DGB traut dem Flughafen nicht:Profit auf Kosten der Beschäftigten

Kreisverband Freising-Erding ist trotz aller Jobversprechen gegen die dritte Startbahn

Birgit Goormann-Prugger

FreisingDer DGB-Kreisverband Freising-Erding spricht sich mit aller Entschiedenheit gegen den Bau der dritten Startbahn aus. "Aus unserer Sicht haben die Arbeitnehmer am Flughafen von einer 3. Startbahn keine Verbesserung zu erwarten, eher im Gegenteil", begründete das der stellvertretende Kreisvorsitzende Hans Hartshauser am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Mit sofortiger Wirkung wird der DGB-Kreisverband auch seinen Sitz im Nachbarschaftsbeirat der FMG niederlegen. Dass dort um die von der FMG ausgelobten 100 Millionen Euro für Strukturmaßnahmen gestritten werde, die erst mit dem Startbahn-Bau frei werden, schwächt nach Ansicht des DGB den Widerstand.

Die Versprechungen der Flughafenbetreiber, die dritte Startbahn schaffe schließlich auch 11 000 zusätzliche Jobs am Flughafen, mag der DGB-Kreisvorsitzende Guido Hoyer nicht kritiklos hinnehmen. "Da muss man erst sehen, was das für Arbeitsplätze sind und der DGB steht nicht für Billig-Jobs". Tatsache sei, dass es bereits jetzt zahlreiche Beschäftigte bei den Bodenverkehrsdiensten gebe, bei denen der Lohn in der boomenden Flughafenregion nicht zum Leben reiche, die darum trotz einer Vollzeitstelle noch einen Nebenjob hätten oder deren Löhne von der Agentur für Arbeit aufgestockt werden müssten. Seit dem Jahr 2000, so Hans Hartshauser, Mitglied bei Verdi Flughafenregion, habe die Gewerkschaft für ihre Beschäftigten am Flughafen immer wieder neue Absenkungstarifverträge mit Lohnkürzungen in Höhe von mittlerweile 18 Prozent akzeptieren müssen. Außerdem werde nur 40 Prozent von der tariflichen Lohnerhöhung an die Beschäftigten weitergegeben. Die FMG argumentiere stets, nur so könne sie EU-weit wettbewerbsfähig arbeiten. "Und warum soll das mit einer dritten Startbahn wieder besser werden?", so Hartshauser. Der DGB fürchte zudem, dass die FMG flexiblere Arbeitszeiten in ihrem Sinne fordern werden, um vor allem in den Stoßzeiten am frühen Morgen und in den Abendstunden genügend Personal zu haben. "Das bedeutet geteilte Schichten", prophezeite Hoyer. Für Mitarbeiter mit Kindern sei das nur schwer zu bewältigen, ebenso für Angestellte, die nicht direkt in Flughafennähe leben würden.

Treibende Kraft beim Bau der dritten Startbahn ist aus Sicht des DGB vor allem die Lufthansa. Der Konzern wolle so versuchen, sich im weltweiten Konkurrenzkampf um Marktanteile zu behaupten, um Höchstprofite für seine Aktionäre zu erzielen. Verbunden sei dieses Konzept aber mit strikten Sparmaßnahmen zu Lasten der Beschäftigten. Kritisch sieht der DGB auch die Subventionierung des Luftverkehrs. Flugbenzin werde nicht besteuert, während auf der anderen Seite das Geld für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs in der Flughafenregion fehle und immer wieder über die Kürzung der Pendlerpauschale diskutiert werde.

Die rein wirtschaftlichen Interessen der FMG und der Lufthansa kollidierten mit den Vorstellungen des DGB von einem "guten Leben, mit guter Arbeit". Vor allem die Bürger in den Landkreisen Freising und Erding seien von Fluglärm und Abgasen in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Bis zum Tag des Bürgerbegehrens am 17. Juni wolle der DGB-Kreisverband Freising-Erding in intensivem Kontakt zu den DGB-Kollegen in München bleiben, damit die Entscheidung zur Startbahn möglichst im Sinne der betroffenen Anwohner fällt. "Es ist zwar nicht mehr viel Zeit, aber das ist jetzt auch eine ganz entscheidende Zeit, die werden wir nützen", so Guido Hoyer.

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