VHS-Theatergruppe:Ein Klassiker zum Jubiläum

VHS-Theatergruppe: Bald ist wieder Theaterzeit: (v. l.) Barbara Berger, Karl-Heinz Kirchmann von "Werkstück" sowie Dajana Kojic und Oliver Dorn (VHS).

Bald ist wieder Theaterzeit: (v. l.) Barbara Berger, Karl-Heinz Kirchmann von "Werkstück" sowie Dajana Kojic und Oliver Dorn (VHS).

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Gruppe "Werkstück" setzt seit 20 Jahren kulturelle Akzente in der Domstadt und zeigt heuer die zeitlose Tragödie "Emilia Galotti" von Lessing. Erstmals arbeitet die Truppe dabei mit der Musikschule zusammen

Von Petra Schnirch, Freising

In ihrem Jubiläumsjahr hat sich die Theatergruppe Werkstück für einen Klassiker entschieden: Am Freitag, 16. Oktober, feiert die Tragödie "Emilia Galotti" von Gotthold Ephraim Lessing im Pavillon der Freisinger Musikschule Premiere. Insgesamt sechs Mal führen die acht Schauspieler die Geschichte um die Verzweiflung einer jungen Frau auf, die zerrieben wird zwischen der moralinsauren Selbstgerechtigkeit ihrer Familie und einer schillernden Elite, die glaubt, sich alles nehmen zu können.

Seit 20 Jahren setzt die Theatergruppe der Volkshochschule Akzente im Kulturleben der Stadt Freising - mit wechselnden Darstellern und Regisseuren und an ganz unterschiedlichen Orten. Auch mit "Emilia Galotti" will die VHS den Zuschauern nicht einfach nur unterhaltsames "Fastfood" bieten, sondern einen Theaterabend mit Tiefgang, wie VHS-Leiter Oliver Dorn sagt. Gleichwohl sei es keine "schwere" Kost.

Die Regie hat Robert Leutner übernommen, wie zuvor schon bei sieben anderen "Werkstück"-Aufführungen, zuletzt 2008. Leutner spielt auch den egozentrischen Prinzen, der seine Liebe zu Emilia entdeckt und nicht akzeptieren will, dass sie bereits einem anderen versprochen ist. Damit verursacht er letztlich den Tod mehrerer Menschen, auch den von Emilia.

Für Leutner ist der Aufklärer Lessing zwar der unbekannteste der deutschen Klassiker. Für manche sei er nur eine "langweilige Lektüreerfahrung" aus Schultagen. Daneben ist Lessing für den Werkstück-Regisseur aber auch "der Autor der Stunde". Das gelte vor allem für "Nathan der Weise", dessen Konflikte und Dialoge "so unmittelbar ins Zentrum aktueller Diskussionen einer religiös und ethnisch gemischten Gesellschaft" stoßen, "die nach einem Gleichgewicht zwischen Toleranz und entspannter Identität sucht". Aktuell ist für ihn aber auch die gleichwohl privatere Handlung der "Emilia Galotti". Auch hier gehe es um einen "Zusammenprall der Kulturen", der anders als im "Nathan" tragisch endet.

Trotz der Zeitlosigkeit des Stoffs verzichtet die Freisinger Theatergruppe darauf, die "Emilia Galotti" in die Gegenwart zu versetzen. An der Oberfläche werde die alte Geschichte erzählt. "Das Stück spricht für sich", sagt Barbara Berger, sie spielt die Titelrolle. Größte Herausforderung sei, die Sprache Lessings "in der modernen Welt lebendig werden zu lassen", fügt Barbara Graßl hinzu, Darstellerin der Gräfin Orsina, der Geliebten des Prinzen. Trotzdem wird es eine zeitgemäße Inszenierung werden, denn im Hintergrund, auf einer zweiten Ebene, hält die multimediale Welt Einzug mit Bildern und Filmen. Auf große Kulissen verzichtet man dagegen.

Ganz neu ist bei den Aufführungen die Zusammenarbeit von Volkshochschule und Musikschule. Die VHS könne sich die städtischen Spielstätten nur noch dann leisten, wenn sie einen Kooperationspartner habe, sagt Oliver Dorn. Die Nebenkosten seien mittlerweile so hoch, "dass wir sie nicht mehr stemmen können". Das Zusammenspiel mit der Musikschule könnte "zukunftsweisend" sein. Anders als an früheren Spielstätten steht den Schauspielern dort eine fertige Bühne zur Verfügung, sie muss also nicht jedes Mal neu aufgebaut werden. Auch Musikschulleiter Martin Keeser sagte, er freue sich, dass im Pavillon auch Theater stattfinde. Die kulturellen Einrichtungen in der Stadt müssten "Hand in Hand" arbeiten, nicht gegeneinander.

Werkstück ist eine offene Theatergruppe um einen kleinen, festen Kern. Von Anfang an dabei ist Karl-Heinz Kirchmann, er mimt den Vater der Emilia Galotti und ist für den Bühnenbau verantwortlich. Neue Mitwirkende - vor allem jüngere - sind jederzeit willkommen.

Karten zu 13 Euro, ermäßigt elf Euro, gibt es im Vorverkauf nur in der Geschäftsstelle der Volkshochschule, Kammergasse 12, außerdem an der Abendkasse. Die Gruppe Werkstück verfügt über eine eigene Website. Sie ist über die Seite der VHS (www.vhs-freising.org) zu erreichen - dort dann den Emilia-Galotti-Flyer anklicken.

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