Ein Gasthaus soll schöner werden:Der Alte Wirt wächst

Ein Gasthaus soll schöner werden: Der Alte Wirt gehört zu den ältesten Gebäuden in der Gemeinde Fahrenzhausen. 1634 ist das Haus zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden.

Der Alte Wirt gehört zu den ältesten Gebäuden in der Gemeinde Fahrenzhausen. 1634 ist das Haus zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Alte Wirt in Fahrenzhausen soll mit einem Neubau erweitert werden. Das ist zu viel, sagt Monika Hermann (CSU): "Die Leute in Fahrenzhausen wollen eine Dorfwirtschaft."

Von Alexandra Vettori, Fahrenzhausen

Der Alte Wirt im Fahrenzhausener Dorfkern wird zu neuem Le ben erweckt, und diesmal wird es die große Lösung. Denn das alte Wirtshaus erhält einen Neubau dazu. Nach intensiver Diskussion hat sich der Gemeinderat zu der Maßnahme entschlossen, um wieder Leben in das Ortszentrum zu bekommen - mit einem Wirt für das Gasthaus, das sich schon seit 30 Jahren im Besitz der Gemeinde befindet. Immerhin handelt es sich um das älteste Gebäude im Ort, 1640 ist es zum ersten Mal urkundlich erwähnt worden.

Ein Gasthaus soll schöner werden: Es hat schon was für sich, wenn ein Gemeinderat in einem Wirtshaus tagt und über dessen weiteres Schicksal debattiert.

Es hat schon was für sich, wenn ein Gemeinderat in einem Wirtshaus tagt und über dessen weiteres Schicksal debattiert.

(Foto: Marco Einfeldt)

Obwohl die Gemeinde das denkmalgeschützte Wirtshaus in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder teilsaniert hat, und vor einigen Jahren sogar ein Sternekoch in der Küche stand, hat es mit dem Alten Wirt nicht mehr funktioniert, seit drei Jahren steht das Gebäude leer. Immerhin tagt inzwischen der Gemeinderat in der Gaststube, auch standesamtliche Trauungen finden in dem lauschigen kleinen Saal statt. Allein, der Wunsch nach einem lebendigen Wirtshaus blieb versagt. "Alle Gastronomen, mit denen wir gesprochen haben, sagen, dass es nicht wirtschaftlich betrieben werden kann, weil es zu wenig Plätze gibt", erklärte der Fahrenzhausener Bürgermeister Heinrich Stadlbauer das Dilemma. Nur 40 Menschen kommen in der Gaststube unter, im Nebenzimmer rund 30.

Auch ein sommerlicher Biergartenbetrieb stand zur Auswahl

Schon seit einem guten Jahr diskutiert der Gemeinderat deshalb verschiedene Umbau-Varianten. Aus den verbliebenen vier sollte nun am Montag eine ausgewählt werden. Grob standen ein sommerlicher Biergartenbetrieb im jetzigen Bestand zur Auswahl, der Miteinbezug und die Sanierung des gegenüber liegenden Stadls, in dem es zwei schöne Gewölbe gibt und der Neubau eines "Funktionsgebäudes" zwischen den beiden historischen Bauten, in der eine moderne Küche, Toiletten und Technik plus einer Schänke für den Biergarten unterkommen sollen. Die Variante, die eine Reaktivierung des Saals im ersten Stock beinhaltete, schied bald aus, der Grund: Es gibt dafür kaum Fördergeld. Warum, hatte Bürgermeister Stadlbauer schnell erklärt: "Die Förderstelle hat signalisiert, dass sie nicht vor 25 Jahren dem Umbau in eine Wohnung gefördert hat und jetzt wieder die Rolle rückwärts."

Für die nun von der überwiegenden Mehrheit des Gemeinderats beschlossene große Lösung dagegen gibt es reichlich Fördergeld vom Staat. Laut Schätzung der Architektin würden der Neubau und die Sanierung des Stadls auf rund, 1,6 Millionen Euro kommen, dank staatlicher Zuschüsse müsste die Gemeinde davon aber nur 845 000 Euro zahlen. Mit dieser Variante wäre, so war Stadlbauer überzeugt, der Alte Wirt für Gastronomen interessant, weil sie, abgesehen vom sommerlichen Biergartenbetrieb auch 50 zusätzliche Plätze für Gäste hätten. Unumstritten war die Sache freilich nicht.

"Die Leute in Fahrenzhausen wollen eine Dorfwirtschaft"

So sprach sich Monika Hermann (CSU) vehement gegen die große Lösung aus: "Die Leute in Fahrenzhausen wollen eine Dorfwirtschaft. Das hier sprengt in meinen Augen den Rahmen." Auch Herbert Wünscher (SPD) bezweifelte, dass die genannten Kosten ausreichten, "das wird viel teurer." Er plädierte dafür, in dem Neubau Gästezimmer unterzubringen, "die essen dann hier, dann rentiert es sich garantiert." Auch kamen Zweifel an der künftigen Pacht auf, welche die Gemeinde verlangen könne. Sei sie zu niedrig, erwecke das Neid bei anderen Gastronomen, sei sie zu hoch, vor allem angesichts hoher Nebenkosten, finde man wieder keinen Wirt. Bürgermeister Stadlbauer betonte, für solche Fragen sei es zu früh. Man werde eine ortsübliche Pacht verlangen. "Wir müssen mit dem Wirtshaus keinen Gewinn machen, wir wollen aber auch nicht draufzahlen." Bei zwei Gegenstimmen fiel der Beschluss, in einem der nächsten Schritte soll jetzt ein Architektenwettbewerb ausgelobt werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: