Dialogoffensive zum Flughafenausbau:"Miteinander reden schadet nie"

Dialogoffensive zum Flughafenausbau: Aktivisten der Organisation Plane Stupid haben am Dienstag am Münchner Flughafen das Gespräch mit Markus Söder gesucht.

Aktivisten der Organisation Plane Stupid haben am Dienstag am Münchner Flughafen das Gespräch mit Markus Söder gesucht.

(Foto: Einfeldt)

Ministerpräsident Horst Seehofer will mit Startbahngegnern sprechen. Diese reagieren verhalten positiv.

Von Christoph Dorner, Freising

Vor der Entscheidung über den umstrittenen Bau einer dritten Startbahn am Münchner Flughafen will Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) das Thema umfangreich diskutieren. Nach dem Ende der Sommerpause des Landtags, die am 28. September endet, sollen acht Gesprächsrunden beginnen, kündigte Staatskanzleichef Marcel Huber (CSU) am Dienstag nach einer Kabinettssitzung an.

Dann dürfte Seehofer auch nach Freising kommen. Denn zwei der Gesprächskreise sollen mit den Kommunen und den Flughafengegnern stattfinden. Außerdem will Seehofer mit der Flughafengesellschaft und der Lufthansa, Vertretern der bayerischen Wirtschaft und den vier Landtagsfraktionen sprechen.

In den Gesprächen gehe es um eine "klare Erhebung der verschiedenen Standpunkte", sagte Huber. Erst danach werde eine Entscheidung getroffen, wie sich die Staatsregierung im Herbst positionieren wolle.

Freisings Bürgermeisterin Eva Bönig (Grüne), die den urlaubenden Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher (FSM) vertritt, ist von der Aussicht auf ein Gespräch mit Horst Seehofer angetan: "Uns ist wichtig, direkt vor Ort zu zeigen, wie die Stadt Freising durch eine dritte Startbahn belastet werden würde. Sie schränkt seit Jahren unsere Planungshoheit ein."

Eines müsse jedoch klar sein, sagt Bönig: Der Stadt gehe es um einen ergebnisoffenen Dialog. Als Sprecherin der Bürgerinitiative gegen die dritte Startbahn will sie noch etwas loswerden: "Seehofer muss zu uns kommen, nicht wir zu ihm. Ich glaube nicht, dass sich der Ministerpräsident gegen Argumente und Zahlen verschließen kann."

Auch Franz Spitzenberger würde sofort ein Mitglied der Bürgerinitiative Attaching zu einem Treffen mit Horst Seehofer schicken. "Ich kann ein solches Gespräch nur befürworten. Denn mit der Flughafengesellschaft hatten wir bislang keinen Dialog." Seehofer habe am Rande einer Veranstaltung versprochen, sich mit den Anrainern des Flughafens zu treffen. Dann würde Spitzenberger im Grunde nur Statistiken der Flugsicherung, des Landesamts für Statistik und des Bund Naturschutz mitbringen. Diese würden reichen, um zu sehen, dass eine dritte Startbahn unnötig sei.

Am Münchner Flughafen hatte am Dienstag Finanzminister Markus Söder (CSU) eine Statue von Franz Josef Strauß eingeweiht. Dabei sei Söder auch auf die etwa 15 Mitglieder von Plane Stupid zugegangen, erzählt deren Sprecher Ludwig Grüll - womöglich als Zeichen der neuen Dialogbereitschaft der Staatsregierung. Den Handschlag Söders habe er aber abgelehnt.

Dass Horst Seehofer nun auch mit den Startbahngegnern sprechen wolle, findet Grüll "sehr lustig". Er sagt aber auch: "Miteinander reden schadet nie." Denn bei ihren spontanen Demonstrationen bei öffentlichen Auftritten von CSU-Politikern sei es bislang nie zu einem Dialog gekommen. Zuletzt hatte Plane Stupid Horst Seehofer im Mai in Freising empfangen, als ihm im Schafhof die Max-Schönleutner-Medaille verliehen wurde.

Aufgemuckt-Sprecher Gerhard Müller-Starck ist an diesem Dienstag ebenfalls am Flughafen. Er fordert, dass bei einem Gesprächskreis mit Seehofer mindestens ein Vertreter von Aufgemuckt, Plane Stupid und der Schutzgemeinschaft dabei sein müsse, um den Freisinger Widerstand abzubilden. Müller-Starck bewertet die Dialogbereitschaft der Staatskanzlei zurückhaltend: "Ein Kompromiss ist in der Sache nicht denkbar."

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