Denkmalschutz in Freising:Behutsam und zeitgemäß

Verein für Stadtbildpflege zeichnet Manuela und Christian Nißl für die Sanierung eines Hauses mit einem historischen Pokal aus. Sogar mittelalterliche Urkunden haben die Bauherren studiert

Birgit Goormann-Prugger

Wer sich um das Stadtbild bemüht, der verdient eine Auszeichnung. Das ist eine Maxime des Freisinger Vereins für Stadtbildpflege, der in diesem Jahr zum zweiten Mal seinen "Stadtbildpflegepreis" verliehen hat. Der geht heuer an Manuela und Christian Nißl für die Sanierung des denkmalgeschützten Anwesens an der Oberen Domberggasse 15 a. Das Gebäude ist Teil eines ehemaligen Freisinger Domherrenhofes aus dem 14. Jahrhundert.

Die dreiflüglige barocke Anlage weist vor allem einen ungewöhnlichen Anbau eines Altans auf der Innenhofseite auf. Das Haus ist mit einer Breite von nur 3,50 Meter sehr schmal und wurde "behutsam und vor allem zeitgemäß saniert", so Vereinsvorsitzender und Stadtarchivar Florian Notter in seiner Laudatio auf das Bauherren-Ehepaar. Das müsse man auch dafür loben, dass sie sich "so was überhaupt antut", sagte Notter weiter.

Mit der grundlegenden Sanierung dieses Gebäudeteils durch das Freisinger Architekturbüro Deppisch sei ein wertvoller Beitrag für den Erhalt des historischen Stadtorganismus in Freising geleistet worden. Denn gerade die - bis heute nur noch in geringem Maße erhaltenen - Wohnhöfe des Freisinger Domkapitels würden einen wichtigen Bestandteil des für eine geistliche Residenzstadt typischen Gefüges darstellen.

Hervorzuheben sei vor allem die gründliche Bauforschung des Hausbesitzer. "Manuela und Christian Nißl haben im Stadtarchiv sogar mittelalterliche Urkunden zu diesem Anwesen studiert", berichtete Notter bei der Preisverleihung am Donnerstagabend im Alten Gefängnis.

Denkmalschutz in Freising: Vor allem die Altane, ein Vorbau, ist die Besonderheit des ausgezeichneten Hauses.

Vor allem die Altane, ein Vorbau, ist die Besonderheit des ausgezeichneten Hauses.

(Foto: Marco Einfeldt)

Außerdem sei es gelungen, das Gebäude zeitgemäß zu sanieren und dabei auch das Alte geschickt zu inszenieren, "so dass es auch auffällt, damit man es auch wirklich sieht". Auch die Öffnung des denkmalgeschützten Privathauses für die Öffentlichkeit sei lobenswert.

Bei den Architektouren hatten Bürger das Innere des Hauses betreten dürfen und dabei vor allem das historische Tonnengewölbe im Keller besichtigen können. Auch bei der ersten langen Nacht der Stadt(ver)führung im August diesen Jahres sei das Haus wieder geöffnet worden. "Und da kamen in nur vier Stunden 350 Besucher", erzählte Notter.

Stolz nahmen Manuela und Christian Nißl dann den Preis in Form einer Replik eines historischen Freisinger Kersch-Rötzel-Weißbierpokals entgegen, mit dem es ebenfalls eine besondere geschichtliche Bewandtnis hat. Der Neustifter Zimmermann Anton Bauer, im Volksmund seinerzeit auch Kersch-Rötzel genannt, warf es nämlich 1724 bei der Richtfestfeier nach der Domsanierung zu Boden und sprach gleichzeitig ein Vivat auf den regierenden Fürstbischof Johann Franz Eckher aus. Das Glas landete auf einem Misthaufen und zerbrach nicht, was die Domstädter allgemein als kleines Wunder angesehen haben.

Das Kersch-Rötzel-Glas wurde darum auch über die Jahrhunderte sorgsam aufbewahrt und sein Original kann man heute im Freisinger Stadtmuseum bewundern. Es sei jetzt aber nicht davon auszugehen, versicherte Florian Notter weiter, dass der Verein für Stadtbildpflege seinen Preis jedes Jahr für ein besonders vorbildliches Sanierungsprojekt vergeben werde. "Wir haben unsere Kriterien da weitgefasst und das kann darum auch mal ein Neubau, der Erhalt einer Streuobstwiese oder eine Bachrenaturierung sein." Es sei darum davon auszugehen, dass es jedes Jahr spannende Preisträger geben werden.

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