Demo geplant:"Rettet den Wieswald"

Anwohner der Wiesenthalstraße befürchten durch den geplanten Bau eines Einfamilienhauses die Zerstörung eines wertvollen Stücks Natur und sammeln Unterschriften

Kerstin Vogel

- An der Initiative "Rettet den Wieswald" werden die Bauherren auch dieses Mal nicht so ohne weiteres vorbei kommen: Wenn der Bauausschuss am Mittwoch um 15 Uhr an die Wiesenthalstraße nach Neustift fährt, um den Bauplatz für ein umstrittenes Wohnhaus am Rande des Bannwalds in Augenschein zu nehmen, dann werden die Anwohner schon da sein. Sie werden sich an einem langen, grünen Band entlang als "schützender Wall vor den Wieswald und gegen die Bebauung stellen" , wie es auf einem Flyer der Initiative heißt: "Unsere Menschenkette soll vom Beginn des Wieswaldes an möglichst weit um den Wald herum reichen."

Das Grundstück, um das es geht, ist seit Jahren Zankapfel: Stadteinwärts auf der linken Seite der Wiesenthalstraße gelegen, stellt es das Ende einer Waldzunge dar, die bis an die Wohnbebauung reicht. Für die Anwohner, aber auch für die Untere Naturschutzbehörde, handelt es sich hier um ein wertvolles Stück Natur, das nicht nur Spaziergängern zur Naherholung dient, sondern auch Lebensraum für Rehe, Eichhörnchen und Fledermäuse ist. Entsprechend groß war die Empörung, als die Moosburger Scheidl GmbH 2009 Pläne vorlegte, ein Doppelhaus auf eben diesem Waldstück an der Wiesenthalstraße zu bauen. Dass Bauunternehmer Josef Scheidl in der Folge auch ohne Genehmigung gleich mehrfach roden ließ, brachte ihm neben der Empörung der Bürger ein Bußgeld der Behörden ein: Im Flächennutzungsplan der Stadt ist der Bereich als "Grünfläche mit wichtigem Gehölzbestand und Bäumen" ausgewiesen.

Unterdessen gründeten die Anwohner die Initiative "Rettet den Wieswald" und sammelten auf ihrer Homepage binnen Kürze die Unterschriften von rund 300 Freisingern gegen die Zerstörung der Waldzunge. Tatsächlich wurde das geplante Doppelhaus nie gebaut. Unternehmer Scheidl hat das Grundstück an Hermann Spitzenberger verkauft - einen "Freund", wie man auf der Homepage der Initiative argwöhnt. Spitzenberger jedenfalls hat Anfang August einen erneuten Bauantrag für die Wiesenthalstraße eingereicht: für ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung.

Für die Stadtverwaltung an sich eine klare Sache: Laut Flächennutzungsplan liegt das Grundstück im Außenbereich und kommt deshalb für Wohnbebauung nicht in Frage. Außerdem beeinträchtige das Vorhaben "naturschutz-, wald- und forstrechtliche Belange", wie es in der Beschlussvorlage für den Bauausschuss hieß; versehen mit der Empfehlung, die Genehmigung abzulehnen. Das allerdings wollte der Bauausschuss nicht so ohne weiteres tun. Planungsreferent Anton Frankl (FSM) erkundigte sich, ob es nicht aus früheren Jahren eine Baugenehmigung gebe. Tatsächlich gab es die in den 70er Jahren wohl, wie Stadtdirektor Gerhard Koch einräumte: "Aber die ist abgelaufen, nicht mehr gültig." Sein Argument gegen den Spitzenberger-Antrag: "Grünzüge in die Stadt rein sind künftig als Frischluftlieferanten sehr wichtig."

Überhaupt nicht verstehen konnte Birgit Großkopf (SPD) die Aufregung. Gemessen an der umliegenden Bebauung und mit Blick auf den angrenzenden Container-Standort von wertvollem Wald zu sprechen, "da kann ich mir ja nur einen Ast lachen", sagte sie und regte eine Ortsbesichtigung an. Diesem Wunsch schloss sich eine Mehrheit im Ausschuss an - und rief damit die Wieswald-Initiative um Peter Schönweitz erneut auf den Plan. Neben dem Erhalt des Bannwaldes führt er die beengten Verkehrsverhältnisse an der Wiesenthalstraße als Argument gegen den Bau an. Man habe die Unterschriftensammlung auf der Homepage wieder aufgenommen, berichtet er - und man treffe sich am Mittwoch, 10. Oktober, um 14.30 Uhr, um den Bauausschuss zu empfangen. Ob eine Demonstration gegen so ein Bauvorhaben "wirklich verhältnismäßig ist, will ich nicht beurteilen", kommentierte das Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher am Freitag. Ihm gehe es darum, ein sachlich fundiertes Urteil fällen zu können.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: