'Navis'-Helfer in Nepal:Die Erde bebt weiter, die Temperaturen schwanken um 30 Grad

Lesezeit: 2 min

Ärztin Heidi Bauer und ein Sanitär vom Navisteam bei der Versorgung einer erkrankten älteren Frau im Erdbebengebiet. (Foto: Navis)

Östlich von Kathmandu haben 'Navis'-Helfer aus Moosburg ein Lager eingerichtet, bereiten Trinkwasser auf und versorgen täglich über 100 Patienten. Zu Verletzten fahren sie ins Land hinein. Der Einsatz dauert an, zu groß ist die Not.

Von Birgit Grundner, Moosburg

Das Empfangskomitee wartet am Flughafen München mit einer kleinen "Grundausstattung", wie Navis-Vorsitzender Wolfgang Wagner schmunzelnd sagt. Zwei Holzträger mit Moosburger Bier haben er und noch ein paar Vereinskameraden mitgebracht, dazu die passenden Krüge. Gewissermaßen ein Vorgeschmack auf die Heimat für die Rückkehrer aus Nepal. Gregor "Keks" Koller und Walter Unger vom "Fact Finding Team" des Vereins sind die ersten, die vom Einsatz im Erdbebengebiet zurückflogen. Zusammen mit dem Arzt Anton Freilinger aus Au in der Hallertau haben sie alles vorbereitet, damit in Bhaktapur - zwölf Kilometer östlich von Kathmandu - auf einem ehemaligen Schulgelände ein Lager eingerichtet werden konnte. Dort werden vom ersten Helferteam jetzt täglich bis zu 7000 Liter Trinkwasser aufbereitet und mehr als 100 Patienten medizinisch versorgt.

Die Helfer gehen bis an ihre Grenzen

Zu weiteren Verletzten fahren die Navis-Helfer ins Land hinein. Immer wieder bekommen sie von Einheimischen Tipps, wo sie gerade gebraucht würden, berichtet Koller. Der Bauhofmitarbeiter aus Hallbergmoos war Leiter des "Fact Finding Teams". Oft geraten die Helfer freilich an ihre Grenzen. Manchmal seien die Wege einfach verschüttet und versperrt, erzählen Koller und Unger. Dann bräuchte man eigentlich Hubschrauber, um noch irgendwie vorwärts zu kommen. Doch die Helikopter der Regierung seien nur schwer zu kriegen.

Unterdessen bebt die Erde weiter. Für die Menschen in Nepal sei das immer wieder eine schreckliche Situation, sagt Walter Unger, der hauptberuflich bei der Flughafen-Feuerwehr arbeitet. Sie seien sehr verängstigt und würden schon aus dem Haus laufen, wenn nur irgendwo eine Dachschindel anfange zu rutschen. Den Navis-Helfern machen vor allem die Temperaturschwankungen zu schaffen: Tagsüber werde es bis zu 40 Grad Celsius heiß, nachts dagegen bis 8 Grad kühl. Die feuchte Kleidung wird da schnell klamm. Hinzu kommen immer wieder kräftige Regenschauer.

Vor Ort sind Feuerwehrmänner, Techniker und Ärzte

Aktuell sind noch drei Ärzte und zahlreiche Techniker von Navis in Nepal. Zum Navis-Team gehört unter anderem auch ein Neffe des nepalesischen Außenministers, der in Deutschland als Neurochirurg tätig ist und spontan seine Unterstützung angeboten hat. Ende der Woche soll das erste Helfer-Team abgelöst werden. Die Vorbereitungen für das zweite Team laufen auf Hochtouren, die Fracht wird schon zusammengestellt - vom medizinischen Material bis zur Ausstattung für die Helfer. Warme Schlafsäcke für die Nacht werden zum Beispiel dabei sein, sagt Vorsitzender Wolfgang Wagner. Jedes Team bleibt zwei Wochen. Wie viele am Ende gebraucht werden, ist noch unklar. Bis Ende Juni könnte der Einsatz schon dauern, mutmaßt Wagner. An ehrenamtlichen Helfern wird er jedenfalls nicht scheitern: 130 Frauen und Männer haben sich inzwischen schon für einen Einsatz angeboten.

Navis ist nach dem Tsunami im Dezember 2004 aus den Reihen der Flughafenfeuerwehr gegründet worden mit dem Ziel, auch künftig bei Katastrophen im In- und Ausland Hilfe zu leisten. Das geschah etwa auch nach dem Erdbeben in Haiti, der Überschwemmungskatastrophe in Pakistan, der Dürre in Ostafrika, dem Hochwasser in Bayern und dem verheerenden Taifun auf den Philippinen. Die Helfer sind ausschließlich ehrenamtlich tätig.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: