Neue Standorte in Freising:Landkreis muss für Flüchtlinge bauen

Lesezeit: 2 min

Auf dem Sportplatz am Camerloher-Gymnasium stehen vermutlich bald die ersten Zelte für Asylbewerber. Doch das wird nicht reichen. (Foto: Marco Einfeldt)

Zwei Grundstücke in Vötting und Lerchenfeld sind für große Gemeinschaftsunterkünfte im Gespräch. Hier könnten insgesamt bis zu 350 Menschen unterkommen

Von Kerstin Vogel, Freising

Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher formulierte es drastisch,erfasste aber vermutlich exakt die Lage: Die Frage sei nicht, wo in Zukunft in der Stadt neue Unterkünfte für Asylbewerber gebaut werden. Die Frage sei nur, wann sie wo gebaut werden, sagte er am Dienstag im Planungsausschuss. Angesichts der Flüchtlingsströme werde man langfristig schlicht jeden in Frage kommenden Standort nutzen müssen. Neu im Gespräch sind dabei ganz aktuell Anfragen für den Bau neuer, großer Gemeinschaftsunterkünfte an der Gartenstraße in Vötting sowie an der Katharina-Mair-Straße in Lerchenfeld.

Zuvor hatte Thomas Fritz vom Landratsamt in einem kurzen Vortrag noch einmal die Notlage des Landkreises geschildert. In diesem Jahr müssten noch etwa 800 Flüchtlinge untergebracht werden - "und das Konzept der dezentralen Unterbringung ist gescheitert". Man bräuchte noch etwa 50 kleinere Unterkünfte, bekomme jedoch keinerlei Angebote mehr. Im Gegenteil, die Anbieter würden aus verschiedensten Gründen abspringen.

Die Folge sei, dass der Landkreis "jetzt bauen muss" - dafür aber eigentlich nur das Grundstück am Camerloher-Gymnasium habe, auf dem als Übergangslösung bekanntlich bereits ein Container- und Zeltdorf für 300 Flüchtlinge entstehen soll.

Keinen Zweifel ließ Fritz an dem, was für die künftigen Gemeinschaftsunterkünfte zu erwarten ist: eine Größe von 150 Bewohnern aufwärts, weil man nur dann von der Regierung die entsprechenden Betreuer gestellt bekommt. Für eine vernünftige städtebauliche Planung hat man zudem keinerlei finanziellen Spielraum, wie Fritz weiter sagte.

FW-Stadtrat Karl-Heinz Freitag bat gleichwohl darum, "bei aller Brisanz und bei allem Druck die Standorte gut und genau zu wählen" und im Interesse der Anwohner wie auch der Flüchtlinge selbst den "mit dem geringsten Konfliktpotenzial" auszusuchen. Da werde man es niemandem recht machen können, hielt Sebastian Habermeyer dem entgegen, "Betroffene sehen das immer anders", sagte der Grünen-Kollege, der sich ansonsten vor allem um die planerischen Handlungsspielräume der Stadt sorgte.

Rudi Schwaiger (CSU) stellte ebenfalls fest, dass "jeder immer migrationsfreundlich ist, aber nicht, wenn es darum geht, Grundstücke zur Verfügung zu stellen". Er erkundigte sich, ob es nicht auch möglich wäre, überhaupt nur ein, richtig große Anlage außerhalb zu bauen, kassierte aber schnell eine Absage von Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher: "Bei 1500 Asylbewerbern haben wir da dann ein Flüchtlingslager irgendwo."

Angeboten wurde dem Landkreis inzwischen ein Grundstück an der Gartenstraße, unterhalb der Feldfahrt, das für zehn Jahre gepachtet werden könnte. Hier könnte eine Unterkunft für insgesamt 200 Asylbewerber entstehen - idealerweise in fünf Gebäuden in Holzständerbauweise, die für Familien wie auch für alleinstehende Männer geeignet wären.

Ob das letztlich finanzierbar ist, steht noch nicht fest, laut Landratsamt handelt es sich lediglich um einen Versuch, "städtebaulich verträglich zu bauen". Mehr als ein Stadtrat äußerte zwar Zweifel, dass hier am Ende etwas anderes als eine Containerlösung stehen wird - unter der Bedingung, dass die Nutzung auf zehn Jahre beschränkt wird, signalisierten die meisten jedoch Zustimmung zu einem eventuellen späteren Bauantrag.

Gleich als Container-Unterkunft war der Vorschlag für die Katharina-Mair-Straße gedacht. Dort könnten in vier Gebäuden weitere 142 Menschen untergebracht werden. Auch da hätte die Stadt Freising eigentlich lieber eine Holzständerbauweise und würde dafür auch eine längere Pachtzeit von zehn statt sieben Jahren anbieten - und auch dort soll nun der Bauantrag abgewartet werden.

© SZ vom 24.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: