Die Flut aufhalten:Hochwasserschutz schon vor der Stadt

Die Stadt Freising und das Wasserwirtschaftsamt erstellen derzeit umfassende Konzepte, die vor allem mehr Raum für die Bäche vorsehen. In der Innenstadt ist baulich nicht viel zu machen, die Gräben aber müssen künftig frei bleiben. Auch Grüngutentsorgung gilt nicht als Kavaliersdelikt.

Von Petra Schnirch

Straßen mussten gesperrt werden, Keller liefen voll: Die Wassermassen der Moosach, die Anfang Juni 2013 Teile der Freisinger Innenstadt überfluteten, überraschten selbst Experten. "Das war ein sehr seltenes Ereignis", sagt Winfried Adam vom Wasserwirtschaftsamt München. Dennoch gebe es keine Garantie, dass sich ein solches Jahrhundert-Hochwasser nicht schon bald wiederholen werde. Sowohl Wasserwirtschaftsamt als auch die Stadt Freising arbeiten deshalb an Konzepten, um dies zu verhindern. Ende 2014 sollen erste Ergebnisse vorliegen.

Das Gebiet zwischen Johannis-, Garten-, Saar- und Fabrikstraße verwandelte sich damals in eine Seenlandschaft. Für die Moosach vermeldete das Wasserwirtschaftsamt eine Wassermenge von 27 Kubikmeter pro Sekunde - so viel führt im Normalfall die Isar.

Erste Verbesserungen für die Anwohner sind bereits erreicht: An der Einmündung des Galgenbachs ließ die Behörde das Moosach-Ufer an einer kritischen Stelle auf einer Länge von etwa zehn Meter anheben. Das Einlaufgitter am Schleiferbach in Höhe Gartenstraße wurde umgebaut, sodass es sich auch bei Hochwasser problemlos öffnen lässt. Auch die in die Jahre gekommene Wehranlage beim Veitsmüllerweg soll erneuert werden.

Die Wassermassen sollen künftig aber möglichst gar nicht mehr ungehindert nach Freising hineinfließen, schon vor dem Stadtgebiet werden zusätzliche Stauflächen entstehen. Für die Moosach erstellt das Wasserwirtschaftsamt derzeit eine Studie. Außerdem ließ das Landesamt für Umwelt den Fluss im vergangenen Sommer komplett neu vermessen, um Gefahrenkarten anfertigen zu lassen. Das ist, unabhängig vom Juni-Hochwasser 2o13, eine EU-Vorgabe - die Ergebnisse kommen nun gerade zur rechten Zeit.

In der Stadt selbst kann wohl nicht allzu viel getan werden. Schutzwände entlang der Moosach seien kaum vorstellbar, sagt Adam. Deshalb muss schon weiter draußen, im Moos, angesetzt werden. Dort sollen Retensionsflächen entstehen, damit der Zufluss gedrosselt werden kann. Da das Genehmigungsverfahren sehr aufwendig ist, wagt Adam keine Prognose, wann und wo erste Maßnahmen umgesetzt werden können. Auch die Grundbesitzer müssen mit ins Boot geholt werden.

Entlang des Thalhauser Grabens soll ebenfalls mehr Stauraum entstehen. Dieser und der im Normalfall ebenso unscheinbare Wippenhauser Graben waren im Juni 2013 immerhin für etwa ein Fünftel der Wassermassen in der Moosach verantwortlich. Anders als für den Fluss sind für die beiden Gewässer dritter Ordnung die Stadt und die Gemeinden zuständig. Für die Planungskosten gewährt das Wasserwirtschaftsamt aber einen Zuschuss von 75 Prozent. Man müsse alles zusammen betrachten, sagt Winfried Adam.

Die Stadt Freising will auf ihrem Gebiet Rückhalteflächen schaffen, etwa unterhalb des Schafhofs und auch am Thalhauser Graben, wie Hauptamtsleiter Rupert Widmann schildert. Weitere Schritte sollen möglichst schon auf Kranzberger Flur erfolgen. Dies werde das Wasserwirtschaftsamt koordinieren, erklärt Widmann. Es gab aber auch schon ein erstes Gespräch zwischen OB Tobias Eschenbacher und dem Kranzberger Bürgermeister Robert Scholz.

Auch der Freisinger Ortsteil Sünzhausen soll besser geschützt werden. 2012 hatte die Stadt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Bis 2017 sind 5,8 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen - wiederum für Retensionsflächen, aber auch für neue, größere Rohre, da der Graben teilweise unter der Sankt-Georg-Straße verläuft.

Als Problem haben sich in Freising auch bauliche Veränderungen an Schleifer- und Galgenbach durch Mauern oder Terrassen entpuppt. Ein einfacher Maschendrahtzaun in einem der ansonsten trockenen Gräben reiche im Ernstfall schon aus, dass sich dort innerhalb weniger Minuten Abfall und Äste verfangen, sagt Widmann. Dies alles werde nun dokumentiert, die Auswirkungen würden beurteilt, die Genehmigungen überprüft. Auch das Entsorgen von Grüngut in den Gräben ist nach Angaben der Stadt kein Kavaliersdelikt. Hausbesitzern empfiehlt die Verwaltung, den Versicherungsschutz zu optimieren. Beim Kommunalforum der Sparkasse habe die Versicherungskammer Bayern die Freisinger Haushalte als "grundsätzlich versicherbar" eingestuft. In Notfällen will die Stadt künftig ein Bürgertelefon einrichten.

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