Damit Einkaufen in Freising ein Erlebnis wird:Wertvolles Instrument

Eine "Sortimentsliste" soll zeigen, welche Geschäfte in die Innenstadt und nicht auf die "Grüne Wiese" gehören

Kerstin vogel

- Bei Schuhen und Spielwaren will man eigentlich nicht weniger, als einen Trend umkehren: Beide Warengruppen werden auf der neuen "Freisinger Sortimentsliste" als "zentrenrelevant" geführt - das bedeutet übersetzt, dass es in Freising wohl keine weiteren Schuhmärkte "auf der grünen Wiese" mehr geben wird, ebenso wenig wie neue Spielwarengeschäfte in Einkaufszentren: Die Stadträte können die Ansiedlung neuer Geschäfte mit zentrenrelevantem Sortiment außerhalb der Innenstadt künftig verbieten. Umgekehrt dürfen und sollen sich diese Branchen wieder in der Innenstadt ansiedeln - dort verspricht man sich von Spielzeug und Schuhen Nutzen für die Attraktivität.

Denn die Theorie sagt beispielsweise, dass Schuhe neben Bekleidung die "zweite Leitbranche des innerstädtischen Einzelhandels" sind. Diese beiden Branchen seien "kopplungsfähig", wird auch im neuen Einzelhandelsentwicklungskonzept der Stadt Freising erklärt: Die Modegeschäfte locken die Kunden in die Stadt - und die Schuhgeschäfte sorgen dafür, dass die Käufer noch ein wenig länger bleiben. Die Folgerung der "Cima Beratung + Management GmbH", die das Einzelhandelskonzept gemeinsam mit einem städtischen Lenkungskreis entwickelt hat: Schuhe sollten in der Freisinger Innenstadt wieder eine größere Bedeutung erhalten.

Zuletzt waren in der Domstadt eigentlich nur noch größere "Schuh-Supermärkte" eröffnet worden - etwa an der Erdinger Straße nahe dem Südring und in den Schlüterhallen. Nur 25,6 Prozent der für Schuhe ausgewiesenen Verkaufsfläche liegen in Freising in der Innenstadt. Noch schlimmer sieht es bei den Spielwaren aus. Weil die Branche in den vergangenen Jahren durch die Verbreitung elektronischer Spielwaren zunehmend unter Druck geraten ist, machen sich spezialisierte Anbieter "klassischer" Spielwaren in der Freisinger Innenstadt schon lange rar - nicht einmal elf Prozent der Verkaufsfläche für Spielzeug finden sich hier, fast 71 Prozent dagegen in sogenannten nicht-integrierten Lagen, also in den Fachmarktzentren oder als Randsortiment in SB-Warenhäusern.

Mit der Einordnung dieser Branchen als "zentrenrelevant" können die Freisinger Stadträte derartiges bei neuen Bebauungsplänen in Zukunft verhindern, das ist der Sinn der Freisinger Sortimentsliste. Stimmt nach dem Planungsausschuss auch der Stadtrat dieser Liste noch zu, verfügt er anschließend über ein wertvolles Steuerungsinstrument der Stadtplanung. Es ist dies ein "durchaus restriktives Werkzeug", wie Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher einräumt, der politische Wille in Freising sei ausdrücklich die Stärkung und Förderung der Innenstadt - und des Nebenzentrums Lerchenfeld .

Als "unstrittig" zentrenrelevant gelten im Entwicklungskonzept der Cima dabei Waren wie Oberbekleidung, Wäsche, Strümpfe, sonstige Bekleidung, Haus- und Heimtextilien (ohne Teppiche und Bodenbeläge), Stoffe, Kurzwaren und Handarbeitsbedarf, Textilien also, die als Leitsortiment der Innenstadt in jedem Fall als schützenswert angesehen werden. Den Branchen Uhren und Schmuck wird beispielsweise einige Bedeutung beigemessen, weil sie die Attraktivität der Altstadt erhöhen - gleiches gilt für Bücher, Zeitungen, Zeitschriften , Schreibwaren, Schulbedarf oder Bastelartikel. Auch Jagd- und Angelbedarf, Waffen oder Musikinstrumente und Briefmarken werden in dem Cima-Konzept als zentrenrelevant eingestuft, ebenso wie die Branchen der Nahversorgung. Dabei soll allerdings die Ansiedlung etwa von Lebensmittel- oder Drogeriemärkten auch außerhalb der zentralen Standorte möglich bleiben, um eine wohnortnahe Versorgung sicherzustellen.

Wünschenswert wäre es für die Cima-Experten, wenn es künftig in der Freisinger Altstadt auch wieder mehr Antiquitäten und Kunstgegenstände zu kaufen gäbe, wie es heißt. Auch diese Warengruppe wurde daher als zentrenrelevant eingestuft - anders als beispielsweise Fahrräder und Zoobedarf. Der Kauf von Fahrrädern werde nur sehr begrenzt mit anderen Einkäufen gekoppelt, heißt es zur Begründung, außerdem sei er transportaufwendig und die Branche entwickele sich "eindeutig in Richtung Fachmarkt". Vom nahezu vollständig aus dem Angebot der Innenstadt verschwundenen Zoobedarf erwartet man sich bei der Cima ebenfalls keine größeren Entwicklungsimpulse für die Innenstadt, zudem entwickele sich die Branche in Richtung "Autotransportware" , so dass hier über die Sortimentsliste erst gar kein Versuch unternommen werden soll, diese Waren zurück in die Innenstadt zu holen.

Sportartikel würden die Innenstadt-Experten dagegen sehr gerne wieder in der Altstadt sehen. Sie sollen als "wünschenswertes Leitsortiment" künftig wieder mehr Bedeutung erhalten und finden sich auf der Freisinger Sortimentsliste daher unter der Rubrik "zentrenrelevant". Auch hier wird es allerdings darum gehen, einen Trend umzukehren. Mit Intersport Koislmaier ist vor nicht all zu langer Zeit erst ein Sportartikel-Anbieter aus bester Innenstadtlage auf die grüne Wiese gezogen.

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