Das Wirtshaus wird im Dorf gelassen:Unverhoffter Retter

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Heimat der Vereine: Der Gasthof zum Löwen in Gremertshausen wird verkauft, er soll aber Treffpunkt der Dorfgemeinschaft bleiben. (Foto: Marco Einfeldt)

Der Gasthof zum Löwen bleibt den Gremertshausenern erhalten. Ein privater Investor aus dem Ort will das Anwesen kaufen und weiterhin den Vereinen zur Verfügung stellen. Auch der Gemeinderat atmet auf

Von Petra Schnirch, Kranzberg

Die Bürger in Gremertshausen können aufatmen: Der Gasthof zum Löwen wird ihnen wohl weiterhin als Treffpunkt zur Verfügung stehen. Ein Privatmann, der selbst in der kleinen Ortschaft lebt, will das Anwesen in der Dorfmitte kaufen. Die Vereine werden die Räumlichkeiten dennoch weiter nutzen können. Die Gemeinde Kranzberg trat deshalb vom Kauf zurück. Bürgermeister Hermann Hammerl befürwortet eine solche "private, lokale Lösung". Wichtig sei ihm, dass die Vereine weiterhin eine Heimat haben, das habe der potenzielle Käufer zugesichert.

Wirt Michael Reiter war im Februar im Alter von 82 Jahren gestorben. Seine drei Töchter stellten die Räume den örtlichen Vereinen auch danach kostenfrei zur Verfügung. Richtig bewirtschaftet wurde das Gasthaus schon seit Jahren nicht mehr, um die Bewirtung kümmerten sich die Vereine bei ihren Veranstaltungen selbst. Erst am vergangenen Wochenende fand auf dem Areal das Sommerfest von Edelweiß-Schützen und Krieger- und Soldatenverein statt.

Da die Erbengemeinschaft das Anwesen verkaufen will, befürchteten die Gremertshausener nach dem Tod Reiters, dass sie ihren einzigen Versammlungsort im Dorf verlieren könnten. Mitte Juni fand deshalb am Pantaleonsberg eine Sonderbürgerversammlung statt, die Gemeinderäte signalisierten Anfang Juli Bereitschaft, den Komplex zu erwerben. Und sie entschieden, einen Bebauungsplan aufzustellen mit dem Ziel, die "derzeitige Funktion der Dorfmitte von Gremertshausen zu erhalten". Gleichzeitig erließ die Gemeinde eine Veränderungssperre.

Am Dienstag befasste sich der Gemeinderat in nicht öffentlicher Sitzung erneut mit dem Anwesen Reiter - mit dem Ergebnis, dass die Gemeinde von einem Kauf Abstand nimmt. Zuvor hatte das Gremium die Gebäude bei einem Ortstermin besichtigt. Neben Garagen und einer Lagerhalle befinden sich darin im Keller zehn Schießstände und eine Kegelbahn, oben ein großer Saal für mehr als hundert Besucher, das Schützenstüberl und eine urige Gaststube, die jederzeit als Kulisse für einen Heimatfilm aus den Fünfziger- oder Sechzigerjahren herhalten könnte. Im Obergeschoss sind zehn Zimmer, die überwiegend an Monteure vermietet werden. Während die Anbauten aus den Achtzigerjahren stammen, gehört das Gasthaus selbst zu den ältesten Gebäuden in Gremertshausen.

Die betroffenen Vereine hatten zunächst einen Erwerb durch die Gemeinde favorisiert. Sie sagten zu, dass sie sich, etwa bei der Sanierung, entsprechend einbringen würden. Auch über die Gründung eines Fördervereins war debattiert worden. Den Vorschlag, neben dem Feuerwehrhaus ein neues Vereinsheims zu bauen, lehnten die Bürger dagegen ab.

Michaela Huber, eine der drei Töchter von Michael Reiter, ist überzeugt, dass der Verkauf an den örtlichen Interessenten eine "schöne Option" für alle Beteiligten ist. "Wir freuen uns, dass wir eine Lösung im Sinne unseres Vaters gefunden haben." Es sei ihnen selbst ein Anliegen, dass die Ortsmitte von Gremertshausen erhalten werde - und auch ihr Vater hätte dies so gewollt, sagt Michaela Huber. Sie habe jedenfalls ein "sehr gutes Gefühl".

© SZ vom 28.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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