Warnung der Polizei:Bei Anruf Betrug

Fritz Leuthner, 2009

Kriminalhauptkommissar Fritz Leuthner, stellvertretender Leiter des Kommissariats K65 (Trickdiebstahl und Trickbetrug) der Münchner Polizei.

(Foto: lok)

In Freising mehren sich Fälle, in denen unbekannte Täter leichtgläubige Menschen mit dem "Enkeltrick" um ihr Geld bringen wollen. Opfer sind vor allem Senioren.

Von Birgit Goormann-Prugger

Dreister können Betrüger nicht vorgehen: Ein unbekannter Anrufer meldet sich bei meist älteren Personen, gibt sich als naher Verwandter aus und gaukelt eine Notlage vor, die nur durch die Übergabe von Geld gelöst werden könne. "Enkeltrick" nennt sich das im Fachjargon, und die Kriminalpolizei Erding hat sich in den vergangenen Wochen vermehrt damit beschäftigen müssen. Vor allem die Bürger im Raum Ebersberg, Erding und Freising hat sie eindringlich vor Betrügern dieser Art gewarnt. In Freising, so Günther Beck, Sprecher der Polizeidirektion Oberbayern Nord, sei es allein am 15. Januar zu sieben Betrugsversuchen dieser Art gekommen. Glücklicherweise ohne Geldübergaben. Über die Dunkelziffern weiß man wenig.

Die Summen, die sich die Täter dabei erschwindeln würden, reichten von ein paar hundert Euro bis hin zu Beträgen im fünfstelligen Bereich, berichtet Günter Beck. Die Täter gingen in allen Fällen sehr geschickt vor, seien sorgfältig darauf geschult, am Telefon auf sehr subtile Art Druck auf die betreffende Person auszuüben. Die Masche sei immer die gleiche. Ein Anrufer erschleiche sich das Vertrauen der Person mit den einleitenden Worten "Rate mal, wer dran ist?" Antworte dann der Angerufene beispielsweise mit den Worten "Bist du es, Max?", habe der Betrüger leichtes Spiel. Dann sitze Max, ein Neffe oder ein Enkel, mit man dem lange keine Kontakt gehabt hatte, beispielsweise gerade beim Notar und brauche dringend Geld, um ein Immobiliengeschäft anzuwickeln, was sonst zu platzen drohe.

Unklar ist, wie die Betrüger an die Telefonnummern ihrer Opfer kommen

Das sei eine zur Zeit sehr beliebte Begründung, so Beck - auch bei den Fällen in Freising. Oder "Max" befindet sich vorgeblich nach einem Unfall im Ausland in Haft und muss sich freikaufen, wie eine andere Geschichte lautet. Die Angerufenen werden dazu gedrängt, Bargeld einem Freund zu übergeben, der schon informiert sei. "Und dann dauert es eine halbe Stunde und der nette Freund klingelt an der Tür, und der will ja auch nur helfen", schildert Beck weiter. Verdacht schöpften die Betrogenen meist erst dann, wenn sie das Geld ausgehändigt hätten und merkten, dass sie gar keine Quittung bekommen haben.

Nicht ganz klar ist der Polizei, wie die Betrüger an die Telefonnummern ihrer Opfer kommen "Wenn sie sie ausspähen würden, beispielsweise in einem Mehrfamilienhaus, müssten sie sie ja auch bis zur Haustür verfolgen, um das Namensschild erkennen zu können", vermutet Beck. Bis vor ein paar Wochen, so die Polizei, habe es sich bei den Tätern meist um international operierende Betrügerbanden gehandelt, die aus dem osteuropäischen Raum gelenkt worden seien. "Da wurden dann überwiegend russische sprechende Bürger angesprochen." Doch nach einem Fernsehbericht gebe es vermehrt deutschsprachige Trittbrettfahrer, die sich daran versuchten, auf diese Art und Weise Geld zu verdienen. "Da erbeuten sie ja oft mehr, als wenn sie irgendwo einbrechen", weiß Beck.

Misstrauisch sein, wenn jemand nicht selbst seinen Namen nennt

Er rät dringend dazu, sich zu vergewissern, ob der Anrufer auch wirklich ein Verwandter sei. Man solle die jeweilige Person unter der bisher bekannten Nummer zurückrufen und sich den Sachverhalt bestätigen lassen. Grundsätzlich solle man misstrauisch sein, wenn sich jemand am Telefon nicht selbst mit Namen vorstelle. Sobald ein Gesprächspartner Geld fordere, solle man auflegen und auf keinen Fall Details zu familiären oder finanziellen Verhältnissen preisgeben.

"Oft fragen die Betrüger einfach, wie viel Geld denn im Haus ist und verlangen das dann", erzählt der Polizeisprecher. Außerdem solle man niemals Geld an unbekannte Personen übergeben und wenn man doch Opfer geworden sei, sofort bei der Polizei Anzeige erstatten. Solche Anzeigen kommen oft auch von Bankangestellten, die misstrauisch geworden sind, wenn sie solche Geschichten von ihren Kunden hören. "Die Betrüger wissen das und drängen ihre Opfer darum, auf keinen Fall mit jemandem zu sprechen, schon gar nicht mit dem Bankangestellten", weiß Beck .

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: