Debatte um Windrad:Bundeswehr legt ein Veto ein

Das geplante Windrad bei Johanneck steht vor dem Aus. Als Problem erweist sich die Nähe zur Bundeswehr-Radarstation in Haindlfing, die etwa drei Kilometer nördlich des Freisinger Stadtgebiets liegt.

Petra Schnirch

Das geplante Windrad bei Johanneck steht vor dem Aus. Als Problem erweist sich die Nähe zur Bundeswehr-Radarstation in Haindlfing, die etwa drei Kilometer nördlich des Freisinger Stadtgebiets liegt. Bei einem Gespräch mit der Wehrbereichsverwaltung Süd in München habe er die Auskunft erhalten, dass ein Windrad mit 180 Meter Höhe in einem Radius von 12,3 Kilometern nicht zugelassen werden könne, sagt der Paunzhausener Bürgermeister Johann Daniel der SZ, denn es könnte die Funktion der Radaranlage stören. Die Luftwaffe wollte sich am Freitag nicht äußern.

Der vorgesehene Standort ist Luftlinie etwa elf Kilometer von Haindlfing entfernt. In der Konsequenz würde das bedeuten, dass im größten Teil des Landkreises gar keine Windräder errichtet werden können. Der Wolfersdorfer Bürgermeister Sebastian Mair hat dies für seine Gemeinde schon schwarz auf weiß: Die Wolfersdorfer hatten im vergangenen Jahr wegen zweier potenziell geeigneter Standorte bei der Wehrbereichsverwaltung angefragt. Doch mit 6,7 Kilometer sei der Abstand zur Radarstation zu gering, beschied die Bundeswehr.

Der Investor für die Paunzhausener Anlage hat mittlerweile beantragt, das Verfahren ruhen zu lassen, weil er noch einmal das Gespräch mit der Wehrbereichsverwaltung suchen will. Das Landratsamt gewährte eine Frist bis Ende Mai. Sollte bis dahin keine Stellungnahme vorliegen, "ist der Antrag für uns erledigt", sagt Landrat Michael Schwaiger. Daniel ärgert sich dagegen, dass die Fakten immer noch nicht auf dem Tisch liegen. Denn solange "haben die Paunzhausener keine Gewissheit". Eigentlich könne die schriftliche Antwort aber gar nicht anders ausfallen als die mündliche Auskunft, sagt Daniel: "Sonst geht es nicht mehr mit rechten Dingen zu."

Das in der Gemeinde Paunzhausen geplante Windrad wäre etwa 800 Meter von der nächsten Ortschaft entfernt. Vor allem im nahe gelegenen Johanneck und in Hohenbuch regt sich massiver Widerstand. Anwohner gründeten eine Bürgerinitiative, an vier Demonstrationen im Februar beteiligten sich bis zu 200 Menschen. Die Bürgerinitiative fordert einen größeren Abstand zur Wohnbebauung.

Vielen Bürgermeistern und Gemeinderäten stößt auf, dass sie generell kaum Einfluss auf die Standortwahl von Windkraftanlagen haben, sofern alle Vorgaben, zum Beispiel bezüglich Lärm und Schattenwurf, eingehalten werden. Einziges Steuerungsinstrument ist die Ausweisung von Konzentrationszonen für Windräder. Landrat Schwaiger lud die Bürgermeister daher am Freitag zu einem Informationsaustausch ein. Städteplaner Peter Markert erläuterte, dass dazu ein "schlüssiges gesamträumliches Konzept" erforderlich sei. Eine reine "Verhinderungsplanung" mit von Haus aus ungeeigneten Standorten werde vor Gericht keinen Bestand haben, warnte er.

Liegt erst einmal ein Antrag auf Errichtung einer Windkraftanlage vor, können die Gemeinden diesen nur zurückstellen lassen. Ihnen blieben dann eineinhalb Jahre Zeit, um eine Konzentrationszone festzulegen. Da auch der Artenschutz berücksichtigt werden müsse, sei das in dieser Zeit kaum möglich, gab Markert zu bedenken. Die Bürgermeister wollen dennoch erst einmal abwarten, wie die Stellungnahme der Bundeswehr ausfallen wird. Ein Freund von Konzentrationsgebieten ist Johann Daniel ohnehin nicht. Investoren könnten dies geradezu als Einladung betrachten, befürchtet er. In einer kleinen Gemeinde wie Paunzhausen ließe sich kaum ein Standort finden, der nicht auf Widerstand stoßen würde.

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