"Das Kriegsbeil begraben":Mit Brief und Siegel

Lesezeit: 2 min

Viel Streit hat es um den Sendemast am alten Ziegelwerk in Leonhardsbuch gegeben, nun soll er weg. (Foto: Marco Einfeldt)

Vodafone verspricht der Gemeinde Allershausen schriftlich, den alten Sendemasten in Leonhardsbuch abzubauen. Dafür darf das Unternehmen einen neuen östlich der Autobahn in einem Landschaftsschutzgebiet errichten

Von Petra Schnirch, Allershausen

Der umstrittene Mobilfunkmast auf dem Gelände des alten Ziegelwerks hat bereits Nachbarn entzweit. Nun wird er an einen neuen Standort außerhalb der Ortschaft verlegt - und Bürgermeister Rupert Popp (PFW) appelliert an die Leonhardsbucher, "sich wieder zusammenzusetzen und das Kriegsbeil zu begraben". Er spricht von einer "guten Lösung", die Gemeinderäte sehen dies offenkundig ähnlich. Einstimmig billigte das Gremium am Dienstag die Pläne von Vodafone. Voraussetzung ist, dass der bestehende Mast tatsächlich abgebaut wird, was das Unternehmen zugesichert hat.

Die Gemeinderäte hatten sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Vodafone will im Landschaftsschutzgebiet östlich der Autobahn nahe am Amperkanal einen 28 Meter hohen Sendemast errichten. Nötig ist das vor allem deshalb, weil es für das Projekt "autonomes Fahren" auf der A 9 keine Funklöcher geben darf. Da auch gegen den neuen Standort mehrere Anwohner protestierten, brachte Popp eine Fläche weiter nördlich an der Autobahnbrücke ins Gespräch. Nach einem Treffen aller Beteiligten, auch mehrere Bürger aus Leonhardsbuch waren dabei, beauftragte die Gemeinde Thomas Gritsch vom TÜV Südbayern, die Standorte miteinander zu vergleichen.

Das Ergebnis der Immissionsprognose, die der Sachverständige am Dienstag im Gemeinderat vorstellte, war eindeutig: Der von Vodafone gewählte Platz belastet die etwa 300 Meter entfernt gelegene Ortschaft am wenigsten. Selbst wenn ihn zwei weitere Betreiber nutzen sollten, lägen die Emissionen deutlich unter denen am alten Ziegelwerk bei nur einem Anbieter. Das von Popp ins Spiel gebrachte Areal an der Autobahnbrücke könnte nicht ganz Leonhardsbuch versorgen. Er habe noch nie so eine eindeutige Aussage wie hier in Allershausen gehabt, sagte Gritsch.

Der Mobilfunkbetreiber hatte der Gemeinde zuvor ganz unverhohlen gedroht, dass er den Standort Ziegelwerk an der Dorfstraße mit LTE-Technik weiter aufrüsten müsse, wenn der 28-Meter-Sendemast am Amperkanal abgelehnt würde. In ihrer November-Sitzung hatten sich die Gemeinderäte noch skeptisch gezeigt, ob das Unternehmen die bestehende Antenne auch tatsächlich abbauen werde, wenn sie dem neuen Sendemasten zustimmten, da man Vodafone dazu nicht zwingen könne. Die Münchner Niederlassung hat zwischenzeitlich aber schriftlich bestätigt, dass sie den Mobilfunkstandort "abschalten und zurückbauen" werde. Voraussichtlich werde das noch in diesem Jahr geschehen. Lediglich für wenige Wochen sei ein Parallelbetrieb notwendig, um den Kunden den Mobilfunkservice ohne Unterbrechung zur Verfügung stellen zu können. Auch mit dem bisherigen Verpächter der Dachfläche am alten Ziegelwerk werde sich Vodafone nach eigener Auskunft einigen, sagte Popp.

Mehr als 12 000 Euro hat sich die Gemeinde die Standort-Analyse kosten lassen, antwortete er auf Nachfrage von Richard Dinkel (PFW). Der Bürgermeister, der selbst in Leonhardsbuch wohnt, hofft, dass mit dieser Lösung die ganze Ortschaft leben kann und die "tiefen Gräben" wieder zugeschüttet werden.

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: