Das Rathaus als Kulisse:Filmstar Freising

In der ZDF-Serie "Schafkopf" zeigt sich die Domstadt von ihrer besten Seite. Und auch für andere Produktionen kommen Regisseure immer wieder gerne nach Freising _ besonders beliebt ist das Amtszimmer vom OB.

Regina Bluhme

- Mit gehetztem Blick saust die junge Anwältin Sandra Koch in der ZDF-Vorabendserie "Schafkopf" mit dem Fahrrad über den Platz. Aber Moment mal - da im Hintergrund, das ist doch das Freisinger Standesamt. Nicht zum ersten Mal dient die Domstadt als perfekte Filmkulisse. Rupert Widmann, Leiter der Hauptverwaltung, verhandelt mittlerweile ziemlich routiniert mit Filmproduzenten, Regisseuren oder Schauspielern.

Wenn die resolute Sandra Koch im ZDF vor Gericht für die kleinen Leute kämpft, dann tut sie das im Großen Sitzungssaal des Freisinger Rathauses. "Auch die Büros des Richters und des Staatsanwalt haben wir im Hauptamt von Freising gedreht", verrät "Schafkopf"-Produzent Mario Krebs. Die Polizeistation war für die Dreharbeiten am Rindermarkt 20 untergebracht, einige Häuser weiter stand ein Straßencafé. Außerdem wurde unter anderem vor dem Alten Gefängnis, in der Fischergasse, am Graben und in Freisinger Geschäften gedreht, zum Beispiel in der "Dirndl-Truhe" oder bei "Culinaria-Feinkost".

Mario Krebs ist von Freising ganz begeistert. Was die Stadt als Kulisse so attraktiv mache, sei "die Mischung aus verschiedenen baulichen Stilepochen", erklärt er. Außerdem lobt er das geschlossene Stadtbild und das Kopfstein-Pflaster, "die kleinen Wasserrinnen und die vielen malerischen, abschüssigen Gassen". Vom Rathaus und vom Marienplatz sei das Team auch fasziniert gewesen. "Das Wichtigste ist: Wir wurden überall sehr freundlich und großzügig unterstützt", so Krebs.

Mindestens zwei Filmanfragen pro Jahr landen bei Rupert Widmann, Leiter des Freisinger Hauptamts. "Die Leute schätzen bei uns auch die kurzen Amtswege", ist er überzeugt. Für Außen-Drehtermine ist das Ordnungsamt zuständig, alles innerhalb vom Rathaus fällt in Widmanns Ressort. "Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team". So weiß Widmann auch, dass eine Büroszene öfters von außen gefilmt werde, "dann müssen wir schauen, dass es zu keiner Behinderung kommt". Ein Anruf bei der Feuerwehr genügt. Sagt die Nein, muss sich der Regisseur eben was anderes einfallen lassen.

Recht beliebt für einen Dreh ist das Amtszimmer des Oberbürgermeisters. Da werde erst mal im Terminkalender des Stadtoberhaupts geblättert "und dann klappt das schon", so Widmann. Außerdem müsse natürlich das Personal vorgewarnt werden. In dem historischen Haus knarzen die Türen und Böden "und damit auch keiner durch eine Szene trampelt, muss man sich gut absprechen", so Widmann. Manchmal kann es aber schon passieren, dass Widmann auf dem Amtsflur plötzlich dem Schauspieler Gert Anthoff gegenübersteht. Gedreht haben in Freising auch schon Tobias Moretti, Erol Sander oder Konstantin Wecker. Noch gut kann sich Widmann an Hardy Krüger junior erinnern, der sein Motorrad widerrechtlich einfach vor dem Rathaus abgestellt hatte. Krüger war jahrelang Hauptdarsteller der ZDF-Serie "Forsthaus Falkenau". Sein Büro: das Amtszimmer des Freisinger Oberbürgermeisters. Von dem Großen Sitzungssaal sind die Filmleute laut Widmann "regelmäßig begeistert, wegen des wunderbaren Jugendstils und der Großräumigkeit". Für die Serie "Schafkopf" wurde der Saal, in dem sonst der Stadtrat tagt zum Gerichtssaal. Am Platz von OB Eschenbacher sitzt der strenge Richter und der Pressetisch wurde zur Anklagebank. Im Übrigen achtet Hauptamtsleiter Widmann streng darauf, "dass bei uns nur Szenen gedreht werden, die auch zu unserem altehrwürdigen Rathaus passen". Wenn ihm etwas komisch vorkommt, dann liest er sich vor einer Unterschrift schon mal das Drehbuch vor. Einmal habe doch tatsächlich ein Modeshooting für "Bravo-Girl" im Rathaus stattgefunden - "das war vor meiner Zeit", betont Widmann aber schmunzelnd.

Mit den Filmaufnahmen fließt auch Geld in die Stadtkasse. Über die Höhe der Einnahmen will Widmann nicht reden, nur so viel: "Wir versuchen, die Schmerzgrenze der Produktionsfirmen auszuloten". Ganz abgesehen davon: Auch wenn der Name der Domstadt nicht genannt wird, "ist es doch eine sehr schöne Werbung für Freising", erklärt Widmann.

Im nächsten Jahr wird Freising wieder vor der Kamera stehen. Klaus Bichlmeier will hier die "Zeitreise Freising" drehen. Nach seiner erfolgreichen "Zeitreise München" will der gebürtige Freisinger nun in elf bis zwölf Sequenzen die Geschichte der Domstadt aufblättern. Abgedreht sind bereits "100 Jahre Kino Freising", in weiteren Folgen sollen das Thema "Altes Gefängnis" und auch ein Freisinger Mordfall aus der Nachkriegszeit verfilmt werden. Bichlmeier denkt dabei an eine "unterhaltsam erzählte Filmdokumentation". Auch Zeitzeugen sollen zu Wort kommen.

Wer sich den Freisinger Sitzungssaal im Fernsehen ansehen will, hat dazu am Freitag, 28. Dezember, um 19.25 Uhr die letzte Gelegenheit. Dann endet nämlich die erste Staffel von "Schafkopf". Ob die Serie weitergeführt wird, entscheidet sich im Januar

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