Das Stadtmuseum  im Jahr 2023:Mehr Raum für Freisings Geschichte

Das Stadtmuseum  im Jahr 2023: Das Freisinger Stadtmuseum im Asamgebäude wird größer und schöner.

Das Freisinger Stadtmuseum im Asamgebäude wird größer und schöner.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Wiederöffnung des Stadtmuseums im Asamgebäude ist zwar noch in weiter Ferne, Leiterin Ulrike Götz arbeitet aber schon mit Begeisterung am neuen Konzept - sie hat dafür künftig deutlich mehr Platz.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Bis zum Jahr 2023 dauert es zwar noch ein bisschen. Dann sollen die Sanierungsarbeiten im Asamtrakt mit dem dort integrierten Freisinger Stadtmuseum abgeschlossen sein. Die 3000 Objekte aus der Sammlung des Stadtmuseums sind derzeit an fünf verschiedenen Standorten eingelagert. Wie sie in den neuen Räumen präsentiert werden, daran arbeitet Museumsleiterin Ulrike Götz schon jetzt intensiv und vor allem mit Begeisterung. Das war am Dienstag im Kulturausschuss deutlich zu spüren, als sie dem Gremium die ersten "Konturen eines Konzeptes" vorstellte.

Wenn das neue Stadtmuseum einmal fertig ist, dann haben Ulrike Götz und ihr Team viel mehr Platz als früher. Statt 260 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind es dann 750. Das eröffnet Möglichkeiten und die will Götz nutzen, auch mit den Möglichkeiten der digitalen Medien.

Das neue Stadtmuseum ist architektonisch als Rundgang angeordnet. Der Besucher soll sozusagen durch die Freisinger Geschichte wandeln - und immer wieder auch einen Blick in die Gegenwart werfen können. Mehr Platz als früher will Ulrike Götz den geologischen Gegebenheiten und der Archäologie einräumen und ist hier auch in Gesprächen mit dem Archäologischen Verein. Wichtiger Bestandteil sei das fürstbischöfliche Freising, religiöse Aspekte mit dem Bistumsgründer Korbinian, aber auch weltliche. Eine Abteilung soll dem Handwerk gewidmet werden, das am Fuße des Dombergs gute Geschäfte machen konnte, ob Goldschmiede, Buchdrucker, Instrumentenbauer oder Perspektivmacher. Auch die Geschichte des Freisinger Mohren soll näher erläutert werden. Ausführlicher als früher will Ulrike Götz auch die große Sammlung der Freisinger Ansichten präsentieren und bis ins 20 Jahrhundert gehen- beispielsweise mit den Radierungen des 2015 verstorbenen Hallbergmooser Künstlers Konrad Dördelmann. Er hatte viele Anwesen in seinen Zeichnungen verewigt, die nach dem Flughafenbau verschwunden sind.

Eine Herzensangelegenheit sei ihr die Zeit um 1800 und die Säkularisation, deren Vorgänge und Folgen für die Bürger man am Freisinger Beispiel geradezu exemplarisch zeigen könne. Die Säkularisation im Jahr 1802/03 bedeutete die Aufhebung des über tausendjährigen Hochstifts Freising und damit das Ende der geistlichen Herrschaft der Freisinger Fürstbischöfe. Am 23. August 1802 wurde die Stadt militärisch besetzt. Der Säkularisation fielen auch alle Klöster und viele Kirchen der Stadt zum Opfer, sie wurden geplündert und abgebrochen.

Wer das neue Stadtmuseum besucht, der kann auch einen Blick in die jüngere Freisinger Vergangenheit und die Gegenwart werfen. Ulrike Götz stellt sich vor, das über die Personen der jeweiligen Zeit zu dokumentieren, mit Anton Schlüter, Papst Benedikt, dem Roider Jackl und natürlich Max Lehner, von 1948 bis 1970 Oberbürgermeister von Freising. Lehner war Opfer der Verfolgungen in der Reichspogromnacht. Obwohl er selbst kein Jude war und auch nie als Gegner der NSDAP auftrat, wurde er verprügelt und mit einem Schild mit der Aufschrift "Juda verrecke" durch die Stadt getrieben. Man warf ihm vor, judenhörig zu sein, da er jüdische Mitbürger vor Gericht vertrat. In diesem Zusammenhang soll auch das Thema Freising im Nationalsozialismus ausführlich dokumentiert werden. Das freute vor allem Kulturreferent Hubert Hierl. Das Thema mit seinen unschönen Seite dürfe auf keinen Fall zu kurz kommen, sagte er am Dienstag.

Am Ende seines Rundgangs könnte der Besucher auf ein betretbares Luftbild schauen und dort Freising in all seinen Facetten sehen. "Was sind die Orte, die diese Stadt prägen? Das soll man in diesem Raum erleben", erläuterte Ulrike Götz. Der Domberg gehöre dazu, Weihenstephan, aber auch die Stadtteile Lerchenfeld und Neustift und natürlich der nahe Flughafen. Das alles sei nicht in Stein gemeißelt. Für Anregungen sei sie jederzeit offen, versicherte Götz. Bürgermeisterin Eva Bönig hat auf jeden Fall jetzt schon Lust auf einen Besuch im neuen Stadtmuseum.

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