteiligung Neufahrns mit dem Thema Verkehr befassen soll. Konkret ging es um das integrierte Mobilitätskonzept "Mittlere Isarregion & Ampertal" sowie eine Machbarkeitsstudie der TU München, die Möglichkeiten einer besseren Vernetzung von zwölf Kommunen im Landkreis Freising und teilweise Erding untersuchen soll. Ziel ist eine Reduzierung des Verkehrs.

Ständig würden irgendwelche Gutachten gemacht, doch die "verflüchtigen sich dann von selbst", ärgerte sich Ingrid Funke (FDP). Es gebe mittlerweile ähnliche Untersuchungen vom Regionalen Planungsverband und vom Landkreis Freising - "wird das alles auch irgendwo verknüpft?". Beate Frommhold-Buhl (SPD) überlegt ebenso, "ob sich der Aufwand lohnt". Zumal der Planungsumgriff zu groß sei - in den verschiedenen Gemeinden gebe es doch "völlig unterschiedliche Problemstellungen". "Was soll herauskommen, was wir nicht schon wissen", fragte sich Gerhard Michels (CSU).

Christian Meidinger (Grüne) verspricht sich dagegen wissenschaftlich fundierte Alternativen zur derzeitigen Entwicklung: "Wenn das so weitergeht, werden wir im Verkehr ersticken." Verkehrsreferent Florian Pflügler (ÖDP) machte sich ebenfalls für die Beteiligung an der Studie stark, "das überfordert uns auch finanziell nicht".

Auf die Gemeinde kommen maximal 25 000 Euro als Kostenbeteiligung zu. Über das EU-Strukturförderprogramm "Leader" werde das Vorhaben voraussichtlich mit 50 Prozent Zuschuss gefördert, hieß es dazu in der Sitzung. Mit 14:7 Stimmen entschied sich der Gemeinderat für die Beteiligung an der Untersuchung.

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