Die Kinderkantorei im Dom:Sperriges Liedgut für junge Sänger

Angelika Sutor und Wolfgang Kiechle wecken bei Kindern Freude an der Kirchenmusik

Von Maik Wilke

Kinder für Kirchenmusik zu begeistern, ist keine leichte Aufgabe. Welches Kind kennt schon gregorianische Gesänge aus dem neunten Jahrhundert oder klassische Werke von Zoltan Kodaly? Wolfgang Kiechle und Angelika Sutor schaffen es, diese Werke 8- bis 13-Jährigen zu vermitteln. Sie haben mit ihrer Domberger "Kinderkantorei" bereits erfolgreich an Wettbewerben teilgenommen. Regelmäßig tritt der Chor bei Gottesdiensten auf und hat mit seinem Adventskonzert nach nur drei Jahren eine eigene kleine Tradition geschaffen.

Chorleiter Kiechle und Domorganistin Sutor begeistern mittlerweile 35 Kinder für den Chorgesang, dabei sei es am Anfang nicht einfach gewesen, diese dafür zu gewinnen. "Wir selbst sind ja keine Pfarrei, daher kommen die Kinder aus den umliegenden Pfarreien zu uns", sagt Kiechle. Wichtig sei außerdem, dass die Eltern unterstützend mitwirken, um die Motivation bei den jungen Musikern aufrecht zu erhalten. Besondere musikalische Voraussetzungen gebe es nicht, so Kiechle. "Entscheidend ist, dass die Kinder Singfreude zeigen und die Bereitschaft haben immer zu den Proben und Auftritten zu erscheinen."

Kiechle und Sutor legen bei ihren wöchentlichen Proben großen Wert auf die Einzelstimmbildung. "Wir nehmen uns vor und nach jeder Chorprobe eine halbe Stunde Zeit, um einzeln mit den Kindern Übungen durchzugehen. Nur so kann man individuell auf ihre Stimmen eingehen", sagt Kiechle. Sutor übernimmt das Training der Sopranstimmen, Kiechle die Männerstimmen. "Wir haben zwei Buben bei uns im Chor, die haben am Anfang mit Angelika Sutor Sopran gesungen, kamen dann in den Stimmbruch und haben nun tolle Männerstimmen entwickelt", erzählt Kiechle. Generell sei er über die großen Fortschritte der Kinder überrascht. 2013 hat die Kinderkantorei am Musikwettbewerb "Jugend musiziert" teilgenommen, und das überaus erfolgreich. Auf der regionalen Ebene holten die jungen Sänger den ersten Platz und durften zum Landesentscheid, den sie als Zweiter beendeten.

"Ziel ist es, diese jungen Menschen lange für die Kirchenmusik zu begeistern und einige von ihnen später im Domchor wieder zu sehen und vor allem zu hören", erklärt Kiechle. Daher veranstaltet er im Juli einen Gottesdienst, in dem der Domchor zusammen mit der Kinderkantorei singt. Dies sei nicht nur für die Kinder inspirierend, gesteht er: "Diese Arbeit hält einen selber jung und den älteren Besuchern beim Gottesdienst geht das Herz auf, wenn sie die Kinder hören. Der Dom lebt erst so richtig, wenn er mit Musik gefüllt ist."

Kiechle und Sutor versuchen, das Programm abwechslungsreich zu gestalten. Dazu gehören moderne Stücke wie John Rutterts "Look at the world", aber auch liturgische Gesänge auf Latein. Die Kinder bekommen so Einblicke in Texte unterschiedlicher Sprachen, die teilweise vor dem Singen gemeinsam diskutiert werden. "Wir fragen uns immer: Was bedeutet dieser Text? Die Kinder sollen nicht nur Gesang vermittelt bekommen, sondern auch eine theologische Sicht auf die gesungenen Stücke erhalten", erklärt Kiechle. Trotzdem sollen der Spaß am Singen und die Gesellschaft im Vordergrund stehen. In den Chorfreizeiten und Ausflügen singen die Kinder schlichtweg die Lieder, die ihnen besonderes gefallen, ob nun alt oder neu. "Das Miteinander im Chor macht den Kindern Spaß. Daher ist die Leitung und Betreuung eine wunderschöne Aufgabe, die riesige Freude bringt", sagt Kiechle.

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