Die Genossen nach der Wahl:Niedergeschmettert und ratlos

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Nach dem schlechten Abschneiden von OB-Kandidatin Eva Bönig sucht die SPD nach Antworten

Birgit Goormann-Prugger

Freising18 Jahre lang war die Stadt Freising SPD-regiert und streng genommen auch in den 24 Jahren davor. Schließlich war Dieter Thalhammers Amtsvorgänger Adolf Schäfer als SPD-Kandidat angetreten und erst später zu den "Unabhängigen Freisinger Bürgern" gewechselt. Diese Zeit ist nun vorbei, denn die SPD-OB-Kandidatin Eva Bönig hat es mit 12,2 Prozent nicht in die Stichwahl geschafft. Die Freisinger Sozialdemokraten forschen nun nach den Ursachen für das unerwartet schlechte Abschneiden ihrer Kandidatin. Ein Versuch der Analyse stand am Dienstagabend bei einer gemeinsamen Sitzung der Stadtratsfraktion und des Ortsvereins auf der Tagesordnung. Niedergeschmettert und sehr schweigsam": So lässt sich nach Aussagen von Monika Zauner, der Ortsvorsitzenden der Freisinger SPD, die Gefühlslage der Sozialdemokraten zurzeit am besten beschreiben. Das Wahlergebnis stelle sie vor ein Rätsel. "Wir können das im Moment noch nicht genau einordnen", so Monika Zauner. Eva Bönig selbst war auch zwei Tage nach der Wahl nicht wirklich ansprechbar. "Das ist alles in der Überlegung", sagte sie auf die Frage, ob sie aus diesem Ergebnis Konsequenzen ziehen werde. Für Monika Zauner ist Eva Bönigs Wahlniederlage umso überraschender, "weil wir im Laufe des Wahlkampfes ein ganz anderes Feedback bekommen haben und zwar eine durchweg positive Resonanz auf Eva Bönig". Vor allem nach der großen Podiumsdiskussion in der Luitpoldhalle. "Da hat sie den meisten Applaus bekommen, da sind Besucher auf mich zugekommen und haben gesagt, die kann man wählen, die hat sich am besten verkauft." Sachlich, fair, Sachverstand und keine falschen Versprechungen. All das sei über Eva Bönig immer wieder gesagt worden. Jetzt müsse sich die Freisinger SPD viele Fragen stellen, auch als Vorbereitung auf die nächste Kommunalwahl. War es die geringe Wahlbeteiligung, waren es zu viele Kandidaten, war dem Wähler jemand mit 55 Jahren zu alt im Vergleich zu dem erst 34 Jahre alten Tobias Eschenbacher, will der Wähler eine andere Art der Politikvermittlung, ist die SPD nicht modern genug? Darauf sucht die SPD jetzt Antworten. Sicher habe auch die Tatsache, dass Münchens SPD-Oberbürgermeister Christian Ude ein Befürworter der umstrittenen dritten Startbahn ist und sein Bestreben, als Spitzenkandidat für die Landtagswahlen über den SPD-Parteitagsbeschluss in dieser Sache neu abstimmen zu lassen, Eva Bönig Stimmen gekostet, so Monika Zauner. Amtsinhaber Thalhammer sieht das genauso. Eva Bönig habe sich im Wahlkampf gut präsentiert, aber das Thema Startbahn liege wie ein Damoklesschwert über der Stadt. "Und es wird noch lange dauern, bis die SPD und auch die CSU dadurch verlorenen Boden wieder zurückgewinnen können. Auch weil die anderen Parteien immer wieder den Finger in diese Wunde legen werden", so der OB. Eva Bönig hatte sich immer als entschiedene Gegnerin dieses Projektes präsentiert. "Aber vielleicht hat der Freisinger Wähler da nicht unterscheiden können", vermutet Monika Zauner. Für die Freisinger SPD-Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Heidi Kammler, geht es jetzt darum, auch weiterhin gute Arbeit zu leisten, "vor allem auch im Stadtrat, das ist mir sehr wichtig, auch wenn es uns im Moment nicht so gut geht", sagt Heidi Kammler. Hätte sich die Freisinger SPD womöglich von Amtsinhaber Thalhammer mehr Unterstützung für Eva Bönig gewünscht? "Daran würde ich es nicht festmachen", sagt Heidi Kammler. "Schuldzuweisungen wären jetzt falsch, da zerfleischt man sich nur."

© SZ vom 14.03.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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